2. Bundesliga:Überleben in der Kämpferliga

21.08.2021 - Fussball - Saison 2021 2022 - 2. Fussball - Bundesliga - 04. Spieltag: SSV Jahn Regensburg- FC Schalke 04

Schalkes Spieler fangen sich in Regensburg eine 1:4-Klatsche ein.

(Foto: Sportfoto Zink /Daniel Marr/imago images)

Werder und Schalke starten durchwachsen in die Saison. Um eingespielten Teams wie Regensburg oder Darmstadt begegnen zu können, müssen sie sich schnell auf die Besonderheiten der Spielklasse einlassen.

Kommentar von Philipp Selldorf

In dem Musical "Nullvier", das Schalke 04 aus Anlass seines 100. Geburtstags aufführte, gibt es die Figur eines alten Mannes, der dem Tod entgegensieht. Er schafft es jedoch, den lieben Gott zu überzeugen, wenigstens noch den Klassenerhalt seiner Königsblauen erleben zu dürfen, und am Ende gelingt sowohl das eine wie das andere: der Verbleib in der ersten Liga - und die Wandlung des Himmlischen Vaters in einen Schalker.

In diesem Sommer wurde der Beweis erbracht, dass "Nullvier" keinen Tatsachenbericht, sondern ein Stück Dichtung darstellt. Keine Macht hat den Abstieg der Gelsenkirchener abgewendet. Und die Geschichten von Schalkern, die ihr persönliches Lebensende ins Verhältnis zur weiteren Biografie ihres Vereins setzen, klingen jetzt auch ganz anders als im Musiktheater. So ließ am Wochenende der beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken angestellte Profi Dominik Ernst mit einer Prognose aufhorchen, die mit dem Wort pessimistisch unzureichend beschrieben ist. Ernst, aus Gelsenkirchen stammend, sagte voraus, er werde "es nicht mehr erleben, dass Schalke 04 eine erfolgreiche Zeit hat". Der Mann ist 31 Jahre alt.

Schalke hat am Samstag 1:4 bei Jahn Regensburg verloren, spontane Verbitterung ist Dominik Ernst nicht zu verdenken, aber es ist immer noch möglich, dass er sich täuscht in seiner Prophezeiung. Sein Verein ist nicht der einzige Traditionsklub, der in der fremden Galaxis Orientierung sucht. Schalke 04, Werder Bremen und der Hamburger SV sind mit vier bzw. fünf Punkten nach vier Spieltagen fast gleichwertig ausgestattet, Fortuna Düsseldorf und Hannover 96 stehen auch nicht besser da. Die Tabellenspitze schmücken dagegen typische Insassen dieser Spielklasse, die anders als die gestürzten Größen mit Saisonbeginn sofort zur Stelle waren: Dynamo Dresden, zurückgekehrt aus der dritten Liga, die bewährten Paderborner und Karlsruher sowie vorneweg die Regensburger, die bereits im fünften Jahr dem Betrieb angehören - angesichts des kleinen Budgets ein großer Erfolg.

Wie in der übrigen Fußballwelt ist auch in der zweiten Liga die Höhe des Etats ein maßgebender Erfolgsfaktor, es ist aber nur einer der wichtigen Einflüsse. Heimisch zu sein in dieser gefahrvollen Welt ist zum Beispiel ein ähnlich großer Wettbewerbsvorteil. Auch ist es in der nach oben und unten offenen Liga äußerst wertvoll, eine eingespielte Mannschaft an den Start zu bringen. Die Schalker konnten sich nach dem Verlust des nahezu kompletten Bundesligateams zwar eine neue, durchaus prominente Truppe leisten, doch dieses Gebilde muss jetzt, ähnlich wie der fragmentierte Kader in Bremen, erst mal zusammenfinden. Den Spielern gleichzeitig die spezifische Kampfbereitschaft der eingeborenen Zweitliga-Stämme aus Regensburg, Aue oder Darmstadt beizubringen, das ist die hohe Trainerkunst, die jetzt von Dimitrios Grammozis in Gelsenkirchen verlangt wird. Dass gerade die Zweifel an seinem Gelingen zunehmen, das werden Grammozis und - sofern er das Vertrauen hat - der Klub aushalten müssen: Starke Nerven sind ebenfalls dringend gefragt in dieser unsteten, tückischen Liga.

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