Süddeutsche Zeitung

Wieder Gewalt gegen Schiedsrichter:Halbfinale im Südwestpokal abgebrochen

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Die Gewalt gegen Unparteiische im Amateurfußball reißt nicht ab. Das Halbfinale im Pokal des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV) zwischen den beiden rheinland-pfälzischen Verbandsligisten TuS Rüssingen und Alemannia Waldalgesheim wurde am Mittwochabend von Schiedsrichter Patrick Simon gegen Ende der ersten Hälfte abgebrochen, nachdem sein Assistent Jens Schmidt von einem Rüssinger Spieler zu Boden geschlagen wurde.

Beim Stand von 1:0 für Rüssingen hatte der TuS den zweiten Platzverweis kassiert. Daraufhin kam es zur Rudelbildung. Auf einem Video der Szene bei Twitter ist zu sehen, wie der Assistent durch den Schlag des Rüssingers zu Boden geht. Der Unparteiische kam immerhin wieder auf die Beine und konnte den Platz ohne Hilfe verlassen. In einer offiziellen Erklärung verurteilte der SWFV am Donnerstag "diesen Vorfall auf das Schärfste". Der Verband kündigte an, "alle ihm zur Verfügung stehenden sportrechtlichen Mittel zu ergreifen". Zudem gab der SWFV an, "unmittelbar nach Abbruch des Spiels" Kontakt mit dem betroffenen Schiedsrichterteam aufgenommen zu haben.

Waldalgesheims Trainer Aydin Ay forderte, der Verband müsse seiner Mannschaft am Grünen Tisch den Sieg und damit den Finaleinzug zusprechen. "Wir sind der sportlichen Möglichkeit beraubt worden, ins Finale einzuziehen", sagte Ay der dpa. Er verwies darauf, dass sein Team noch etwa 60 Minuten Zeit gehabt habe, um das Spiel gegen acht Gegner zu drehen.

"Ich will zunächst den Schiedsrichter-Bericht abwarten", sagte SWFV-Präsident Hans-Dieter Drewitz dem sid: "Die Täter sind durch die Platzverweise ohnehin erst einmal auf Eis gelegt. Das Ganze wird dann seinen Weg vor die Spruchkammer nehmen. Der Kammer möchte ich nicht vorgreifen, aber mit Blick auf die Spielwertung braucht man nicht viel Fantasie." Verbale und körperliche Übergriffe gegen Unparteiische hatten zuletzt den Amateurfußball bewegt. In Berlin gab es einen Schiedsrichter-Streik, zudem sorgte der Fall eines bewusstlos geschlagenen Referees in Südhessen bundesweit für Schlagzeilen.

Drei Jahre Sperre für Spieler in Hessen

In Hessen wurde derweil ein Amateurspieler lange gesperrt. Nach seiner brutalen Attacke auf einen Schiedsrichter in einem C-Liga-Fußballspiel Ende Oktober in Südhessen ist der Spieler der FSV Münster zu einer dreijährigen Sperre verurteilt worden. Zudem wurde der Verein mit einer sechsmonatigen Spielsperre und einer Geldstrafe in Höhe von 500 Euro belegt, bestätigte der Vorsitzende des zuständigen Kreissportgerichts Dieburg, Helmut Biegi, am Donnerstag.

Die Attacke auf den 22-jährigen Schiedsrichter in der Partie des FSV Münster gegen den TV Semd hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Der Unparteiische hatte dem Spieler die gelb-rote Karte gezeigt und war von diesem anschließend bewusstlos geschlagen worden. Ein Rettungshubschrauber musste den Schiedsrichter ins Krankenhaus bringen.

Der Verein hatte die Mannschaft nach der Prügelattacke vom laufenden Spielbetrieb abgemeldet, den Täter aus dem Verein ausgeschlossen und ihm ein lebenslanges Hausverbot erteilt.

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