Bundesliga:Wolfsburg schießt auch Hertha ab

Bundesliga: Maxi Arnold jubelt über eines der zahlreichen Wolfsburger Tore.

Maxi Arnold jubelt über eines der zahlreichen Wolfsburger Tore.

(Foto: IMAGO/Andreas Gora/IMAGO/Andreas Gora)

Nach dem 6:0-Sieg gegen Freiburg legen die Wölfe ein 5:0 gegen Hertha BSC nach. Der VfB Stuttgart dreht gegen Hoffenheim erst das Spiel - und kassiert doch noch den Ausgleich.

Nach dem nächsten Debakel empfing die Hertha-Spieler eisiges Schweigen. Beim Gang in die Kurve gab es nicht einmal mehr Pfiffe von den enttäuschten Anhängern. Niko Kovac hat seiner alten Liebe Hertha BSC mit seinem VfL Wolfsburg im Abstiegskampf einen üblen Stich versetzt. Drei Tage nach dem Sechserpack gegen den SC Freiburg erlebten die Niedersachsen beim 5:0 (3:0) in Berlin den nächsten Torrausch und verschärften die Krisenstimmung beim erschreckend hilflosen Hauptstadtclub. Mattias Svanberg (4. Minute), Maximilian Arnold (31./Handelfmeter), Jonas Wind (34.), Ridle Baku (72.) und Omar Marmoush (86.) erzielten die Tore in der einseitigen Partie.

Während Wolfsburg mit nun zehn Spielen ohne Niederlage auf Europacup-Kurs liegt, verharrt die desolate Hertha zum Ende der Hinrunde der Fußball-Bundesliga auf dem 17. Platz. Die Berliner kassierten am Dienstag vor 29 483 Zuschauern im Olympiastadion ihre höchste Saisonniederlage und erstmals fünf Gegentore.

"Ich wünsche dem Club, dass sie da rauskommen. Da hängt schon mein Herz an Hertha", sagte Kovac, der mit dem Auftritt seines Teams hochzufrieden war: "Das war eine runde Leistung in einem Auswärtsspiel." Kovac' Trainerkollege Sandro Schwarz muss die Blau-Weißen nun schnell aufrichten, sonst droht am Samstag im Derby gegen den 1. FC Union Berlin die nächste Niederlage. Nicht mit dabei ist dann Innenverteidiger Agustin Rogel, der seine fünfte Gelbe Karte sah.

Ziemlich innig war die kollegiale Umarmung der Trainer vor dem Anpfiff. Seinen "Heimatverein" möge er doch bitte schön retten, mag der Ur-Berliner Kovac dem aktuellen Hertha-Coach Schwarz zugeraunt haben. An diesem lausig kalten Abend im Olympiastadion lag der Verdacht nahe, dass dies ein unmöglich zu erfüllender Wunsch bleibt. Viel mehr Intensität und Aggressivität hatte Schwarz von seinen Spielern nach der 1:3-Enttäuschung in Bochum gefordert. Geboten bekam er vom Anpfiff an genau das Gegenteil. Svanberg düpierte mit einem horizontalen Lauf durch den Hertha-Strafraum den ganzen Berliner Defensivverbund und schoss sehenswert zu seinem ersten Bundesliga-Tor ein.

Schon in Bochum vermisste Schwarz eine Antwort auf einen frühen Rückstand. Diesmal passierte bei der Hertha in Sachen koordiniertem Spielaufbau: Nichts. Ein Schüsschen von Suat Serdar (24.) war alles. Dodi Lukebakio - zuletzt gesperrt und nun allein durch seine Rückkehr ein Hoffnungsträger - dribbelte mit dem Ball unkontrolliert ins Aus. Noch schlimmer: Nachdem Rogel sein persönliches Tempolimit nur mit einem rüden Rempler gegen Patrick Wimmer kompensieren konnte, wehrte Lukebakio den folgenden Freistoß in der Mauer recht plump mit dem Ellenbogen ab. Arnold verwandelte den Strafstoß sicher.

"Wir wollen Euch kämpfen sehen", schallte es von den Rängen. Auf der Haupttribüne blickten Herthas Geschäftsführer Fredi Bobic und der noch angeschlagene Winterzugang Florian Niederlechner ziemlich zerknirscht drein. Wie locker auch am Gefrierpunkt Fußball funktioniert, zeigten die befreiten Wolfsburger. Wind legte flott den dritten Treffer nach.

Für die zweite Halbzeit schwor Kevin-Prince Boateng seine Kollegen vor der Ersatzbank ein. Das zeigte erstmal Wirkung. Zumindest gekämpft wurde jetzt. Die Hertha spielte nun mutiger, zeigte wenigstens eine gesichtswahrende Leistung und profitierte auch davon, dass die abgeklärten Wolfsburger etwas mehr zuließen. Durchschlagenden Erfolg hatten die Angriffsbemühungen allerdings nicht. Stattdessen legte Wolfsburg sogar noch zweimal nach.

