Schalke scheitert in der Champions League:Unsanft gelandet

Der FC Schalke 04 zeigt gegen Galatasaray Istanbul zwei Gesichter - grandiose Patzer wechseln sich mit couragierten Aktionen ab. Der Klub verliert 2:3 und scheidet trotz einer starken zweiten Spielhälfte aus der Champions League aus.

Wahre Leidenschaft vermag sowohl Ehrgeiz als auch Mut anzustacheln, und so machte vor dem Anpfiff eine kuriose Geschichte die Runde auf Schalke: Anhänger von Galatasaray Istanbul, von denen es im Ruhrpott ja Zehntausende gibt, hatten offenbar versucht, einen Tunnel zu graben, um zum Achtelfinal-Rückspiel der Champions League in die mit 54.142 Zuschauern ausverkaufte Arena zu kommen - dabei waren sie allerdings erwischt worden.

Von Schalke-Fans war derartig zupackender Enthusiasmus nicht überliefert, dabei herrschte nach dem 2:1 im Bundesliga-Derby gegen Dortmund ja auch bei ihnen Hochstimmung. "Wir nehmen das Selbstvertrauen, für das wir lange gearbeitet haben, mit in dieses Spiel", hatte Trainer Jens Keller angemessen euphorisch angekündigt. Selbstbewusst wirkte seine Mannschaft dann zunächst allerdings überhaupt nicht - und trotz einer viel mutigeren zweiten Spielhälfte endete ihr Höhenflug unsanft: Der FC Schalke 04 verlor 2:3 (1:2) und schied nach dem 1:1 im Hinspiel aus der Champions League aus.

Keller musste auf zwei wichtige Säulen verzichten: Wie erwartet ersetzte Teemu Pukki im Schalker Sturm den verletzten Klaas Jan Huntelaar; und Marco Höger spielte, wie in der Liga, für den auch in der Champions League gesperrten Jermaine Jones.

Galatasaray kam, wie von Trainer Fatih Terim angekündigt, wild entschlossen und offensiv auf den Platz und dominierte von Beginn an. Torwart Timo Hildebrand hatte gegen Didier Drogba (6.) und Selcuk Inan (13.) gleich zwei Paraden zu zeigen - dann ging überraschend der FC Schalke in Führung. Nach einer Ecke von Jefferson Farfan herrschte Verwirrung im Strafraum; schließlich prallte der Ball Roman Neustädter vor die Füße, der aus acht Metern zur Führung traf (18.).

Verdorbener Abend in der ersten Hälfte

Doch auch das Führungstor trug nicht dazu bei, dass Schalke besser in die Partie fand. Huntelaar wurde schmerzlich vermisst, und der zuletzt hoch gelobte Julian Draxler erwischte in der Offensivzentrale eine eher unglückliche erste Spielhälfte - was man einem 19-jährigen Talent wohl zugestehen darf. Galatasaray zeigte sich vom Rückstand keineswegs beeindruckt, spielte weiter überlegen und kam weiter zu Chancen. In der 37. Minute fiel der längst verdiente Ausgleichstreffer: Selcuk Inan spielte einen Freistoß quer zu dem verblüffend ungedeckten Hamit Altintop, der frühere Schalker schoss aus knapp 30 Metern an den Innenpfosten, von dort prallte der Ball ins Tor.

Die einigen tausend Galatasaray-Fans, die es auch ohne Tunnel ins Stadion geschafft hatten, dominierten nun akustisch derart, wie es ihre Mannschaft spielerisch tat. Wie das 1:2 fiel, war für Schalke dann wahrlich ärgerlich: Nach einem Fehlpass von Neustädter grätschte Selcuk Inan in den Ball, der als eine Art weiter Befreiungsschlag in den Lauf von Burak Yilmaz flog; der setzte sich gegen Höwedes durch und lupfte den Ball über den aus dem Tor stürmenden Hildebrand (42.).

Zur Pause wechselte Trainer Keller Neustädter aus; Christian Fuchs kam in die Partie und sollte über die linke Seite mithelfen, Druck zu machen. Zwei Treffer brauchten die Schalker ja nun - und der nun nötige Mut der Verzweiflung tat ihnen sichtbar gut. Plötzlich waren sie fest entschlossen, sich doch noch einen Tunnel ins ersehnte Viertelfinale zu graben. Erst hatten sie Glück, dass Burak an Hildebrand scheiterte (52.); aber was dann passierte, wird dem Schalker Anhang noch lange im Gedächtnis bleiben.

Das Team erspielte sich nun, angeführt vom immer besser werdenden Draxler, Chance um Chance - mit viel Leidenschaft, aber auch mit feiner Spielkunst. Pukki hatte die erste Möglichkeit und scheiterte an Istanbuls Torwart Fernando Muslera (56.); Draxler verfehlte das Tor nach einem tollen Solo knapp (61.); Höger schoss aus 20 Metern an die Querlatte (62.). Doch Farfan brachte den Ball umgehend zurück in den Strafraum, Pukki störte Muslera, der Abpraller kam zu Uchida. Der Japaner legte quer zu Michel Bastos, der den Ball aus sechs Metern unter die Latte drosch - nun stand es 2:2 (63.).

Damit war die Hochphase der Schalker, was die Chancen anging, zwar vorbei - spannend blieb es dennoch, weil Galatasaray immer müder wirkte und kaum brauchbare Konter zustande brachte. Chinedu Obasi und Max Meyer ersetzten in der 85. Minute Pukki und Höger. Doch auch fünf Minuten Nachspielzeit reichten den anrennenden Schalkern nicht mehr, um noch zu Chancen zu kommen. Stattdessen traf Umut Bulut in der 95. Minute nach einem Konter zum 2:3-Endstand. Auf dieses Tor kam es nicht mehr an - die Schalker mussten sich ärgern, dass sie den Abend in der ersten Hälfte verdorben hatten.

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