Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Schalke ist Dritter statt Vorletzter

  • Schalke 04 überrascht in Leipzig und ist nun Tabellendritter.
  • Der FC Bayern geht erst in einem westfälischen Dorf spazieren, dann stolpert er fast in Paderborn.
  • Sven Bender jubelt regungslos und ein Trainer fliegt erstmals vom Platz.
  • Alle Ergebnisse des 6. Spieltags.

Von Lisa Sonnabend

SC Paderborn - Bayern München 2:3 (0:1); Tore: 0:1 Gnabry (15.), 0:2 Coutinho (55.), 1:2 Pröger (68.), 1:3 Lewandowski (79.), 2:3 Collins (84.)

Am Vormittag hatten die Bayern-Spieler noch einen Spaziergang durch das 2500-Seelen-Dorf Störmede gemacht, über schmale Gehwege, an Fachwerkhäusern entlang. Ähnlich gemütlich gingen die Münchner Spieler es dann um 15:30 Uhr an. Nachdem Robert Lewandowski und Kingsley Coman noch fahrlässig vergeben hatten, schob Serge Gnabry in der 15. Minuten den Ball nach Lupfer-Vorlage von Coutinho über die Linie. In der 55. Minute erhöhte eben jener Coutinho. Doch als Kai Pröger, der vor Kurzem noch für Rot-Weiss Essen kickte, per Volley unhaltbar ins Tor traf, wurde es doch noch ungemütlich für die Münchner. In der 79. Minute spazierte Lewandowski zu seinem zehnten Saisontor - nach nur sechs Spielen, was zuvor noch keinem anderen gelungen war. In der 84. Minute allerdings verkürzte plötzlich Jamilu Collins. Paderborn bekam noch einmal einen Eckball, doch der Ausgleich fiel nicht mehr. In den vergangenen Duellen hatte Paderborn noch 0:6, 0:6, 0:4 und 1:5 gegen den FC Bayern verloren. Sie dürften mit dem 2:3 zufrieden sein. Ein Spaziergang für die Bayern war es nicht. Sie sind aber wieder Tabellenführer.

RB Leipzig - Schalke 04 1:3 (0:2); Tore: 0:1 Sane (29.), 0:2 Harit (43., Foulelfmeter nach Videobeweis), 0:3 Matondo (58.), 1:3 Forsberg (84.)

Als Schalke im Vorjahr in Leipzig antrat, bewachten alle Spieler Timo Werner, als wäre dieser ein Hybridwesen aus Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Die Partie endete wegen der Mauertaktik 0:0. Dieses Mal trat Schalke mutiger auf, bestimmte das Geschehen - und ging nach 28 Minuten durch einen Kopfball von Salif Sané in Führung. Kurz vor der Pause erhöhte der mal wieder glänzende Amine Harit dank eines großzügig zugesprochenen Strafstoßes, in der 58. Minute traf Rabbi Matondo gar zum 3:0. Da machte es auch nichts, dass Nübel noch böse patzte und Leipzig verkürzte. In der Tabelle steht Schalke nun auf dem dritten Tabellenplatz, im Jahr zuvor waren der Klub nach dem 6. Spieltag Vorletzter. Es hat sich was getan in Gelsenkirchen.

TSG Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach 0:3 (0:1); Tore: 0:1 Plea (43.), 0:2 Thuram (65.), 0:3 Neuhaus (83.)

Als der 22-Jährige Marcus Thuram in der vergangenen Woche gegen Düsseldorf eingewechselt worden war, hatte er Gladbach mit zwei Treffern noch einen Sieg beschert. Gegen Hoffenheim durfte der Franzose nun von Beginn an spielen. Kurz vor der Halbzeitpause bereitete er mit einem schönen Dribbling und einem zielgenauen Pass die Führung für Gladbach vor. In der 65. Minute dribbelte er erneut sehenswert - und schoss diesmal selbst zur 2:0-Führung, ehe Neuhaus für den 3:0-Endstand sorgte. Thuram dürfte von nun an häufiger in der Gladbacher Startelf zu finden sein.

