Süddeutsche Zeitung

Fleischfabrikant:Tönnies tritt als Schalker Aufsichtsratschef zurück

Das bestätigt der Verein in einer Mitteilung. Jahrelang war der Milliardär der starke Mann im Klub aus Gelsenkirchen. Nach einem Corona-Ausbruch in seinen Fleischfabriken forderten mehrere Fanorganisationen seinen Rückzug.

Clemens Tönnies tritt von seinem Amt als Aufsichtsratsvorsitzender beim Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 zurück. Das bestätigte der Klub am Dienstag in einer Mitteilung. Zuerst hatte die Bild-Zeitung davon berichtet. Der 64-Jährige war nach Corona-Fällen in seinem Fleisch-Unternehmen zuletzt massiv in die Kritik geraten. Schalke will zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben, wer Nachfolger als Aufsichtsratschef wird. Tönnies saß 26 Jahre lang in dem Gremium, seit 2001 war er der Vorsitzende.

"Es war mir stets eine Ehre, diesem großen Klub über ein Vierteljahrhundert dienen zu dürfen. Und es erfüllt mich mit Dankbarkeit und etwas Stolz, dass ich von den Mitgliedern immer wieder als Aufsichtsrat bestätigt wurde. Selbstverständlich werde ich dem FC Schalke 04 - ein Leben lang - verbunden bleiben", schrieb Tönnies selbst in seinem Rücktrittsgesuch an den Club.

Die Klub-Vorstände Alexander Jobst und Jochen Schneider ließen sich in der Vereinsmitteilung mit folgenden Worten zitieren: "Als Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats hat Clemens Tönnies ganz entscheidenden Anteil daran, dass sich der FC Schalke 04 in den vergangenen 26 Jahren als eines der sportlichen und wirtschaftlichen Schwergewichte in der Bundesliga etabliert hat." Man wisse, wie schwer ihm die Entscheidung gefallen sei. Jens Buchta, Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, sagte: "Wir bedauern die Entscheidung von Clemens Tönnies sehr. Er hat das Gremium als Vorsitzender in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit seiner Mischung aus Bodenständigkeit und Dynamik geprägt."

Mehrere Schalker Fangruppen hatten zuletzt nochmals intensiv den Abschied des milliardenschweren Fleischfabrikanten gefordert, der sich bereits im vergangenen August in einer Rede rassistisch geäußert hatte. Unter dem Motto "Schalke ist kein Schlachthof! Gegen die Zerlegung unseres Vereins", protestierten am vergangegenen Wochenende etwa 1500 Fans gegen den Schalke-Boss. In Tönnies' Betrieb in Rheda-Wiedenbrück hatte es zuletzt einen großen Corona-Ausbruch mit mehr als 1500 Fällen gegeben.

Nach 16 sieglosen Spielen am Stück beendete Schalke die Saison nur auf Rang zwölf. Schon vor der Corona-Krise wuchsen die Verbindlichkeiten auf fast 200 Millionen Euro an. Um die finanziellen Ausfälle aufgrund der Corona-Pandemie zu kompensieren, will das Land Nordrhein-Westfalen nach SZ-Informationen dem Klub eine Bürgschaft für einen Kredit über 35 Millionen Euro gewähren. Zuvor hatte der FC Schalke 04 schon beschlossen, eine Gehaltsobergrenze einzuführen. Neue Spielerverträge sollen künftig ein Jahresgehalt von 2,5 Millionen Euro nicht überschreiten.

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Sz.de/sid/schm
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