Schalke gegen Istanbul:Ein Punkt mit bitterem Geschmack

In einem Spiel voller Fehler erreicht der FC Schalke 04 ein 3:3 bei Fenerbahce Istanbul. Schalkes Abwehr lässt sich deutlich unter Niveau überrumpeln.

Diesem 3:3 konnte der FC Schalke 04 durchaus etwas abgewinnen nach seinem Champions-League-Einsatz beim türkischen Meister Fenerbahce Istanbul.

Sympathien hatte die Mannschaft schließlich sammeln können mit ihrem beherzten Einsatz in der Fremde, dazu den Punkt, den sie sich als Minimalziel vorgenommen hatte, um dem frühen Aus zu entrinnen.

Und doch haftete dem Teilerfolg auch etwas von einer Niederlage an, denn zwei Mal hatten die Schalker in Führung gelegen, mit 2:1 und 3:2 nach Toren von Lincoln (61.) und Kevin Kuranyi (77.), zwei Mal ließen sie sich noch den Ausgleich aufzwingen, in der 72. Minute durch Marcio Nobre und in der 79. durch Stephen Appiah.

Und der Rückstand, den sie sich in der 14. Minute eingehandelt hatten und den Lincoln in der 59. Minute ausglich, war auch nur ein unnötiges Missgeschick gewesen, bei dem sich Schalke eher selbst schwächte. Trainer Ralf Rangnick sah sein Team jedenfalls schlecht bedient. "Wenn man so spielt wie wir", sagte er, "kann man mit dem Unentschieden nicht zufrieden sein."

Überrumpelt

Schalke war gut, von Anfang an, der Gegner zu passiv, es gab also eigentlich gar keinen Grund, sich irgendeinen Punkt rauben zu lassen. Das Team hatte in der ersten Halbzeit sogar mehr Torchancen als sein Gastgeber, hätte sich eine frühe Führung verdienen können, wenn Sören Larsen einen hoch abprallenden Ball im Strafraum richtig getroffen hätte (11.).

Doch dann ließen die Schalker ihre Konzentration sinken, für einen Augenblick nur, aber das reichte schon, um Fenerbahce eine Lücke zum 1:0 zu lassen. Fenerbahces Alex schlenzte einen Freistoß in den Strafraum, Fábio Luciano schlich sich aus dem Rücken seines Bewachers Levan Kobiashvili und nickte den Ball zum 1:0 ins Tor (14.). Schalkes Abwehr hatte sich deutlich unter Niveau überrumpeln lassen.

Und das blieb nicht die einzige Unpässlichkeit. Schalke spielte weiter nach vorne, machte sich im Mittelfeld breit, das Fenerbahce bereitwillig preis gab: Christian Poulsen zwang Istanbuls Torwart Volkan zu einer Parade auf der Linie (20.), kurz darauf dribbelte sich Rafinha auf der rechten Seite in den Strafraum und schoss ans Außennetz.

Das waren keine geringen Möglichkeiten, aber auf der anderen Seite ereigneten sich leichte Fehler, die Schalke zeitig in ein unverdientes Debakel hätten stürzen können. Schalkes Abwehrhüne Dario Rodriguez verschätzte sich, schon bediente Anelka Nobre im Strafraum mit einem Querpass, den letzterer allerdings verpasste (17.).

An der Schwelle zum Knockout

Und später leistete sich Hamit Altintop, Schalkes türkischer Nationalspieler, von Rangnick für den formschwachen Fabian Ernst in die erste Elf gerückt und vor dem Spiel von Medien und Anhängern als Attraktion beansprucht, einen fatalen Fehlpass. Torwart Frank Rost reagierte richtig gegen Nobre (41.).

Wer bei Schalke positiv denken wollte, konnte dies tun, denn die Hoffnung blieb, dass dieser Gegner mit seinem zahmen Spiel den Schalkern Wege zum Ausgleich und vielleicht sogar zu mehr eröffnen könnte. Allerdings schienen die Schalker an diesem Abend nie vor ihren eigenen Fehlern gefeit zu sein, und so wandelten sie immer auch an der Schwelle zum Knockout.

Erst Lincolns erster Streich brachte einen zahlenmäßigen Beleg für den guten Eindruck, den die Gäste machten. Zur Pause hatte Rangnick Ebbe Sand austauschen müssen, weil der sich in einem Zweikampf mit Önder die Nase gebrochen hatte. Kevin Kuranyi kam, dem seine mäßigen Leistungen zuletzt einen Platz auf der Reservebank eingebracht hatten, und schon musste man befürchten, dass dieser Tausch der Schalker Offensive schaden könnte.

Bis Lincoln sich mit einem Haken um zwei Gegner herumwand und den Ball mit links ins Tor schoss (59.). Das betäubte die tobende Kulisse im Stadion, und drei Minuten später blickte das türkische Publikum schon wieder auf ein Jubelknäuel in Königsblau. Denn eine sehenswerte Kombination über Larsen hatte Lincoln zu seinem zweiten Treffer genutzt (62.).

Dann wurde es bunt, und bald war endgültig klar, dass es sich bei diesem Spiel nicht um ein fußballerisches Meisterwerk, sondern eher um ein Fehlerfestival handelte. Nobre drückte Poulsen zu Boden und köpfelte zum 2:2 ein (72.) - Schiedsrichter Alain Hamer aus Luxemburg fand nichts zu beanstanden. Dann trat Istanbuls Torwart Volkan über den Ball, was Kuranyi zum 2:3 nutzte (77.) und ihn später zu Dankesgebeten inspirierte ("Dieses Tor hat mir Gott geschenkt"). Schließlich senkte sich der Ball hinter dem sich vergeblich reckenden Rost zum Endstand ins Netz, obwohl Appiah gar nicht fest geschossen hatte (79.).

Am Ende gab es auch noch eine Gelb-Rote Karte gegen Istanbuls Alex wegen wiederholten Foulspiels, und zurück blieb ein Ergebnis, auf das keiner wirklich stolz sein durfte.

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