Die Sonntagsspiele am 29. Spieltag:Leverkusen punktet, Raúl zaubert

Nach vier Niederlagen in Serie hat Bayer Leverkusen mit dem neuen Trainer Sami Hyypiä in Hamburg einen Punkt geholt - mit Michael Ballack in der Startelf. Bei Schalkes verdientem 3:0-Erfolg gegen Hannover 96 sorgte Raúl für das Highlight des Spiels.

Mit dem neuen Teamchef Sami Hyypiä hat Bayer Leverkusen seine sportliche Talfahrt gebremst. Die Rheinländer erkämpften nach vier Niederlagen in Serie beim Hamburger SV ein 1:1 (0:1) und kletterten im Kampf um die Europa-League-Qualifikation auf den sechsten Tabellenplatz. Die Hanseaten hingegen sind in diesem Kalenderjahr zu Hause weiter sieglos und schweben als Tabellen-15. weiterhin in Abstiegsgefahr. Mit zahlreichen Paraden verhinderte HSV-Torhüter Jaroslav Drobny ungeachtet seiner Bänderverletzung am Daumen die vierte Niederlage nacheinander in der Hamburger WM-Arena.

Hamburger SV v Bayer 04 Leverkusen  - Bundesliga

Durfte bei Leverkusen von Beginn an spielen, blieb aber weitgehend unauffällig: Michael Ballack.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

"Wir haben darum gebettelt, dass Leverkusen ein Tor schießt, und nach dem Ausgleich ging's auf einmal wieder. Das darf nicht passieren", schimpfte HSV-Kapitän Heiko Westermann, "wir haben ein gutes Spiel gezeigt. Wir hätten die drei Punkte verdient gehabt, aber die haben wir nicht. Jetzt müssen wir uns Stück für Stück da unten rausarbeiten."

Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler war mit dem Ergebnis nicht unzufrieden: "In unserer Situation können wir mit diesem Punkt leben. Zumindest haben wir mal wieder nicht verloren".

Den Führungstreffer erzielte vor 54.141 Zuschauern Mladen Petric in der 40. Minute. Der Stürmer war vom Elfmeterpunkt erfolgreich, Bayer-Verteidiger Gonzalo Castro hatte zuvor bei der Abwehr einer Flanke von Nationalspieler Dennis Aogo die Hand zur Hilfe genommen, Fifa-Schiedsrichter Wolfgang Stark entschied sofort - und zurecht - auf Handelfmeter. Zehn Minuten nach Wiederbeginn gelang Andre Schürrle per Kopfball aus kurzer Distanz der Ausgleich.

Bei seinem Einstand in Leverkusen setzte Hyypiä auf die Erfahrung von Michael Ballack. Nach wochenlanger Verletzungspause stand der ehemalige Nationalspieler erstmals wieder in der Startformation, agierte jedoch bis zu seiner Auswechslung in der 65. Minute weitgehend unauffällig. Zumindest bis auf die Reservebank schaffte es der sogar über Monate verletzte Torhüter René Adler.

Dessen Hamburger Kollege Drobny verhinderte eine frühe Führung der Gäste, als er in der elften Minute einen Freistoß von Michal Kadlec parierte. In der 15. Minute stoppte Bayer-Keeper Bernd Leno HSV-Stürmer Marcus Berg, drei Minuten später verzog Marcell Jansen für die Norddeutschen aus aussichtsreicher Position. Der Schwede Berg sorgte mit einem Drehschuss in der 26. Minute erneut für Gefahr vor dem Leverkusener Gehäuse, in der 35. Minute scheiterte Michael Mancienne mit einem Kopfball. Die Hamburger erarbeiteten sich in dieser Phase ein leichtes Übergewicht, aus dem sie mit dem Handelfmeter auch Kapital schlagen konnten.

Nach dem Seitenwechsel schaltete Leverkusen verstärkt auf Offensive, nicht einmal eine halbe Minute nach Wiederbeginn war es erneut Drobny, der bei einem Flachschuss von Mannschaftskapitän Simon Rolfes zur Stelle war. Nach dem Ausgleich machten die Leverkusener weiterhin den geschlosseneren Eindruck, doch die Torgefahr ließ nach. Mehrere vielversprechende HSV-Konter wurden nicht konsequent zu Ende gespielt, erst in der 73. Minute wurde Leno bei einem Freistoß von Aogo wieder einmal geprüft.

HSV-Trainer Thorsten Fink blickte bereits auf die nächsten Begegnungen: "Wir haben jetzt noch fünf heiße Spiele vor uns. Die Mannschaft hat sich leider nicht mit einem Sieg belohnt. Ob dieser Punkt uns am Ende weiterhilft, kann man in dieser Phase noch nicht sagen. Mehr als ein Minimalziel ist das Remis sicherlich nicht gewesen."

Lässig, lässiger, Raúl

Es war das wohl lässigste Tor dieser Bundesliga-Saison: Raúl spielte zu Jefferson Farfán, der legte das Spielgrät sogleich zurück zum spanischen Angreifer. Raúl streichelte den Ball mit linken Sohle und zog ihn so an Hannovers Towart Ron-Robert Zieler vorbei - mit der rechten Innenseite schob er die Kugel ins Tor. Es war der zweite Treffer in einer Partie, die Schalke verdient mit 3:0 (1:0) gewann.

