Schalke 04:Verfrühter Silvesterböller um Goretzka

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Wie lange jubelt Leon Goretzka noch für Schalke 04? (Foto: imago/Eibner)
  • Schalke 04 möchte den Vertrag mit Leon Goretzka nach wie vor verlängern.
  • Doch finanziell kann der Klub mit den Branchengrößen nicht mithalten. Das ahnt auch Sportchef Heidel.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Im vorigen Sommer hat zur Vertragsverlängerung zwischen Schalke 04 und Leon Goretzka angeblich nicht mehr viel gefehlt. Klub und Spieler sollen, so schildern es Vereinsverantwortliche, weitreichende und vielversprechende Verabredungen getroffen haben. Dann aber fuhr Goretzka nach Russland zum Confed Cup, wo seine Vorstellungen nicht nur dem Bundestrainer, sondern auch den Scouts von Europas führenden Klubs gefielen. Prompt nahm der Nationalspieler nach der Heimkehr von der Verlängerung des im Juni 2018 auslaufenden Vertrages erst mal wieder Abstand, und seitdem lässt das Thema die Betroffenen nicht mehr los.

Selbst an Silvester, dem letzten Tag seiner Weihnachtsferien, wurde Schalkes Manager Christian Heidel durch Alarmmeldungen vom Transfermarkt aufgeschreckt. In Spanien veröffentlichte die Sportzeitung Marca einen Artikel, wonach Goretzka, 22, Bewerbungen des FC Barcelona und Real Madrids zurückgewiesen habe, weil er den Wechsel zum FC Bayern vorziehe. Marca berief sich auf Quellen in der Umgebung der beiden Großvereine. Als die Meldung in deutsche Medien gelangte und Heidel von der vermeintlichen Neuigkeit erfuhr, setzte er sich sofort mit Goretzkas Berater Jörg Neubauer in Verbindung.

Mit Goretzka ins Trainingslager

Das Ergebnis der Unterhaltung mit dem Spieleragenten verkündete Heidel am Neujahrstag in mehreren öffentlichen Erklärungen: Goretzka habe sich noch nicht entschieden, ob er auf Schalke bleiben oder den Verein verlassen werde. Neubauer bekräftigte diese Darstellung im Gespräch mit Sport1: "Wenn die Entscheidung gefallen ist, dann werden Leon und ich zuallererst Schalke davon in Kenntnis setzen." Dies soll jedoch, wie zu hören ist, nicht vor Mitte Januar geschehen, und trotz der zunehmend beunruhigenden Anzeichen machen sich die Schalker tatsächlich immer noch Hoffnung, dass sie ihren Star noch ein Weilchen behalten dürfen.

Schalke 04
:Goretzka soll zu Bayern wechseln

Laut Medienberichten wird der Nationalspieler Schalke 04 im Sommer ablösefrei verlassen. Hinweise auf den Transfer nach München kommen aus Spanien.

Am Nachmittag des Neujahrstages brach Goretzka, der zuletzt in der Bundesliga wegen akuter Ermüdungserscheinungen hatte pausieren müssen, mit den Kollegen zur Fahrt ins Trainingslager nach Benidorm in Spanien auf. Ob er an der Costa Blanca allerdings noch entscheidende Hinweise für seine Entscheidung erhält? Schalke hat im Laufe dieser Saison noch mal eine große Initiative gestartet, um Goretzka das Bleiben zu erleichtern. Das Angebot geht weit über den Stand hinaus, der vor dem Confed Cup besprochen wurde, und übertrifft wohl in den finanziellen Umfängen alle Vertragswerke, die es beim Gelsenkirchener Bundesligaklub je gegeben hat.

Gleichwohl weiß Heidel, dass er es nicht schaffen wird, den Nationalspieler mit Geld zu überreden. Würde sich Goretzka für eines der Angebote aus der englischen Premier League entscheiden, könnte er - weil ablösefrei - allein mit der Vertragsunterschrift eine Provision von 20 Millionen Euro verdienen; ein zweistelliges Millionenjahresgehalt käme selbstredend hinzu. Die Rechnung ist einfach: Müsste man ihn aus einem Vertrag herauskaufen, würde er wenigstens 50 Millionen kosten. Eine Gratifikation von 20 Millionen ist für die Klubs aus Liverpool, Manchester oder London dementsprechend Kleingeld.

Was die Finanzen und das sportliche Niveau angeht, kann Schalke mit den anderen Bietern nicht mithalten. Heidel versucht es mit ideellen Reizen und Vernunftargumenten: Es geht ums Zuhause im Ruhrgebiet; um den Aufwärtstrend des Teams unter Trainer Domenico Tedesco, mit dem sich Goretzka außerordentlich gut versteht, und um die Frage, ob ein weiteres Jahr in Gelsenkirchen der persönlichen Entwicklung nicht besser täte als der Neuanfang in einem anderen Klub, in dem er - anders als in Schalke - ein Star unter vielen wäre (zumal einer, der keine Ablöse gekostet hat).

Auch ein Stück Moral wirkt mit: Goretzkas Heimatklub, dem VfL Bochum, würde bei einem ablösefreien Wechsel viel Geld entgehen. Anders wäre es, würde Goretzka den Vertrag mit Schalke verlängern: Dann wäre der VfL gemäß einer Klausel weiterhin mit 17,5 Prozent am Weiterverkauf beteiligt. So könnte Goretzka sein Versprechen wahrmachen, dem VfL "etwas zurückzugeben".

Der FC Bayern hat zur Personalie Goretzka erwartungsgemäß keine weiteren Erklärungen abgegeben. Erstens waren die Münchner mit Kofferpacken beschäftigt - die Mannschaft startet am Dienstag ins Trainingslager nach Katar -, zweitens entspricht es nicht den Gepflogenheiten, einseitig den Transfer eines Spielers bekannt zu machen, um den der andere Klub noch kämpft. Dennoch hält man es in Gelsenkirchen für wahrscheinlich, dass die Bayern ihren Anteil an der Wechselmeldung zu Silvester hatten.

Bedarf für einen jungdynamischen Mentalitäts-Spieler wie Goretzka gibt es im bayerischen Kader allemal: Zwar mangelt es nicht an zentralen Mittelfeldspielern, weshalb etwa die Nationalspieler Sebastian Rudy und Corentin Tolisso zuletzt eher enttäuschende Einsatzbilanzen vorzuweisen hatten. Ob Arturo Vidal und der immer wieder von seinem Heimatklub aus Barcelona umworbenen Thiago in der nächsten Saison noch dem Verein angehören werden, ist allerdings fraglich. Leon Goretzka könnte dann manche Lücke füllen.

© SZ vom 02.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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