Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Tabellenführer für 18 Minuten

Von Tim Brack

FC Schalke 04 - 1. FC Köln: 1:1 (0:0): Tore: 1:0 Suat Serdar (72.), 1:1 Jonas Hector (90+1)

Der FC Schalke 04 hatte die verlockende Aussicht, einen wilden Spieltag noch ein bisschen wilder zu machen. Bayern hatte verloren, Dortmund nur Remis gespielt - und die Schalker, die hatten die Chance mit einem Sieg auf Platz eins zu springen. Königsblau über allem! Das gab's schon lange nicht mehr und vor der Saison hätte damit auch kaum einer gerechnet. Gegen Köln lag die Mannschaft von David Wagner dann dank des Treffers von Suat Serdar und den zahlreichen Paraden von Torwart Alexander Nübel bis zu 90. Minute in Führung. Doch als die erste Minute der Nachspielzeit angebrochen war, da traf der Kölner Jonas Hector zum 1:1. Er verhinderte, dass die Schalker (und alle Schalker Fans) als Spitzenreiter übernachten durften. Trösten können sich die Königsblauen damit, dass sie in der virtuellen Tabelle immerhin 18 Minuten lang die Bundesliga anführten.

Bayer Leverkusen - RB Leipzig 1:1 (0:0): Tore: 1:0 Kevin Volland (66.), 1:1 Christopher Nkunku (78.)

Bayer Leverkusen und RB Leipzig haben viel gemein. In der Tabelle sind sie punktgleich, haben unter der Woche in der Champions League verloren und sind sogenannte Konzernmannschaften. In der ersten Halbzeit hatten sie dann auch genau gleichviel Tore geschossen, nämlich null. Dabei war Leipzig noch die deutlich gefährlichere Mannschaft. Einmal legte Matheus Cunha nicht quer auf Timo Werner, sondern verschoss lieber selbst (8.). Dann zeigte Werner mehrfach, dass er mindestens auch so gut Chancen vergeben kann (16./26.). Zynisch, wie der Fußball manchmal ist, traf dann der Leverkusener Kevin Volland in der zweiten Hälfte und bestrafte die Leipziger Schludrigkeit (66.). Das 1:1 für Leipzig gelang dann Christopher Nkunku (78.), der für den Chef-Chancenwucherer Timo Werner gekommen war.

FC Bayern - TSG Hoffenheim 1:2 (0:0): Tore: 0:1 Sargis Adamyan (54.), 1:1 Robert Lewandowski (73.), 1:2 Adamyan (79.)

Mit einem 7:2 unter der Woche gegen Tottenham schraubte der FC Bayern die Erwartungen für diesen Bundesliga-Spieltag in die Höhe. Und in der 26. Minute traf natürlich: Serge Gnabry, der schon in London vier Tore gemacht hatte. Das Tor zählte aber nicht, weil Vorlagengeber Kimmich zuvor im Abseits stand. Auch die Hoffenheimer waren zweimal nah dran in der ersten Halbzeit, trafen aber ebenso nicht.

Erst nach der Pause nutzte die TSG eine ihrer Chancen. Sargis Adamyan, 26 Jahre alt aus Armenien, der noch nie Champions League gespielt hat, dribbelte Jérôme Boateng aus und bezwang Torhüter Manuel Neuer (54.). Das war dann doch eher ein Schock für die Münchner. Aber nun ja, gegen Tottenham lagen sie ja auch zunächst zurück. Wütende Angriffe waren die Reaktion von Niko Kovacs Team. Die Hoffenheimer verteidigten tapfer, aber Robert Lewandowski machte sein übliches Tor, diesmal per Kopf (73.). Der eingewechselte Thomas Müller hatte vor dem 1:1 geflankt.

Alles sah aus, als würden die Bayern Hoffenheim nun überrollen. Doch der einfache Torschütze Adamyan wollte sich den Titel "Doppeltorschütze" verdienen. Mit einem Schuss im Fallen aus 16 Metern durch die Beine von Boateng schaffte er es (79.) - und sicherte den Hoffenheimern ihren ersten Sieg in der Münchner Arena. Auch ein Ausflug in den Strafraum von Manuel Neuer plus Kopfball halfen den Bayern nicht mehr.

Für die Münchner lautet das Fazit nach dieser Niederlage: Dienstagabend ist nicht jeden Tag.

SC Freiburg - Borussia Dortmund 2:2 (0:1): Tore: 0:1 Axel Witsel (20.), 1:1 Luca Waldschmidt (55.), 1:2 Achraf Hakimi (67.), 2:2 Vinzenco Grifo (90.)

