Ralf Rangnick vor Rückkehr:Weil es eben Schalke 04 ist

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Besondere Beziehung zu Schalke: Ralf Rangnick. (Foto: Laci Perenyi/Imago)

Zwischen dem Krisenklub und Ralf Rangnick besteht eine Verbundenheit, die mehr vom Gefühl als vom Verstand bestimmt wird. Es wäre bizarr, würde der Aufsichtsrat eine Rückkehr verhindern.

Kommentar von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Als am Freitagnachmittag Medien verbreiteten, dass Ralf Rangnick bereit sei, als Sportvorstand zu Schalke 04 zurückzukehren, haben Schalker in aller Welt vermutlich geglaubt, jemand treibe Spott auf ihre Kosten. Warum sollte sich der schwäbische Fußball-Professor den Job beim mittellosen, dem Abstieg geweihten Kumpel- und Malocher-Klub antun? Nach seiner Tätigkeit als Architekt des Champions-League-Unternehmens RB Leipzig stand Rangnick mit großen internationalen Fußball-Marken in Verbindung: AC Mailand, FC Chelsea und mit ähnlichen Adressen. Auch in der Debatte um die Nachfolge von Jogi Löw taucht sein Name ständig auf, mit Empfehlungen etwa von Jürgen Klopp und Hans-Joachim Watzke.

Warum also sollte Rangnick zu Schalke 04 gehen? Die Antwort ist erstaunlich simpel: Weil es eben Schalke 04 ist, wo er zwei Stationen seiner Karriere verbracht hat, beide Male aber nicht ans Ziel gelangte. Beim ersten Anlauf hatte ihn der Verein vor die Tür gesetzt - was die Verantwortlichen später öffentlich bereuten. Beim zweiten Mal, vor knapp zehn Jahren, musste Rangnick sich wegen eines Burnouts zurückziehen. Geblieben ist eine Verbundenheit, die mehr vom Gefühl als vom Verstand bestimmt wird.

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Es war keine Falschmeldung, die am Freitag verbreitet wurde. Rangnick ist tatsächlich bereit, im Gefolge eines Bündnisses zum Teil vermögender Schalke-Freunde ein drittes Mal eine Retter-Mission in Gelsenkirchen zu starten. Es heißt, dass er dafür keine große Gage fordert, im Erfolgsfall aber durch Prämien ordentlich entlohnt würde. Die Allianz würde ihm ein Extra-Budget für seine Aufbauarbeit mitgeben, wenn auch keine Fabelsumme. Zu den Unterstützern der Gruppe gehören außer bereits aktiven Sponsoren, die einen neuen Kurs des Vereins verlangen, auch ehemalige Mitarbeiter des Vereins. Clemens Tönnies ist nicht dabei, auch keine Scheichs und keine Heuschrecken, wie die Gruppe versichert.

Wie kann man Nein sagen zu Ralf Rangnick?

Der Aufsichtsrat wurde von dem Plan durch ein Mitglied des Gremiums unterrichtet, das mit der externen Gruppe in Verbindung steht. Zugleich schuf die Initiative Fakten, indem sie mittels einer Medienkampagne den Namen Rangnick auf die Tagesordnung setzte, was bei den Funktionären ganz schlecht ankam. Man fühlte sich überrumpelt und erpresst.

Zwar klingt es merkwürdig, wenn der Aufsichtsrat das überfallartige Vorgehen und die Verletzung von Vertraulichkeit beklagt, wo doch eben jenes Kontrollorgan bisher weder durch seine Kompetenz bei der Krisenbewältigung noch durch Diskretion aufgefallen ist. Dennoch ist der Reflex verständlich. Auch deshalb, weil der Rat bereits auftragsgemäß nach einem neuen Manager gefahndet und dafür den Kandidaten Markus Krösche ausgewählt hatte. RB Leipzigs Sportchef teilte nun mit, er stünde nicht zur Verfügung - logischerweise war ihm der Krach auf Schalke nicht geheuer.

Der Favorit des Publikums ist nun klar benannt: In der Devise "Rangnick oder nix" - auf einem Protestbanner am Klubgelände publiziert - ist die Stimmungslage treffend beschrieben. Dieses Motto bestimmt ab sofort den Auswahl-Prozess. Welcher andere Bewerber wagt sich noch nach Schalke?

Die Aufsichtsräte haben sich am Freitag gegen die äußere Einmischung verwahrt, aber nicht Nein zu Ralf Rangnick gesagt, sein Koryphäen-Status wird nicht bestritten. Darin liegt nun der vorerst einzige Ausweg aus dieser hitzigen Situation, die auf wunderbare Weise den Schrecken und die Faszination von Schalke 04 spiegelt. Es ist die Aufgabe der Funktionäre, mit der Herausforderung umzugehen und zu prüfen, wie ernst es Rangnick mit der Zusammenarbeit meint, und ob es möglich ist, dazu auswärtige Finanzhilfe einzubeziehen.

Auf der Mitgliederversammlung im Sommer werden fünf der elf Schalker Aufsichtsräte ausscheiden, weil ihre Amtszeit abläuft. Sie könnten sich zum Schluss ihres Engagements mit einem unverhofften Coup verdient machen. Sollten sie auf Formalitäten bestehen und Rangnick samt seinen Helfern im Hintergrund unbesehen zurückweisen, wäre das ein vereinsschädigender Akt und ein weiterer Schritt in Richtung Abgrund.

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