3:1 gegen Hannover:Schalke siegt mit Roggenbrot

Lesezeit: 2 min

Ungewohnte Freuden: Gleich drei Mal treffen die Schalker gegen Hannover. (Foto: AP)
  • Der FC Schalke 04 zeigt beim Seig gegen Hannover 96 wieder eine wenig begeisternden Spielweise, schießt aber drei Tore.
  • Auch der lange Zeit torlose Stürmer Mark Uth macht seinen ersten Treffer für seinen neuen Klub.
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Von Ulrich Hartmann, Gelsenkirchen

Wie denn noch mal die Tormusik in der Arena gehe, war der Schalker Manager Christian Heidel kurz vor dem Spiel gegen Hannover von einem kecken Radiomann gefragt worden. Das müde Grinsen von Heidel war im Radio nicht zu sehen. Drei Bundesliga-Heimspiele ohne eigenen Treffer und eines mit bloß einem hatte der FC Schalke 04 in dieser Saison zuvor hingelegt, aber die Einspielhäufigkeit der Tormusik "Blau und Weiß ein Leben lang" haben die Gelsenkirchener am Samstag binnen eines einzigen Spiels mal eben auf vier erhöht.

Grund zur Euphorie bot aber auch dieser 3:1 (0:0)-Erfolg als zweiter Liga-Heimsieg der Saison eher wenig. "Wir können und müssen noch besser Fußball spielen", sagte Heidel hinterher. Schalkes Fußball gleicht weiterhin eher altbackenem Roggenbrot als dem knusprigen Baguette aus der Heimat von Nabil Bentaleb, der den Damm mit einem Elfmetertor nach 57 zähen Minuten gebrochen hatte - einem Elfmeter allerdings, der nicht hätte gegeben werden dürfen.

Die erste Halbzeit war ein komprimiertes Musterbeispiel gewesen für all die Faktoren, die die bisherige Saison zu einer Enttäuschung gemacht hatten für die Schalker. Beim vermeintlichen 1:0-Treffer stand Mark Uth minimal im Abseits (20.). Nach einer halben Stunde pfiffen die Schalker Fans, als ihre Spieler den Ball hin- und herschoben und in den leeren Raum schickten, weil sie keine Idee hatten, wie sie in den Hannoveraner Strafraum finden sollten. In der 31. Minute pfiff Schiedsrichter Markus Schmidt erstmals Elfmeter für Schalke, doch der Videobeweis ließ sich derart interpretieren, dass Schalkes Uth beim Schussversuch gegen den Fuß von Hannovers Josip Elez getreten hatte - eine fragwürdige Entscheidung, aber es gab trotzdem Freistoß für die Gäste.

Ungewollt versöhnt der Unparteiische die verärgerten Fans

Auch die beste und am schönsten herausgespielte Chance vergab in der 41. Minute Uth. Einen perfekt dosierten Steilpass von Breel Embolo durch die Viererkette nahm Uth zwar noch gut an, doch sein Torschuss rauschte knapp am Pfosten vorbei. Als Halbzeit war, pfiffen die Schalker Fans, aber diese Pfiffe galten dem Schiedsrichter.

Schmidt versöhnte die Schalker Anhänger, ohne dies explizit gewollt zu haben. Sein zweiter Elfmeterpfiff hätte allerdings vom Videoschiedsrichter zurückgenommen werden können, eher müssen. In der 56. Minute konnte Hannovers Torwart Philipp Tschauner eine Hereingabe nicht festhalten und jagte daraufhin entlang der Torauslinie - sozusagen stadtauswärts - dem Ball nach, als plötzlich Uth neben ihm auftauchte und zu Boden ging. Dabei war die Berührung bestenfalls minimal gewesen. Diesmal aber behielt Schmidts Pfiff Gültigkeit, und den Elfmeter verwandelte in der 57. Minute sicher der Mittelfeldmann Bentaleb.

Plötzlich waren die Schalker von allerhand Ballast befreit, spielten schneller und mutiger nach vorne, aber diese Leichtigkeit war natürlich auch mit Risiken verbunden, wie der Ausgleich in der 70. Minute zeigen sollte. Weder der Flankengeber Ihlas Bebou noch der Kopfballtorschütze Hendrik Weydandt wurden wirklich gestört vor dem 1:1. Im Nachhinein darf man dieses Gegentor als erweiterte Charakterprüfung und als zusätzliche Herausforderung für Schalke bewerten, denn schon im Gegenzug, nur 56 Sekunden nach dem Ausgleich, stellte Embolo auf Vorlage von Guido Burgstaller die Führung für die Gastgeber wieder her.

Dringend geboten war nach individuellen Gerechtigkeitsmaßstäben schließlich das dritte Tor in der 85. Minute für Uth, der mehr als jeder andere auf dem Platz für Eifer und Tapferkeit sein erstes Pflichtspieltor für Schalke verdient hatte. "Die Fans hatten viel Geduld mit mir", sagte er hinterher und freute sich über einen "gelungenen Nachmittag". Die Debatte um gegebene und nicht gegebene Elfmeter hielt sich überraschend in Grenzen. Nicht mal Hannovers Manager Horst Heldt hatte Lust darauf. "Entscheidend war das schnelle zweite Gegentor", sagte er. Das dürfe nicht passieren, sagte der ehemalige Schalke-Manager, da müsse man konsequenter verteidigen. Für Hannover war es das 18. Auswärtsspiel in Serie ohne Sieg.

© SZ vom 04.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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