Nach zuletzt eher faden Auftritten hatten sich die Dortmunder in Freiburg offenbar vorgenommen, etwas mehr zu glänzen. Zumindest schoss Axel Witsel ein Tor für die sogenannte Galerie. Der Mittelfeldchef tippelte rückwärts, um eine von Thorgan Hazard geschlagene Ecke im Strafraum zu erreichen. Witsel war schnell genug, nahm die Hereingabe volley und schickte sie ins obere Toreck (20.). Da lachte sogar der Skeptiker Lucien Favre. Es war die Belohnung für 80 Prozent Ballbesitz in der Anfangsphase.

Die Freiburger konzentrierten sich aber weiter auf ihre Fähigkeiten, durch die sie immerhin als Dritter in den Spieltag gegangen waren, und konterten. Zweimal hätte das fast zu einem Tor geführt, doch Günter (25.) und Waldschmidt (40.) schossen daneben. Durch die Freiburger Taktik wurde das Spiel aber auch etwas zäh und von Dortmunder Glanz war nach dem Tor von Witsel auch nicht mehr viel zu sehen. Nach der Halbzeit kombinierten dann die Freiburger fein und trafen zum 1:1. Luca Waldschmidt schoss aus knapp 18 Metern ins untere rechte Eck (55.). Die Dortmunder antworteten fix. Zwölf Minuten später traf Achraf Hakimi, der Doppeltorschütze aus der Champions League. Bei seinem Treffer hatte er etwas Glück, weil Freiburgs Lukas Kübler den Ball noch abfälschte. Diesmal lachte Favre nicht.Am Ende hatte sein Kollege Christian Streich das bessere Händchen. Er hatte Vincenzo Grifo eingewechselt, der das 2:2 erzwang mit einem Schuss aus spitzem Winkel. Manuel Akanji fälschte unglücklich ins Dortmunder Tor ab. Das dritte 2:2 in Serie in der Bundesliga für Dortmund. Vor dem Spiel hatte Freiburgs Trainer Streich übrigens am Sky-Mikrofon gesagt: "Wenn de verlierscht, isch alles normal, wenn de einen Punkt holscht, isch es super, wenn de gewinnscht, isch es sensationell." Alles super also in Freiburg.

SC Paderborn - Mainz 05 1:2: Tore: 0:1 Quaison (8.), 1:1 Zolinski (14.), 1:2 Brosinski (32./Elfmeter)

Der 18. (Paderborn) gegen den 16. (Mainz) lockte erst einmal nur die hartgesottenen Fans. Doch die Partie begann höchst unterhaltsam. Nach acht Minuten schoss Robin Quaison die Führung für Mainz. Zwei Minuten später gab's die Chance zum 2:0, doch Onisiwo verstolperte kläglich. Paderborn traf durch einen Drehschuss von Ben Zolinksi zum Ausgleich. Nach Foul an Öztunali bekamen die Mainzer einen Elfmeter - eine sichere Sache. 24 Mal in Serie hatten die Mainzer vom Punkt zuvor getroffen. Nach dem Strafstoß von Daniel Brosinski sind es nun 25 Elfmeter in Serie. Die Paderborner müssen bei Null anfangen, weil Collins einen Handelfmeter verschoss (79.).

Analyse des Spieltags: Beim Sender Sky gibt es die Taktikanalyse von Ex-Stürmer Erik Meijer, die Rubrik heißt "100 Prozent Meijer". Mit niederländischer Färbung versucht der ehemalige Profi stets unter vollem Körpereinsatz, die Kniffe und Fehler der Trainer zu erklären.

Der SC Freiburg konterte dieses Konzept mit gewohnt badischer Bescheidenheit. Der Klub schickte vor dem Spiel gegen den BVB Trainer Christian Streich als Experten ans Mikrofon. Streich beschrieb die Spielweise der Dortmunder in seinem unnachahmlichen Dialekt mit "Klatsche, Gehe, Klatsche, Gehe, Klatsche, Gehe" - und meinte damit, dass die Dortmunder den Ball zwischen einander prallen lassen, um dann blitzartig Tempo aufzunehmen. Mit "100 Prozent Streich" würden sich die Sky-Abos verkaufen wie Maß auf dem Oktoberfest.

Kalauer des Tages: Gegen Paderborn verwandelte Mainz zum 25. Mal in Serie einen Strafstoß. Sky-Kommentator Jörg Dahlmann betreute das Spiel und fragte: "Warum liegt Mainz nicht in England?" Die Antwort: "Weil sie Elfmeter können." Höhö.

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