Süddeutsche Zeitung

Schule von LeBron James:Geben heißt auch: Verantwortung übernehmen

Wenn reiche Sportler sich sozial engagieren, zeigt das auch, dass die Politik zu wenig tut.

Kommentar von Jonas Beckenkamp

Natürlich gibt es diese Bilder immer wieder: Berühmte Sportler posieren kameratauglich für bestimmt gut gemeinte Wohltätigkeitsaktionen. Ein Foto für die eigene Stiftung, ein paar Ballspiele mit Kindern aus dem Viertel, nette Worte, man soll ja nie vergessen, wo man herkommt. Doch was verändert sich wirklich, wenn alle Selfies geschossen sind und der Scheck überreicht ist?

Der Basketballer LeBron James, nicht nur der Körperlänge nach einer der Größten seines Fachs, hat mit der Eröffnung seiner "I Promise School" nun ein Versprechen abgegeben. Das Versprechen auf Bildung. Er setzt damit in diesen Zeiten auch ein politisches Zeichen: Sein Versprechen ist, sozial benachteiligte Menschen mitzunehmen in die Gesellschaft, anstatt sie auszugrenzen; die Gesellschaft zu einen, anstatt sie zu spalten. Letztgenanntes wirft ja nicht nur LeBron James derzeit dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump vor. Aber der Basketballer ist vergleichsweise sehr laut in seiner Kritik.

Er wirft Trump beispielsweise auch vor, die Debatte über Respekt vor der US-Nationalhymne für seine politischen Zwecke zu missbrauchen. "In den vergangenen Monaten habe ich festgestellt, dass er den Sport dazu benutzt, um uns zu spalten", sagte er. Und nun setzt der Basketballer ein Zeichen, wie leicht es sich einen lässt, wenn man nur will.

Natürlich ist der 33-Jährige nicht der erste Sportler, der sich im großen Stil für soziale Belange engagiert. Doch wo einer Geld gibt oder Sportplätze errichten lässt, müssen ja nicht automatisch blühende Landschaften entstehen. Oft fehlt es an der konkreten Verankerung, die James nun anstrebt. Dazu braucht es Expertise. Dass an der Einrichtung in James' Heimatstadt Akron im US-Bundesstaat Ohio die sozial und schulisch schwächsten Kinder der Gegend eine Heimat finden, zeugt zumindest von feinem Gespür. James hat sich mit seiner Stiftung Gedanken gemacht, was genau die Community braucht, aus der er selbst stammt: Chancen und Anreize.

Entscheidend an seiner Initiative ist, dass er Konzepte anschiebt, mit denen die Schulbehörde schon lange liebäugelt, für die aber bislang die Mittel fehlten: ganztags geöffnete Türen, psychologische Betreuung, Nahrungsmittel zum Kochen für daheim. James, der in den kommenden vier Jahren 154 Millionen Dollar bei den Los Angeles Lakers verdienen wird, hat eine entscheidende Sache verstanden: Geben heißt auch, Verantwortung zu übernehmen für das, was mit den Spenden passiert. Er selbst muss es wissen, schließlich wuchs er bis zu seinem Wechsel in die NBA genauso auf wie die Schüler an seiner Schule: in einer vergessenen Welt, vor deren Problemen Politiker schon längst kapituliert haben.

Von Donald Trump sind derartige Sozialanschübe nicht überliefert, er wettert zwar gerne gegen Kriminalität und Verwahrlosung in afroamerikanisch geprägten Vierteln. Auf die Idee, dass Bildung eine Lösung ist, scheint er aber noch nicht gekommen zu sein. So lässt sich auch jener Schluss aus dieser Wohlfühlgeschichte ziehen: Was der US-Präsident Trump nicht schafft, erledigt in diesem Fall ein Vielverdiener aus dem Sport.

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Quelle:
SZ vom 01.08.2018/jbe
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