Schalker Nullnummer -:Dann eben 2016

FC Schalke 04 - SC Freiburg

Schalke verabschiedet sich von seinen Champions-League-Ambitionen: Sidney Sam, Benedikt Höwedes und Joel Matip (v.l.n.r.) sind frustriert.

(Foto: Jonas Güttler/dpa)

Nach dem schwachen 0:0 gegen Freiburg weiß Di Matteo, dass sein Team keine Chance mehr auf die Champions League hat.

Von Christoph Ruf, Gelsenkirchen

In der 85. Minute erklang kurz der Evergreen aller frustrierten Fußballfans: "Wir woll'n euch kämpfen seh'n!". Es war das kollektive Seufzen eines Publikums, das nicht verstehen wollte, warum ihr Team sich mal wieder so schwer tat gegen einen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel. Der SC Freiburg, mit erkennbar friedlichen Absichten ins Westfälische gekommen, sollte am Ende nicht nur einen hochverdienten Punkt entführen. Er stellte auch das Team, das in der Schlussviertelstunde die einzige klare Tormöglichkeit hatte (Christian Günter, 84.). Und Schalke? Ein paar halbherzige Distanzschüsse, ein paar Zufallsaktionen, der Schlusspfiff kam einer Erlösung gleich. "Wir hatten 20 Minuten, mit denen wir halbwegs zufrieden sein können", bilanzierte Benedikt Höwedes. "Aber insgesamt haben wir zu viel vermissen lassen."

Der 28. Spieltag endete also so unbefriedigend wie letztlich wohl die gesamte Saison enden wird. Coach Roberto Di Matteo distanzierte sich jedenfalls von den Champions-League-Ambitionen: "Das Ziel, noch unter die ersten vier zu kommen, ist unrealistisch, der Abstand ist jetzt zu groß. Es wird unmöglich sein, die Punkte aufzuholen." Und: "Wir müssen jetzt nach vorne schauen und versuchen, dass wir nächste Saison international dabei sind."

Schon in die Pause waren die Schalker mit Pfiffen verabschiedet worden. Zwar waren die Platzherren die Mannschaft mit mehr Ballbesitz gewesen, doch zu mehr als einem Schuss von Klaas-Jan Huntelaar (33.) hatte es eben nicht gereicht. Und das war dann doch verdammt wenig gegen eine Freiburger Mannschaft, der ein Punkt ganz erkennbar genügte- bis sie merkte, dass an diesem Tag auch ein Dreier drin gewesen wäre. Im zweiten Durchgang nahm das Spiel ein wenig Fahrt auf, ohne dass Schalke allerdings gefährlicher vors Freiburger Tor gekommen wäre. Dementsprechend hartnäckig wurde Di Matteo bei der Pressekonferenz auch auf die frappierende Ideenarmut im Schalker Angriffsspiel angesprochen. Seine Antworten fielen vage aus. Im zweiten Durchgang, so Di Matteo, habe man doch ganz ordentlich gespielt: "Da sind wir mehr Risiko gegangen und hatten auch unsere Chancen." Insgesamt könne er die Ohnmacht des Publikums aber "schon nachvollziehen".

Schuster schießt den Elfmeter über die Latte

Tatsächlich war das Geschehen vor dem Tor von Ralf Fährmann spannender. Nachdem Benedikt Höwedes Admir Mehmedi im Strafraum von den Beinen geholt hatte, trat Julian Schuster an - und schoss den Elfmeter weit über die Latte (58.). "Das wird mich heute natürlich auch ein paar Stunden Schlaf kosten", sagte er nach dem Spiel. "Ich brauche ja niemandem zu erzählen, was drei Punkte für uns hier bedeutet hätten." Den vorzeitigen Klassenerhalt? Mit gegenwärtig 29 Punkten und drei Spielen ohne Gegentor in Serie ist der Optimismus auch so groß, dass man auch kommendes Jahr im Oberhaus spielt. Immerhin: Nach gut einer Stunde rückte dann tatsächlich SC-Keeper Roman Bürki in den Blickpunkt. Sowohl bei den Schüssen von Max Meyer und Huntelaar (61./67.) als auch bei dem Kopfball von Eric-Maxim Choupo-Moting (62.) war der Schweizer Nationalkeeper zur Stelle, der in der Form der vergangenen Wochen wohl nicht mehr viele Jahre in Freiburg spielen dürfte.

Wer nun mit einer Schalker Schlussoffensive gerechnet hätte - schließlich hatte Schalke vor der Partie ja noch theoretische Chancen auf die Champions-League-Qualifikation - sah sich getäuscht. Auch mit Julian Draxler, der eine Viertelstunde vor Schluss nach fünfmonatiger Verletzungspause eingewechselt wurde, tat sich im Angriff nicht mehr viel. Einigermaßen locker brachte Freiburg das Remis über die Zeit. "Abgesehen von der kurzen Hallo-wach-Phase nach dem Elfmeter war das heute zu wenig", sagte Höwedes. "Wir hatten auch schlicht nicht genügend Torchancen."

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