Schalke 04 in der Champions League:Touristisch höchst interessant

FC Schalke 04 - Real Madrid

Ein bissschen nebenher laufen ohne sich weh zu tun: So könnte es für Schalke auch an diesem Abend in Madrid laufen.

(Foto: dpa)

Trotz des 1:6 im Hinspiel gibt es für Schalke bei Real Madrid noch etwas zu erleben: Es ist das erste Gastspiel der Königsblauen im Estadio Bernabeu. Dass die Gelsenkirchener überhaupt keine Chance mehr aufs Weiterkommen haben, versucht man im Klub zu verdrängen.

Von Philipp Selldorf

Das Spiel werde "sehr ausgeglichen" sein, hat Carlo Ancelotti am Montag auf der Pressekonferenz vor dem Wiedersehen mit Schalke 04 in der Champions League gesagt, und Real Madrids Trainer hat außerdem betont, der Gegner habe am Wochenende bei seinem jüngsten Sieg in der Liga bewiesen, über "ein sehr starkes Team" zu verfügen.

Allerdings hat Ancelotti nicht über Schalke gesprochen, sondern über den nächsten Gegner in der Primera Division, und das wird am Wochenende der ewige Real-Widersacher FC Barcelona sein. In Spanien, das weiß jeder, wird diese Partie als das Spiel der Spiele betrachtet, und der herrschenden Volksmeinung kann sich auch der grundseriöse Italiener Ancelotti nicht entziehen.

Für Schalke stellt sich die Frage, ob es ein Vor- oder ein Nachteil sein wird, dass sich Real vor dem Achtelfinal-Rückspiel an diesem Dienstag bereits im Bann des sogenannten clasico befindet. Möglicherweise, könnte man glauben, werden die Spieler etwas weniger ehrgeizig sein. Möglicherweise ist aber auch das Gegenteil der Fall, weil Ancelotti angekündigt hat, nach dem 6:1 gewonnenen Hinspiel schonungshalber auf diverse Stars zu verzichten, was wiederum jenen Profis eine Chance gibt, die bei Real etwas seltener zum Einsatz kommen.

Im Angriff ist beispielsweise mit den Nachwuchsspielern Jesé und Alvaro Morata anstelle der arrivierten Gareth Bale und Karim Benzema zu rechnen. Cristiano Ronaldo möchte hingegen die Gelegenheit nicht auslassen, sein Konto aufzubessern. Wobei es ihm natürlich nicht ums Giro-, sondern ums Tor-Konto geht.

Beide schonen ihre Stammkräfte

Was für Real Madrid gilt, gilt aber auch für Schalke 04. Ihre Champions-League-Ambitionen haben die Königsblauen bereits vor drei Wochen während des Hinspiels abgelegt, spätestens dann, als Ronaldo und Bale kurz nach der Halbzeit das 0:3 und das 0:4 erzielten. Auch für Schalke ist das Heimspiel gegen den Tabellenletzten Eintracht Braunschweig am Samstag wichtiger als das Treffen mit dem spanischen Tabellenführer.

Trainer Jens Keller erwägt daher ebenfalls, Spieler zu schonen, namentlich Kevin Prince Boateng ist ein Kandidat. Aus touristischer Sicht ist es immerhin ein Highlight für den Klub aus Gelsenkirchen: Im Estadio Bernabeu hat Schalke in bald 110 Jahren Vereinsbestehen noch nie gespielt.

Dennoch ist die Partie natürlich nicht bedeutungslos. Es geht um die Würde des Vereins und um die Ehre der Spieler, diese Partie sei "eine Prestigesache", sagt Manager Horst Heldt. Und es geht darum, der Vereinspsychologin Theresa Holst nicht wieder Überstunden aufzuzwingen. Die Demütigung beim Hinspiel war höchst schmerzhaft für die Beteiligten, zumal da ihr die nicht minder schmerzhafte Demütigung beim FC Bayern (1:5) folgte.

Von diesen traumatischen Erfahrungen haben sich die Schalker in der Liga gut erholen können, einen Rückfall in Form einer erneuten Schmach möchte man sich ersparen - weshalb Keller das Schonen von Stammkräften allenfalls dosiert betreiben will.

Zumal manche der profilierten Spieler, Julian Draxler oder Benedikt Höwedes etwa, sich unbedingt an der Wiedergutmachung beteiligen wollen: "Wir haben eine gute Truppe, und das wollen wir auch zeigen", hat Torjäger Klaas-Jan Huntelaar gesagt, seine Beteiligung ist allerdings wegen Muskelproblemen fraglich. Das könnte dem zuletzt unterbeschäftigten Ungarn Adam Szalai Auslauf verschaffen.

Die Rache gegen Real Madrid muss Schalke ansonsten der Jugendabteilung überlassen. Die U19 hat im Nachwuchs-Ableger der Champions League durch einen 3:1-Sieg beim FC Chelsea das Halbfinale erreicht, in dem auch die Madrilenen noch vertreten sind.

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