Schalke - Hamburg:Eine Fünftelchance als Höhepunkt

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Schalke und Hamburg liefern einen müden Kick, bis ein Torwartfehler die 1:2-Niederlage der schwachen Königsblauen einleitet.

Drei Tage nach dem Erreichen des Uefa-Cup-Viertelfinales hat der Hamburger SV Ansprüche auf den nationalen Meistertitel angemeldet. Beim 2:1 (0:0)-Sieg profitierte der HSV allerdings auch von einer desolaten Vorstellung des FC Schalke 04.

Schalkes Rafinha (links) beweist mal wieder seine vielfältigen Möglichkeiten im Umgang mit seinem Gesichtsausdruck. (Foto: Foto: Reuters)

Das Spiel begann so, als hätten am Donnerstag nicht die Hamburger ein schweres Uefa-Cup-Spiel bestritten, sondern die Schalker, die dann erst nach kräftezehrender, verspäteter Rückreise und einem Stau auf dem Weg zum Stadion erst Minuten vor dem Anpfiff eingetroffen wären - so uninspiriert und unkonzentriert traten die Gastgeber auf. Das Ergebnis: Schlampereien bei der Ballannahme und -weitergabe, mühelos gestoppte Alleingänge, unzählige Rück- und Querpassstafetten, harmlose Fernschüsse sowie die groteske Aussetzer des Innenverteidigers und neuen Kapitäns Mladen Krstajic (zwei in den ersten zehn Minuten).

Den ersten Torschuss der Schalker gab Heiko Westermann in der 27. Minute ab - ein Kullerbällchen, das kurioserweise richtig gefährlich wurde, weil Aogo abfälschte. Doch Frank Rost, von 2002 bis 2007 selbst mal bei Schalke im Tor, fischte sich den Ball mit letzter Anstrengung. Ein klares Übergewicht hatten die Hausherren bloß bei den Abseitspositionen (6:2 bis zur Halbzeit) sowie beim Lamentieren über die angebliche Benachteiligung durch das Schiedsrichtergespann - nur in dieser Hinsicht ist der längst entzauberte Titelkandidat noch Ligaspitze. Das Tor, das Jermaine Jones erzielte (14.), fiel allerdings tatsächlich aus Abseitsposition.

Die Zuschauer betrachteten das Treiben zunehmend erschüttert, so dass die zahlenmäßig klar unterlegenen Gästefans bald den Ton angaben. Die Hamburger Spieler, die abgesehen von den bekannten Verletzten (Petric, Trochowski) kurzfristig auch noch den grippeerkrankten Ivica Olic ersetzen mussten, überließen dem Gegner die Initiative und den Ballbesitz (teilweise 65 Prozent für Schalke), betrachteten mit Wonne, wie wenig den Schalkern einfiel - und zeigten manchmal, wie man das Mittelfeld flott überbrückt.

Die beste Chance legte den Gästen allerdings der Schalker Linksverteidiger Lewan Kobiaschwili auf: In der 30. Minute köpfte er einen Ball derart lasch zu seinem Torwart Manuel Neuer, dass Jonathan Pitroipa noch an den Ball kam - diesen aber mit der Pieke über das Tor setzte. Als hätten die Hamburger nicht genug umstellen müssen (Gravgaard spielte vor der Abwehr, und Jarolim fand sich im offensiven Mittelfeld wieder), fasste sich dann der im defensiven Mittelfeld aufgestellte Alex Silva in der 40. Minute an den Oberschenkel und wurde durch Benjamin ersetzt.

31 Sekunden waren im zweiten Abschnitt gespielt, als Schalke wieder ins Abseits lief. Ein paar Minuten später war dann plötzlich Westermann frei durch, aber er wurde zu weit vom Tor abgedrängt, und Frank Rost beging nicht den Fehler, den Schalker zu attackieren. So verpuffte auch diese Fünftelchance. Die Hamburger taten nun noch weniger fürs Spiel. Sie warteten auf den nächsten Fehler der Heimschaft. Der kam diesmal von Manuer Neuer, der versuchte, einen langen Hamburger Pass knapp außerhalb des eigenen Strafraums mit dem Kopf klären.

Das misslang, der Ball rutschte dem Torwart über den Scheitel - auch weil er von seinem Mitspieler Höwedes behindert wurde -, und der lachende Dritte hieß Paolo Guerrero, der fast aus zwölf Metern gelangweilt abschloss (70.). Fünf Minuten später durfte Pitroipa unbedrängt am Strafraum entlangdribbeln, und die folgende Hereingabe von Jansen schob Guerrero unbedrängt aus vier Metern ein. Zum kuriosen Charakter der Partie passte, dass der HSV danach den Schalkern einen Konter erlaubte, den Farfan nach feiner Flanke von Kuranyi zum 1:2 abschloss. Es folgten noch ein paar Chancen - aber kein Tor mehr.

© SZ vom 23.03.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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