Schiedsrichterin im französischen Fußball:Vorbilder wie Stéphanie Frappart sind wichtig

FILE PHOTO: England v Netherlands - Women's Euro 2017

Stephanie Frappart wird in Frankreich ein Fußballspiel leiten. Ein Männer-Fußballspiel. Ende der Nachricht.

(Foto: REUTERS)

Erstmals wird eine Frau ein Spiel in Frankreichs höchster Fußballliga der Männer leiten. Sie sollte für ihre Leistung respektiert werden - und nicht auf ihr Geschlecht reduziert.

Kommentar von Anna Dreher

An und für sich könnte dieser Kommentar einfach nur eine kurze Nachricht sein. Stéphanie Frappart wird am Sonntag in der Ligue 1 als Schiedsrichterin das Fußballspiel zwischen dem Abstiegskandidaten SC Amiens und dem Ligapokalsieger Racing Straßburg leiten. Ja, und?

Die Tatsache, dass in Frappart nun erstmals eine Frau in der ersten französischen Profiliga der Männer pfeift, könnte ganz gelassen hingenommen werden. Aber Frauen im Männerfußball sind eben nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Im hochklassigen sowieso. Meldungen darüber generieren immer noch große Aufmerksamkeit oder sind gar Streitthema. In Deutschland war das so, als die in ihrer Qualifikation und in ihrem Können eigentlich unanfechtbare Bibiana Steinhaus als Schiedsrichterin mit der Partie Hertha BSC gegen Werder Bremen am 10. September 2017 in die erste Bundesliga aufstieg. Und es war so, als Imke Wübbenhorst im Dezember beim Oberligisten BV Cloppenburg als erste Frau eine Männermannschaft trainierte. In Frankreich ist das nicht anders.

Frappart fing früh mit der Ausbildung zur Unparteiischen an. Bereits als 19-Jährige pfiff sie ihre ersten Männerspiele, damals in der siebten Liga, und arbeitete sich stetig nach oben. Als erst zweite Französin nach Nelly Viennot schaffte sie es in die dritte Liga. Mit 30 Jahren begann Frappart in der zweiten Liga - und dieses Wochenende, mit 35, also in der ersten. Dass es nun endlich zu dieser Premiere kommt (die in England, Spanien und Italien noch aussteht), liegt auch am Frauenfußball. Frappart wird, wie Steinhaus und Riem Hussein, bei der Weltmeisterschaft von 7. Juni bis 7. Juli in ihrem Heimatland eingesetzt. Der Weltverband Fifa hat den Wunsch geäußert, dass die WM-Schiedsrichterinnen "unter bestmöglichen Bedingungen" auf das Turnier vorbereitet werden, heißt es in einem Statement des französischen Fußball-Verbandes FFF.

Die bisherige Karriere der 1,64 Meter großen Frappart, schrieb die französische L'Équipe in einem Porträt vergangenes Jahr, verlief lange fast schon unter dem Radar. Was für Frappart aber ein doppelter Erfolg war: Ein/e Schiedsrichter/in, dessen/deren Entscheidungen nicht debattiert werden, macht seine/ihre Arbeit offenbar gut. Und wenn das Geschlecht nicht groß thematisiert wird, auch. Sexistische Kommentare und dumme Sprüche musste auch Frappart sich anhören. Aber sie wird offenkundig respektiert für ihre Leistung an sich, nicht als Frau. Dass ihr Geschlecht nun doch wieder eine Rolle spielt, zeigt: So lange das noch der Fall ist, ist es wichtig, dass es Vorbilder wie Stéphanie Frappart gibt.

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