Schalke mit Remis gegen Arsenal:Belohnt fürs wilde Tempo

Schlecht begonnen, stark aufgeholt: Schalke 04 liegt im Heimspiel gegen den FC Arsenal schnell 0:2 hinten und muss wie schon zuletzt in der Liga eine Pleite befürchten - doch dann spielt die Elf von Trainer Huub Stevens plötzlich rasant und erfolgreich. Das 2:2 lässt den Gelsenkirchenern weiter alle Chancen offen.

Philipp Selldorf

Auch das Wiedersehen mit dem FC Arsenal hat Schalke 04 einen großen Europapokalabend beschert. Beim 2:2 gegen die Mannschaft aus dem Norden von London erfreute der Bundesligist seine Fans im ausverkauften Stadion mit einer dramatischen Aufholjagd und einer mitreißenden Energieleistung. Das Resultat lässt alle Möglichkeiten, als Gruppensieger ins Achtelfinale einzuziehen.

Gleich nachdem die Helfer nach klassischer Art das Champions-League-Laken gelüftet hatten, setzte Schalke 04 schon in wildem Tempo das Hauptprogramm in Gang. Auf die übliche Ouvertüre in Form des sogenannten "vorsichtigen Abtastens" verzichteten die Gastgeber und begannen das Champions-League-Spiel gegen den FC Arsenal, wie sie am Samstag das Punktspiel bei der TSG Hoffenheim beendet hatten: im stürmischem Vorwärtsbetrieb.

Es war noch keine Minute vergangen, da hatte Rechtsverteidiger Uchida bereits den ersten Alleingang in den Strafraum unternommen - sein Zuspiel auf Huntelaar blieb jedoch ein wilder Irrläufer. Es ging aber gleich weiter: Erst ein wunderbarer Konter, der dank Huntelaars Hackentrick bei Fuchs landete (schoss jedoch kläglich vorbei), dann das Solo von Afellay (schoss in die Arme von Torwart Manonne), dann der gefährliche Kopfball von Höwedes nach Farfáns Eckstoß (knapp drüber) - Schalkes Angriffsgeist war beeindruckend.

Das Problem war bloß: Erstens ist aus gutem Grund noch niemand auf die Idee gekommen, den FC Arsenal mit Hoffenheim zu verwechseln. Und zweitens hatten die Schalker mit eben dieser Spielweise - alle Mann im Galopp nach vorn zur fröhlichen Chancenverschwendung - schon im Kraichgau 2:3 verloren. So passierte es, dass in der 18. Minute die Schalker plötzlich aus ihrer schönen Wolke fielen. Der Ball lag zum 0:1 in ihrem Tor.

Ein Schreck folgt dem nächsten

Neustädter hatte sich im Mittelfeld bei einem Kopfball verschätzt; statt in die gegnerische Hälfte, beförderte er den Ball in die Gegenrichtung, wo sich Arsenals Mittelstürmer Giroud aufhielt und die Vorlage dankbar annahm, als er sah, dass niemand ihm auf dem Weg Richtung Tor zusetzte. Höwedes kam als Retter hinzu, und auch Torwart Unnerstall schaltete sich ein - mit dem Effekt, dass Arsenals Rechtsaußen Walcott der lachende Dritte war und mit dem Ball ins Tor spazierte.

Das war aber nur der erste Schreck. Die Schalker sortierten sich und spielten wieder nach vorn, Fuchs hatte die nächste ordentliche Chance (24.), aber die Antwort kam prompt: Giroud bediente Podolski, Arsenals kölschen Linksaußen, der Höger (den Kölner in Schalker Elf) narrte und den Ball gleich zurück an den französischen Kollegen schickte: Kopfball, 0:2. Wo waren eigentlich die Verteidiger geblieben?

Es sah jetzt nicht bloß schlecht aus für Schalke, es sah böse aus. Eine anarchische Phase setzte ein, in der die Ordnung des Teams völlig verloren ging. Vorne wurden die Flanken in den Strafraum geprügelt, hinten wurden den Gästen riesige Lücken zum Kontern geboten. Doch weil Arsenal die Einladungen nicht annahm und Schalke wieder zur Besinnung kam, gab es vor der Pause doch noch das ersehnte Anschlusstor: Der starke Holtby leitete den Ball geschickt auf Huntelaar, der beim platzierten Schuss in die lange Ecke die Ruhe des Torjägers behielt (45.).

Das 1:2 versprach eine spannende zweite Halbzeit, und das Versprechen lösten die Schalker umgehend ein. Sie stürzten in geschlossener Formation vorwärts, als ginge es um ihre letzte Hoffnung. In irrem Tempo folgte eine Chance auf die nächste, der FC Arsenal kam sich vor wie die TSG Hoffenheim. In der 51. Minute jubelten die Fans bereits über den Ausgleich, als Huntelaar allein vor Manonne stand, aber der Niederländer hatte da nicht die Ruhe des Torjägers und kam am italienischen Ersatztorwart nicht vorbei.

So ging es tumultuös weiter, bis schließlich Farfán, der mit Afellay eine für die Londoner unaufhaltsame Flügelzange bildete, das 2:2 gelang (68.). Dieses Tor wirkte wie eine kühle Dusche auf die erhitzten Schalker Gemüter, und plötzlich bekamen auch die Gäste den Ball zu sehen. Vor allem in der 94. Minute: Da tauchte Walcott allein vor dem Schalker Tor auf, doch Unnerstall - der in Hoffenheim in solchen Szenen zweimal bezwungen wurde - brachte diesmal ein Bein in die Schussbahn.

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