Schalke 04 scheitert an Bilbao:Schalke rennt, kämpft - und scheidet aus

Das 2:4 aus dem Hinspiel war für Schalke 04 eine Bürde, die mit der Aufgabe des Sysyphos zu vergleichen war. Raúl und seine Kollegen rannten, kämpften, schossen Tore - doch am Ende reichte es gegen Athletic Bilbao nicht zum Einzug ins Halbfinale der Europa League.

Jürgen Schmieder

Es ist nicht überliefert, was Huub Stevens seinen Spielern vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Europa League erzählt hat. Der knorrige Holländer gilt nicht gerade als einer, der im Motivationshandbuch für moderne Übungsleiter blättert und dann Geldscheine an die Kabinentür klebt, die Akteure zum Italiener schickt oder einen Ersatzspieler am Krawittel packt und ihn dann suspendiert.

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Alle Eile war umsonst: Klaas-Jan Huntelaar holt den Ball nach Raúls Treffer aus dem Tor - doch Schalke schaffte es nicht, den Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen.

(Foto: AFP)

Was immer Stevens getan hatte: Es funktionierte nicht ganz. Schalke 04 schaffte im intensiven und spannenden Viertelfinal-Rückspiel der Europa League bei Athletic Bilbao mit einer engagierten Leistung ein 2:2 - doch das war nach der Niederlage im Hinspiel zu wenig, weshalb Schalke ausschied und Bilbao im Halbfinale gegen Sporting Lissabon spielen darf. Wunder, von denen insbesondere Manager Horst Heldt geträumt hatte, gibt es eben nur immer wieder einmal.

"Wir haben heute alles gemacht, super gespielt, wir können uns nichts vorwerfen", sagte Klaas-Jan Huntelaar. "Leider haben wir zuhause zu wenig herausgeholt." Horst Heldt ergänzte: "Die Mannschaft hat es in der ersten Halbzeit versucht, dafür hat sie ein Kompliment verdient."

Das 2:4 aus dem Hinspiel war ohnehin eine Bürde, die mit der Aufgabe des Sysyphos zu vergleichen war: Wenn sie ein Tor schießen, müssen sie zurück und noch eines erzielen. Und dann wieder zurück und noch eines erzielen - immer vorausgesetzt, dass Bilbao keinen Treffer schafft. Dann nämlich müssten sie den Stein noch einmal mehr nach oben befördern.

Missglückte Abwehrversuche

"Ich bin realistisch und denke, dass für uns das Weiterkommen sehr, sehr schwer wird. Aber es hat schon mehr Sachen im Fußball gegeben, die unglaublich waren", hatte Stevens vor der Partie gesagt. Hunterlaar hatte ergänzt: "Ein schnelles Tor für uns, vielleicht ein Elfmeter oder ein Platzverweis gegen Bilbao. Die Chance ist nicht groß, aber sie ist bis zum Ende immer da."

Stevens formierte seine Akteure in einem recht offensiven 4-1-3-2-System, hinter den beiden Angreifern Huntelaar und Chinedu Obasi agierte Raúl, der vor dem Spiel ungefähr 30.000 Hände hatte schütteln müssen. Lewis Holtby und José Manuel Jurado wetzten die Außenbahnen hinunter und sorgten durchaus für sehenswerte Angriffe.

Die erste Chance für Schalke resultierte jedoch aus einem missglückten Abwehrversuch der Spanier: Huntelaar drosch den Ball aus 14 Metern volley aufs Tor (10.), scheiterte jedoch an Gorka Iraizoz. Wenige Minuten später probierte es Holtby erfolglos aus der Distanz, kurz darauf noch erfolgloser Obasi.

Schalke schafft nur noch einen Treffer

Das erste Tor für Schalke hatte seinen Ursprung ebenfalls in einem missglückten Abwehrversuch der Spanier: Huntelaar schoss den Ball aus 19 Meterns aufs Tor und ließ Iraizoz keine Chance. Der Treffer fiel in der 27. Spielminute und in einer Situation, als die Spanier gerade beschlossen hatten, ein wenig teilzunehmen an diesem Spiel.

"Wir müssen Bilbao ein wenig ins Grübeln bringen", hatte Stevens vor der Partie gesagt. Die Spanier grübelten tatsächlich ein wenig, sie ließen die Schalker Chancen zu und sie mussten gar auswechseln: Für den verletzten Ander Herrera kam Ibai Gomez aufs Feld. Das Problem für die Schalker war, dass der Eingewechselte sich kurz vor der Pause den Ball schnappte, ein wenig dribbelte und dann aus 22 Metern ins Tor schnibbelte. Das bedeutete für Schalke: Der Stein musste noch einmal mehr auf den Berg gerollt werden.

Die Schalker rollten den Stein zu Beginn der zweiten Halbzeit gleich wieder - nein, eigentlich war es Raúl, der allein schob: Er erkämpfte sich in der eigenen Spielhälfte den Ball, passte weiter, eilte nach vorne - und wuchtete den Ball nach Zuspiel von Obasi aus 18 Metern ins rechte Kreuzeck.

Das 2:2 durch Markel Susaeta (55.) störte die Schalker kaum, weil sie immer noch zwei Tore erzielen mussten. Sie rannten weiter, sie griffen an, sie schossen aufs Tor. Holtby scheiterte knapp (63.), Farfán am Torhüter (67.), Huntelaar an seiner Kopfballtechnik (76.). Immer wieder inszenierte Raúl Angriffe, ein Tor wollte den Schalkern nicht mehr gelingen.

Raúl hat in seiner ruhmreichen Laufbahn zahlreiche große Spiele auf internationaler Bühne gezeigt. Nach dieser Partie schüttelte er Hände, er umarmte, er küsste. Das unglückliche Ausscheiden und der egagierte Auftritt seiner Mannschaft könnten Ansporn sein, vielleicht doch noch ein Jahr auf Schalke dranzuhängen.

Viertelfinale der Europa League:

Athletic Bilbao - Schalke 04 2:2 (1:1) Tore: 0:1 Huntelaar (29.), 1:1 Ibai Gomez (41.), 1:2 Raul (52.), 2:2 Susaeta (55.)

Hannover 96 - Atletico Madrid 1:2 (0:0) Tore: 0:1 Adrian (63.), 1:1 Diouf (81.), 1:2 Falcao (87.)

FC Valencia - AZ Alkmaar 4:0 (2:0) Tore: 1:0 Rami (15.), 2:0 Rami (17.), 3:0 Alba (56.), 4:0 Pablo Hernandez (80.)

Metalist Charkow - Sporting Lissabon 1:1 (0:1) Tore: 0:1 van Wolfswinkel (44.), 1:1 Cristaldo (57.) Besonderes Vorkommnis: Patricio (Lissabon) hält Foulelfmeter von Cleiton Xavier (64.).

Im Halbfinale treffen nun Bilbao und Lissabon sowie Madrid und Valecia aufeinander.

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