2:3 gegen Manchester City:Das Schalker Wunder bleibt aus

Manchester City - Leroy Sane bejubelt sein Tor gegen Schalke 04

Leroy Sané (2.v.l.) trifft auf Schalke gegen seinen Ex-Verein.

(Foto: AP)
  • Schalke 04 führt im Champions-League-Achtelfinale zwischenzeitlich gegen Manchester City, verliert am Ende aber 2:3.
  • Schalkes Bentaleb trifft zweimal per Elfmeter, für Manchester schießen Agüero, Sané und Sterling die Tore.
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Von Ulrich Hartmann, Gelsenkirchen

Nach allgemeiner Gefühlslage hatte dem FC Schalke 04 am Mittwochabend nicht viel weniger gedroht als ein grauenvoller Vereinsrekord. Die historisch höchsten Europapokal-Niederlagen des Gelsenkirchener Bundesliga-Klubs waren: ein 1:6 gegen Real Madrid, ein 0:5 gegen den FC Chelsea und ein 1:5 bei Manchester City, zu dem Reinhard 'Stan' Libuda im Jahre 1970 den Ehrentreffer beitrug. Es hätte die Fußballwelt kaum überrascht, wenn Domenico Tedescos Schalker gegen Pep Guardiolas Manchester City eine Demütigung noch jenseits solcher Resultate erlitten hätten.

Doch dann kam alles anders. Zur Pause führten die Schalker durch zwei Elfmeter mit 2:1 und spielten am Ende 23 Minuten in Überzahl, weshalb sie sich über die knappe 2:3-Niederlage im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen den englischen Meister sogar ärgern mussten. Dass Manchesters Elfmeterverursacher Nicolas Otamendi (Handspiel) und Fernandinho (Foul) im Rückspiel gesperrt sind, dürfte Schalkes Chancen aufs Viertelfinale kaum erhöhen.

Zwei Elfmeter, zwei Tore durch Bentaleb

Tedesco hatte seltsam euphorisch geklungen. "Wir haben Bock auf dieses Spiel", hatte er behauptet und offenbar eine Vorahnung gehabt. Als Schalke mit einem 2:1 in die Pause ging, sangen die Fans von den größten Europapokalnächten der Vereinsgeschichte. An historische Niederlagen dachte in diesem Moment niemand. Ausgerechnet gegen Manchester City, für Tedesco eines der weltbesten Teams, holte sich der gebeutelte Bundesliga-14. aus Gelsenkirchen trotz der am Ende verdrießlichen Niederlage etwas Selbstvertrauen.

Ralf Fährmann durfte das Schalker Gehäuse hüten, weil Tedesco der Ansicht war, dass der eigentlich schon zum Ersatz degradierte Torwart sich dieses Champions-League-Spiel durch seinen Anteil an der letztsaisonalen Qualifikation verdient habe. Solches empfand Guardiola im Falle Leroy Sané offensichtlich nicht, weshalb er den früheren Schalker zu Spielbeginn auf die Ersatzbank platzierte und erst später einwechselte. Schalkes Coach verzichtete in seiner defensiven 5-4-1-Formation zunächst auf fast alle Angreifer.

Schalkes Interesse am Ballbesitz hielt sich in der ersten halben Stunde aber auch in Grenzen. Nach sieben Minuten lautete das Eckenverhältnis für verschwenderisch den Ball zirkulierende Engländer 3:0. In dieser siebten Minute verdiente sich der Torwart Fährmann seine Teilnahme nicht mehr nur retrospektiv, sondern akut, als er einen Kopfball von Sergio Agüero mit der Faust über die Latte lenkte. Elf Minuten später unterlief Fährmann jedoch ein schwerer Lapsus, der zum 0:1 führte. Stürmer Mark Uth lag nach einem vermeintlichen Foul in Manchesters Hälfte, als Fährmann den Ball kontrollierte und mancher wohl dachte, er spiele den Ball gleich ins Aus. Fährmann spielte ihn aber zum überraschten Kollegen Salif Sané, Citys Kapitän David Silva spritzte dazwischen und bediente Agüero, der ins leere Tor traf (18.).

Am Ende trifft ausgerechnet Leroy Sané

Es dauerte bis zur 34. Minute, ehe Schalke einen ernst gemeinten Angriff vortrug, weil der freche Weston McKennie im Mittelfeld Kevin de Bruyne den Ball stibitzte. Dieser Ball landete rechtsaußen bei Daniel Caligiuri, der in die Mitte zog, gen Tor schoss und dabei im Strafraum Otamendis Oberarm traf. Es dauerte wegen technischer Probleme vier Minuten, ehe der spanische Schiedsrichter die Tat vom Videohelfer verifiziert bekam und Elfmeter gab. Nabil Bentaleb verwandelte in der 38. Minute zum 1:1 und traute womöglich seinen Sinnen nicht, als er sieben Minuten später schon wieder am Elfmeterpunkt stand. Diesmal hatte Manchesters Fernandinho den Schalker Sané im Strafraum gehalten. Diesmal gab es Foulelfmeter. Doch Bentaleb waren die Gründe einerlei. Er verwandelte auch Nummer zwei zu einer 2:1-Pausenführung, die surreal erschien.

Weil die Gefahr der ganz großen Blamage nun bereits abgewendet war, verteidigten die Schalker in der zweiten Halbzeit mutiger und höher. Die Gäste wirkten zunächst verwirrt. Sie drängten irgendwie nur noch halbherzig aufs Schalker Tor und sahen sich zudem Kontern ausgesetzt, von denen sie in der 67. Minute einer auch noch dezimierte. Trotzdem kassierte Schalke noch den Ausgleich - und das ausgerechnet durch Sané. In der 85. Minute drosch er einen Freistoß zum Unentschieden ins Tor. Kurz vor Schluss schockte Raheem Sterling die Schalker gar noch mit dem 3:2, der nach einem langen Pass vom schlechten Stellungsspiel von Bastian Oczipka profitierte und auch noch frech Ralf Fährmann ausguckte.

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