Stuttgart gibt den Sieg noch aus der Hand

Bruno Labbadia ging applaudierend Richtung Gäste-Fans. Den ersten Sieg konnte der Trainer auch im zweiten Spiel nach seiner Rückkehr zum VfB Stuttgart aber noch nicht bejubeln. Die Schwaben kamen am Dienstagabend zu einem 2:2 (1:1) beim Landesrivalen TSG 1899 Hoffenheim und kassierten den Ausgleich erst in der Nachspielzeit. Die zerfahrene und harte Partie gab den nur 23 159 Zuschauern im Sinsheimer Stadion schon mal einen Vorgeschmack auf den Abstiegskampf in der zweiten Saisonhälfte der Fußball-Bundesliga.

Der kroatische WM-Dritte Andrej Kramaric brachte die kriselnde TSG früh in Führung (11. Minute) und erzielte auch den 2:2-Ausgleich (90.+4). Serhou Guirassy (45.+5) und Kapitän Wataru Endo (77.) trafen für den VfB. Wenig später sah Stuttgarts Naouirou Ahamada (78.) die Gelb-Rote Karte.

"Wenn man am Schluss noch das 2:2 macht, ist das eher etwas Positives. Das ganze Spiel war sehr ausgeglichen", sagte Hoffenheims Sebastian Rudy bei Sky. Die Stuttgarter verpassten damit ihren ersten Auswärtssieg seit über einem Jahr, zuletzt gewannen sie am 11. Dezember 2021 mit 2:0 in Wolfsburg. Das Hoffenheimer Team von André Breitenreiter liegt weiter drei Punkte vor dem VfB, verzeichnete nun aber in den vergangenen elf Spielen nur einen einzigen Sieg und ist seit sieben Partien ohne Dreier.

Mit den Routiniers Kramaric, Rudy und Pavel Kaderabek neu in der Startelf gingen die Hoffenheimer die Herausforderung am 17. Spieltag an. Der zuletzt angeschlagene Abwehrchef Kevin Vogt konnte auflaufen, musste aber zur Pause wieder in der Kabine bleiben. Offiziell verabschiedet wurde sein langjähriger Nebenmann Benjamin Hübner: Der Ex-Kapitän hatte nach einer Serie von Verletzungen im Dezember bekannt gegeben, dass er seine Karriere mit 33 Jahren beendet. Rudy brachte prompt Ballsicherheit in sein Team in einer hektischen Anfangsphase, als den Stuttgartern kaum eine Kombination gelang. Einen Heber von Angeliño verlängerte Kramaric im Sprung ins Netz - das frühe 1:0 gab den Gastgebern Sicherheit.

Nach einer knappen halben Stunde musste aber schon Flügelspieler Robert Skov angeschlagen vom Platz. Auf der Gegenseite erging es Tiago Tomás ebenso, er wurde durch Chris Führich ersetzt, der das VfB-Spiel aber belebte. Labbadia hatte der gleichen VfB-Anfangsformation wie beim 1:1 gegen Mainz 05 vertraut. Der von ihm zuletzt gelobte Atakan Karazor versuchte, das Spiel seiner Mannschaft etwas zu beruhigen, nach vorne ging aber lange fast nichts. Die Anfangsoffensive der TSG war auch schnell verpufft - so entwickelte sich ein wenig ansehnliches Spiel.

Zu allem Übel stießen dann noch VfB-Verteidiger Konstantinos Mavropanos und Ihlas Bebou mit den Köpfen zusammen. Ersterer machte mit einer Platzwunde und einem Stirnverband weiter. Silas Katompa Mvumpa vergab die erste Stuttgarter Chance kurz vor dem Wechsel - und das Unheil für Hoffenheim nahm seinen Lauf: Torhüter Oliver Baumann rammte Angeliño um, dann blieb Vogt benommen am Boden liegen. Diese Hektik in der TSG-Hintermannschaft nutzte Serhou Guirassy mit einem Schuss in den Winkel zum 1:1.

Trotz der Hereinnahme von Angreifer Munas Dabbur und spielerischer Überlegenheit blieben die Kraichgauer auch nach der Pause harmlos. Die Stuttgarter trauten sich nun was zu und stürzten die TSG in so manche Verlegenheit. Endo bestrafte die Hoffenheimer für ihr wenig druckvolles und nervöses Spiel mit dem 2:1. Dabbur vergab zunächst noch die Ausgleichschance - doch Kramaric sorgte spät für den Jubel über das 2:2.

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