Prozess gegen Referee:Weedeobeweis

Prozess gegen Referee: Der sogenannte "Kölner Keller" mit Monitoren, die Spielszenen zeigen. Hier wird der Videobeweis durchgeführt.

Der sogenannte "Kölner Keller" mit Monitoren, die Spielszenen zeigen. Hier wird der Videobeweis durchgeführt.

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

In Italien soll dem Fußball-Schiedsrichter-Boss wegen sechs Tonnen Marihuana der Prozess gemacht werden. Trägt er damit zur Ehrenrettung der zuletzt umstrittenen deutschen Referee-Branche bei?

Glosse von Thomas Hürner

In jüngster Vergangenheit war festzustellen, dass das deutsche Volk mitunter unzufrieden ist mit jenen Männern, die auf dem Fußballplatz für Recht und Ordnung zuständig sind. Die SZ plädiert an dieser Stelle dennoch für mehr Nachsicht mit den Schiedsrichtern und auch mit ihren Assistenten im Kölner Keller. Denn der Blick ins Ausland gestattet mal wieder das tröstliche und urdeutsche Gefühl der Überheblichkeit, dass die Anderen noch viel schlechter dran sind.

Ja, klar, die Italiener mal wieder! Wie schlimm kann im deutschen Fußball ein Mangel an Recht und Ordnung sein, wenn es im Calcio ganz wahrhaftig um Law & Order geht? Aus jenem Land, in dem der Rekordmeister Juventus Turin einst wegen viel zu viel Schiedsrichternähe in die Zweitklassigkeit verfrachtet wurde, gibt es wieder Justiziables zu berichten: Dem italienischen Schiedsrichter-Boss Rosario D'Onofrio soll der Prozess gemacht werden. Er soll mit 42 Komplizen insgesamt sechs Tonnen Marihuana geschmuggelt haben.

Bei genauerer Betrachtung fällt zwar auf, dass sich die italienischen Schiedsrichter trotzdem nicht viel mehr Fehlurteile leisten als ihre Kollegen in Deutschland. Doch die SZ bleibt unverrückbar bei ihrer Empfehlung nach deutscher Überheblichkeit. In der festen Annahme, dass das hierzulande keinem Schiedsrichter die Sinne vernebelt, wartet man nun selbstbewusst die lange Winterpause ab, in der gewiss mit klarem Blick, frei von Weed, sowie nach bestem Wissen und Gewissen die Handspiel-Regel klar definiert und eine technische Lösung ausgearbeitet wird, dank der künftig alle notwendigen Kameraeinstellungen in den Kölner Keller gesendet werden.

So und nicht anders steht das zu erwarten im Land der deutschen Wertarbeit. Oder gibt's etwa ein paar Kulturpessimisten, die daran zweifeln würden?

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