"Ich habe für mich eine Entscheidung getroffen", hat er am Sonntag im Sportfernsehen gesagt, es darf als sicher gelten, dass er Tönnies über diese Entscheidung längst unterrichtet hat. Es hat an diesem Wochenende zwar keine Pressemitteilung gegeben, in der geschrieben steht, dass Heldt sein Arbeitsverhältnis mit Schalke 04 zum 30. Juni 2016 vertragsgemäß beenden und dem Klub danach alles Gute wünschen wird. Es hat aber am Samstag und am Sonntag genügend öffentliche Statements des Hauptbetroffenen gegeben, die den Vertrieb eines solchen Kommuniqués im Prinzip überflüssig machen.
Dass es in dieser familiären Affäre nicht nur um die Führung eines großen Klubs, sondern auch um Stolz und Ansehen geht, das machte Heldt im Stadion klar: "Ich bin aufrecht hier reingekommen und werde auch aufrecht wieder rausgehen", hat er gesagt. Er möchte die Leute wissen lassen, dass er das Ende der Geschichte selber bestimmt.
Irgendwann im Laufe der langen Reden, die er am Sonntag im Fernsehen hielt, hat der in mancher Hinsicht durchaus zynische Branchen-Profi Heldt gesagt, es sei "ja nicht nur Romantik im Fußball". Dass der Oberboss Tönnies sich nach anderen Sportchefs umschaut, hält der Stelleninhaber für legitim und richtig. Aber "die Art und Weise ist das Entscheidende", findet er.
Tönnies sollte, so darf man Heldt wohl verstehen, Loyalität nicht nur von anderen einfordern, sondern auch selbst gewährleisten. Und die Art und Weise, in welcher der Fabrikant aus Ostwestfalen bei der Annäherung an den Wunschkandidaten Heidel vorgegangen ist, war weder menschlich fein (gegenüber Heldt) noch geschickt (im Sinne des Vereins, über den er formell Aufsicht führt). Tönnies verkehrt zwar seit vielen Jahren auf den Ehrentribünen und kennt eine Menge Fußball-Vips beim Vornamen, die Regeln der Branche aber hat er immer noch nicht durchschaut.
Am Samstag haben die meisten Leute glücklich das Stadion verlassen. Schalke steht auf Platz drei und hat im Gegensatz zur vorigen Saison wieder eine Mannschaft, die diesem Begriff gerecht wird. Eben deshalb war Heldt so stolz, als er das Menschenknäuel sah: weil sich dank seiner Umbauten im Sommer "die Lage zum Guten verändert hat".
Aber es gibt jetzt viel zu tun: Der Vertrag mit Verteidiger Joël Matip - beim Siegtreffer wieder der brillante Passgeber - muss verlängert, die dringend nötigen Wintertransfers müssen realisiert und die nächsten Sommertransfers vorbereitet werden. Die Frage ist bloß, wer diese Arbeiten ausführt, wenn Heldt weg und Heidel noch nicht da ist.
Womöglich haben die unruhigen Zeiten auf Schalke gerade erst begonnen.