Grammozis-Aus bei Schalke 04:Pointe im Bierregen

Grammozis-Aus bei Schalke 04: Letzte Anweisungen: Dimitrios Grammozis beim 3:4 gegen Hansa Rostock.

Letzte Anweisungen: Dimitrios Grammozis beim 3:4 gegen Hansa Rostock.

(Foto: David Inderlied/dpa)

Nach dem turbulenten 3:4 gegen Hansa Rostock muss Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis gehen - die Sportliche Leitung traute ihm nicht mehr zu, den Bundesliga-Aufstieg zu bewerkstelligen.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Schiedsrichter Benjamin Cortus bekam den Zorn des Schalker Publikums nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren. Auf dem Weg in die Kabine wurde er von Tausenden ausgepfiffen, und es regnete Bier auf ihn wie aus einem Wolkenbruch. Irgendwer sollte nach Auffassung der Fans gefälligst dafür büßen, dass Schalke 04 gegen den Tabellensechzehnten Hansa Rostock 3:4 verloren hatte, zumal durch ein Gegentor in der Schlussminute, das dem konfusen Auftritt der Hausherren die würdige Pointe zufügte. Büßen mussten aber lediglich die Regenmacher selbst, sie wurden umgehend von Ordnern abgeführt - und am nächsten Tag Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis, der in Folge der Niederlage die Beurlaubung erhielt.

Das hohe Gericht hatte bereits eine gute Stunde nach dem Spielende im Stadion getagt: Sportvorstand Peter Knäbel, Sportchef Rouven Schröder und der für den Sport zuständige Aufsichtsrat Youri Mulder erkannten keinen Spielraum mehr. Die Überzeugung, mit Grammozis das Saisonziel Aufstieg zu erreichen, sei nicht mehr gegeben, befand Schröder.

Seit Jahresbeginn seien sowohl die Resultate wie die Leistung zu bemängeln, stimmte Knäbel ein, man habe "die Weiterentwicklung des Kaders thematisiert, aber nicht gesehen". Schröder hatte bereits nach seiner Ankunft im Sommer Zweifel an Grammozis gehabt, der Bundesliga-Abstieg sei eine zu große Hypothek, argumentierte er. Eine Ersatzlösung hatte er bereits zur Hand, doch Knäbel setzte den Verbleib von Grammozis durch.

Den Aufstieg hat Schalke noch nicht aufgegeben

Am Donnerstag hatte Grammozis noch die Glückwünsche eines Reporters empfangen, der zum Jubiläum gratulierte - ein Jahr im Amt, das sei schon lange keinem Schalke-Trainer gelungen. Zwei Tage später erwies sich der Scherz als Omen. Gegen eine aufrechte Hansa-Elf lief Schalke immer wieder neuen Rückständen her. Dreimal stellte Simon Terodde mit seinen Kopfballtreffern, einer famoser als der andere, den Ausgleich her, aber die strukturellen und individuellen Mängel in der Deckung konnte er nicht allein ausgleichen. Grammozis rügte die "schlechte Restverteidigung" im Team, aber es war wie so oft: Wieder wusste er erst hinterher, wie seine Elf es besser hätte machen müssen. Bis zur Winterpause hatte er das komplett neue Team aussichtsreich formiert, seitdem blieb der Fortschritt aus.

Den Kampf um den Aufstieg hat Schalke trotz des Rückstands auf die ersten Ränge nicht aufgegeben. Es stehen noch direkte Duelle mit sämtlichen Spitzenteams aus, dafür muss Grammozis nun dem Nachfolger Platz machen. Von Friedhelm Funkel und Bruno Labbadia bis zu Daniel Farke werden im Publikum viele Lösungen diskutiert, aber es wäre keine Überraschung, wenn der skeptische Sportchef Schröder seine Wahl längst getroffen hätte.

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