FSV Mainz 05 - VfL Wolfsburg 0:1 (0:1); Tore: 0:1 Tisserand (9.)

Obwohl die Partie mit drei Minuten Verspätung angepfiffen wurde, weil VfL-Fans gezündelt hatten, fiel das erste Tor des Spieltags in Mainz. Nach einer Ecke verwandelte Wolfsburgs Verteidiger Marcel Tisserand per Kopf. Mainz hätte das Unentschieden verdient gehabt, doch das gelang ihnen nicht mehr. Es war eine Partie ohne Höhepunkte - bis am Ende Sandro Schwarz als erster Trainer der Bundesliga-Geschichte mit einer gelb-roten Karte vom Platz flog.

FC Augsburg - Bayer Leverkusen 0:3 (0:1); Tore: 0:1 Niederlechner (34., Eigentor), 0:2 Volland (76., nach Videobeweis), 0:3 Havertz (84.)

Nach der ersten Halbzeit hatte Leverkusen mehr als 80 Prozent Ballbesitz, hatte doppelt so viele Pässe wie Augsburg gespielt, aber kaum eine Torchance kreiert. In Führung lagen sie dennoch, da Augsburgs Florian Niederlechner, als er vor Sven Bender klären wollte, den Ball unglücklich ins eigene Tor köpfelte. In der zweiten Halbzeit plätscherte das Spiel vor sich hin, bis es doch noch ein paar Bayer-Treffer gab. Kevin Volland überlistete in der 76. Minute Torhühter Tomas Koubek - nachdem ihm Kai Havertz den Ball unorthodox mit dem Rücken aufgelegt hatte. Schließlich traf Havertz dann noch selbst zum 3:0. Das Ergebnis war angemessen.

VAR des Tages: Hand-Elfmeter für Hoffenheim in der 54. Minute - doch sofort mischte sich der Videoschiedsrichter ein. Harm Osmers schaute sich die Videoaufnahmen noch einmal an, lange brauchte er dafür nicht. Eine Hand berührte der Ball nicht, nur ein Gesicht und einen Popo. So schnell und eindeutig kann der Videobeweis manchmal auch sein. Der Elfmeter wurde zurückgenommen, Proteste gab es keine.

Jubelgeste des Tages: Als Leverkusen das 1:0 schoss, blieb der am Tor beteiligte Sven Bender regungslos im Strafraum liegen, als würde er mit einer Kindergartengruppe "Tote Fische" spielen. Er ballte keine Faust, er lächelte nicht einmal. Rani Khedira hatte ihn getroffen, es schmerzte. Irgendwann zog ihn der Physiotherapeut wie der Fischer im Kinderspiel aus dem Strafraum. Bender humpelte, verzog das Gesicht. Es müssen beim Torjubel ja nicht immer geformte Herzchen, Eckfahnentänzchen oder gar Salti sein.

Geschenk des Spieltags: Einen Korb mit Würsten und anderen Leckereien trug der Mainzer Kapitän Daniel Brosinski vor dem Anpfiff unter dem Arm und überreichte ihn dem Wolfsburger Josuha Guilavogui. Der VfL-Kapitän fühlte sich etwas überrumpelt von der Gastfreundschaft des Gegners. "Ich habe nix Geschenk", stammelte er verlegen. Geschenkt haben die Wolfsburger den Mainzer dann wirklich nichts. Stattdessen nahmen sie auch noch drei Punkte mit.

Fan des Spieltags: 0:4 ging der 1. FC Köln am vergangenen Spieltag in München unter. Den Sohn von Effzeh-Stürmer Anthony Modeste hat es gefreut. Denn der vierjährige Brooklyn hält es mit dem FC Bayern - und ist insbesondere ein Fan von Benjamin Pavard. In einem Video ist nun zu sehen, wie der Kleine ein Päckchen auspackt, darin ein Trikot des französischen Verteidigers, dazu zeigt sein Papa ihm auf dem Handy eine Videobotschaft, die Pavard ihm mitgegeben hat. Brooklyn ist zufrieden - und gut erzogen: Er will Pavard gleich anrufen, um sich zu bedanken.

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