Schalker 3:0 bei Werder:Wieder Lust auf Fußball und Toreschießen

Schalke 04's Huntelaar celebrates his goal with teammate Sane during their German first division Bundesliga soccer match against Werder Bremen in Bremen

Glückliche Schalker: Klaas-Jan Huntelaar (links) bedankt sich bei Leroy Sane für dessen Torvorlage

(Foto: REUTERS)
  • FC Schalke gewinnt mti dem neuen Trainer André Breitenreiter bei Werder Bremen 3:0 und findet den Spaß am Fußball zurück.
  • Der Sieg in der Hansestadt war der erste Auftakterfolg in der Fußball-Bundesliga seit 2009.
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Von Filippo Cataldo

Zwei kleine Fakten, die viel über die Irrungen und Wirrungen beim FC Schalke 04 in den vergangenen Jahren aussagen: Das klare 3:0 gegen Werder Bremen war der erste Schalker Auftaktsieg seit 2009; in André Breitenreiter hat der elfte Schalker Trainer hintereinander sein erstes Spiel mit den Knappen gewonnen.

Zum ersten Mal seit Urzeiten ist Schalke, das sonst seine Trainer vorzugsweise mitten in der Saison wechselt, also mit einem Chefcoach in die Saison gestartet, der nicht nur eine ordentliche Sommervorbereitung mit der Mannschaft absolvieren durfte, sondern auch nach dem ersten Spieltag noch unumstritten ist. Zugegeben, das wäre Breitenreiter auch gewesen, wenn der Auftakt schief gegangen wäre. Doch mit so einem Sieg im Rücken arbeitet es sich natürlich deutlich angenehmer.

Denn Schalke bestätigte in Bremen den Eindruck aus dem 5:0 im DFB-Pokal gegen Duisburg. Breitenreiter, den Mittelfeldspieler Johannes Geis in einem Atemzug als "Kumpeltyp" und "harten Hund" bezeichnete, scheint der Mannschaft wieder die Lust auf Fußball und Tore zurückgegeben zu haben - auch wenn der schönste, spektakulärste und erste Treffer ein Eigentor von Theodor Gebre Selassie (34.) war.

Bremens Außenverteidiger hatte im Vollsprint den Ball wohl versehentlich an den Fuß bekommen, der sich hoch in die Luft drehte, um dann noch schneller Opfer der Erdanziehung zu werden. Eine passgenaue Bogenlampe, die Klaas-Jan Huntelaar so sicher nicht gelungen wäre. Schalkes Kapitän hatte vor Gebre Selassies Kunstschuss-Missgeschick seinen Fuß weggezogen.

"Wenn die Fans mich auspfeifen, müssen sie mich gemocht haben"

Doch schon vor dem Glückstreffer war Schalke die bessere Mannschaft gewesen in Bremen. Breitenreiter hat Schalke ein 4-1-3-2 verpasst mit zwei echten Mittelstürmern, Huntelaar und Franco di Santo, der bei seiner Rückkehr nach Bremen bei jeder Ballberührung heftig ausgepfiffen wurde und jede Unmutsbekundung mit einem Lächeln quittierte. "Wenn die Fans mich auspfeifen, dann müssen sie mich gemocht haben", sagte er später und bedankte sich bei den Werder-Fans für die Unterstützung der vergangenen Jahre. Netter Kerl.

Ein Torschuss gelang di Santo an alter Wirkungsstätte aber nicht, überhaupt spielte er eher unauffällig, aber er band immer ein paar Abwehrspieler und riss so auch einige Lücken für Huuntelaar und die anderen. Seine beste Szene hatte er noch vor dem Führungstreffer, als er Leon Goretzka die Vorlage zu einem Kopfball gab, den Werder-Keeper Felix Wiedwald stark parierte (27.).

Die zwei Stürmer wurden unterstützt und in Szene gesetzt von Julian Draxler und Eric Maxim Choupo-Moting, beide sehr offensiv orientiert und spielmachende Flügelspieler, und dem zentralen Goretzka. Draxler, trotz oder wegen seines Flirts mit Juve, und Choupo-Moting, obwohl eigentlich Stürmer, machten ihre Sache sehr ordentlich. Geis sicherte als Sechser ab.

"Von mir aus hätten die Spieler auch Krämpfe haben können"

Das alles klappte sehr gut bis auf eine kurze Phase nach dem Führungstreffer, als die Schalker einen Gang zurückschalteten und die Bremer einluden, auch am Spiel teilzunehmen. In der Pause mahnte Breitenreiter seine Spieler, nicht in alte Verhaltensmuster zu fallen und alles zu verspielen. "Ich wollte am Ende eine Mannschaft sehen, die kaputt ist. Von mir aus hätten die Spieler auch Krämpfe haben können. Die Spieler sollten einfach alles geben, das habe ich ihnen gesagt", verriet der Coach.

Die Ansprache wirkte, in der zweiten Hälfte spielten die Schalker die Partie zwar abgeklärt, aber auch engagiert zu Ende. In der 69. Minute nutzte Choupo-Moting einen Stellungsfehler der Bremer Verteidiger zum 2:0. Huntelaar (85.) vollendete dann noch einen phänomenalen Sturmlauf des gerade erst eingewechselten Leroy Sané, der 75 Meter vor dem Tor den Ball erobert hatte, auf dem Weg zum Strafraum drei Bremer austänzelte und fein auf Huntelaar ablegte. "Ich habe Leroy gesagt, dass wir noch eine Situation haben werden, wo er sich auszeichnen kann. Das war sie. Hat er toll gemacht, gute Übersicht", lobte Breitenreiter den Jungprofi.

Überhaupt war der neue Trainer nach dem ersten Auswärtssieg der Schalker im Kalenderjahr 2015 sehr zufrieden. "Wir waren die bessere Mannschaft, haben den Bremern in weiten Strecken des Spiels keine Chance gelassen", sagte er. Seine Spieler seien "super ins Spiel gekommen, wir haben uns viele Chancen erarbeitet, die wir nicht genutzt haben. Das Eigentor war der Dosenöffner."

Werders Trainer Viktor Skripnik konnte da nicht widersprechen. "In der Bundesliga werden eben alle Fehler sofort bestraft", sagte er.

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