Was zu dem Niveau dieses Treffers zu sagen war, sagte dann Schalke-Manager Horst Heldt nach dem Spiel: "Beim zweiten Tor sind mir die Plomben rausgefallen."

Schalke 04 hat dank einer Gala des Spaniers drei Tage nach der Enttäuschung auf der internationalen Fußball-Bühne einen großen Schritt in Richtung der direkten Qualifikation für die Champions League gemacht. Die Mannschaft von Trainer Huub Stevens hat als Dritter nun fünf Spieltage vor dem Saisonende fünf Punkte Vorsprung auf Verfolger Borussia Mönchengladbach.

"Die Mannschaft hat nach dem Ausscheiden gegen Bilbao gezeigt, dass sie umschalten kann", sagte Schalkes Verteidiger Christoph Metzelder nach der Partie, "die Saison ist für uns noch nicht vorbei, wir wollen unbedingt Platz drei erreichen."

Raul war mit seinen Saisontoren 13 und 14 (6. und 47.) Matchwinner für die Königsblauen, die am vergangenen Donnerstag im Viertelfinale der Europa League bei Athletic Bilbao scheiterten. Der Spanier hat ein Angebot für eine Vertragsverlängerung zu reduzierten Bezügen vorliegen, wird den Verein aber möglicherweise am Saisonende verlassen. Klaas-Jan Huntelaar konnte zudem sein 24. Saisontor (61.) erzielen.

Die Heimstärke der Schalker, die aus den vergangenen zehn Spielen in der heimischen Arena neun Siege und ein Unentschieden verbuchten, könnte die Basis für die Rückkehr in die Königsklasse werden. Hannover, das gegen Atletico Madrid ausschied, musste hingegen im Kampf um die erneute Qualifikation für die Europa League einen Rückschlag hinnehmen. Die Mannschaft des ehemaligen Schalker Trainers Mirko Slomka (41 Punkte) steht im nächsten Spiel gegen den direkten Konkurrenten und Nachbarn VfL Wolfsburg am Mittwoch unter Zugzwang, zumal die Auswärtsbilanz mit nur zwei Erfolgen in der laufenden Saison sehr mager ist.

Beide Trainer veränderten ihre Formationen im Vergleich zu den Europapokal-Auftritten. Stevens musste die gelbgesperrten Jermaine Jones und Joel Matip ersetzen sowie den an Grippe erkrankten Linksverteidiger Christian Fuchs. Dazu kamen drei weitere Änderungen. Hannovers Coach Slomka brachte vier frische Kräfte und ließ zunächst Jan Schlaudraff draußen. Der kam aber in 41. Minute für Mohamed Abdellaoue, der den Platz mit einer Bandage am Knie verlassen musste. "Ich denke, es ist eine Innenbandverletzung, das müssen wir abwarten", sagte Slomka nach dem Spiel.

Die Gastgeber hatten vor 61.673 Zuschauern im ausverkauften Stadion einen herausragenden Start. Nach einer Freistoßflanke von Jefferson Farfan stieg Raul am höchsten und nickte den Ball in die lange Ecke. Danach blieben die Schalker am Drücker und hätten in der 14. Minute für eine Vorentscheidung sorgen können. Torjäger Huntelaar war frei durch und scheiterte am gut reagierenden Nationalkeeper Ron-Robert Zieler. Den Ball nahm dann Farfan auf, traf aus spitzem Winkel aber nur den Pfosten.

Hannover kam nur langsam in Tritt, zeigte aber ab der Mitte des ersten Durchgangs mehr Initiative. Didier Ya Konan hatte dadurch zweimal gute Schusspositionen, seine Bälle landeten aber weit neben dem Tor (29. und 42.). Dazwischen lag eine weitere Riesenchance für Raul, der nach Vorarbeit von Atsuto Uchida freistehend an Zieler scheiterte.

Raul machte es zu Beginn der zweiten Hälfte wieder gut und erzielte den lässigen Treffer. Danach kam von Hannover nicht mehr viel, Schalke dominierte das Geschehen eindeutig. Eine Vorstellung der Extraklasse lieferte an diesem Tag vor allem Farfan ab. Der Peruaner bereitete mit einem Solo auf der rechten Seite auch den dritten Treffer vor. Seine Hereingabe brauchte Huntelaar nur noch locker einzuschieben. Danach wurde Raul bei seiner Auswechslung in der 71. Minute gefeiert.

"Beide Mannschaften hatten nur drei Tage Pause, deshalb ist das keine Ausrede", sagte Hannovers Mario Eggimann nach dem Spiel, "wir müssen einfach akzeptieren, dass Schalke heute die bessere Mannschaft war und verdient gewonnen hat." Schalkes Torwart Lars Unnerstall sagte: "Wir wollen in der nächsten Saison in der Champions League spielen, das war heute ein wichtiger Schritt in diese Richtung:"

Nach dem Spiel umarmten sich Raúl und Schalke-Trainer Huub Stevens und sprachen kurz miteinander. "Er wollte nur wissen, wie hoch wir letztendlich gewonnen haben - er war ja in der Kabine", sagte Stevens, "ich würde mich aber freuen, wenn er noch ein Jahr bei uns ranhängen würde."

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