Schalke 04:"Heute war kein Spaß"

FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04 - Bundesliga

Nabil Bentaleb von Schalke kann sich nur an den Kopf fassen.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der FC Schalke blamiert sich mit naivem Fußball, den Trainer David Wagner von außen nicht zu ändern vermag - und die Fans ärgern sich auch über einen Auftritt von Clemens Tönnies.

Der Blick auf die Vip-Tribüne machte alles für viele Schalker noch unerträglicher. Dort verfolgte der frühere Aufsichtsratschef Clemens Tönnies das Spiel im Kreise der Vorstände Jochen Schneider und Alexander Jobst, als hätte es die Skandale um sein Unternehmen und seine rassistischen Aussagen, die letztendlich zu seinem Rücktritt führten, nie gegeben. "Clemens Tönnies war am Freitag im Stadion, weil er enge Freundschaften zum FCB-Präsidium pflegt. Selbstverständlich sitzt er lieber bei der Schalke-Delegation", erklärte S04 in einer offiziellen Stellungnahme. Zuvor hatten Fans im Internet ihren Ärger geäußert. "Schämt euch!", lautete einer der netteren Kommentare, Tönnies habe "echt kein Gewissen" und "gar kein Schamgefühl", der Vorstand verhalte sich "vereinsschädigend".

Letzteres konnte man durchaus über den gesamten Auftritt von Schalke 04 beim peinlichen 0:8 (0:3) sagen, der höchsten Pleite des Klubs seit fast 51 Jahren (0:8 beim 1. FC Köln). Linksverteidiger Bastian Oczipka sprach bei Dazn von einer "Schande", Ersatzkapitän Benjamin Stambouli sagte im ZDF: "Das tut weh. Wir spielen Fußball, um Spaß zu haben - heute war kein Spaß." Auch der 1990er-Weltmeister Olaf Thon war entsetzt. "Wenn Robert Lewandowski Glück in seinen Aktionen gehabt hätte, wäre es zweistellig geworden. Von daher ist das blamabel gewesen", sagte die S04-Ikone dem Redaktions-Netzwerk Deutschland.

Trainer David Wagner nannte die kopflose Vorstellung seiner Elf, die er mit zunehmender Hilflosigkeit verfolgt hatte, "naiv". Wie nur, fragen sich wohl viele Anhänger angesichts der Serie von jetzt 17 Spielen ohne Sieg, soll Wagner das Ruder rumreißen? Der 48-Jährige steht vor dem Heimspiel am Samstag gegen Werder Bremen mit dem Rücken an der Wand. "Wir müssen uns jetzt schütteln, diese herbe Niederlage hinnehmen und gegen Bremen die Reaktion zeigen, die wir selber von uns erwarten", sagte Wagner. Dass seine Mannschaft mit Debütant Goncalo Paciencia auch nach dem vierten, fünften Gegentor noch planlos nach vorne gestürmt war, fand er "wahnsinnig ärgerlich".

Die Aussage deutete an, dass Wagner sein Team zumindest in Phasen nicht erreichte. Die Spieler auf den defensiven Außenbahnen waren gegen Leroy Sané und Serge Gnabry völlig überfordert, es gab aber auch keine wesentlichen Umstellungen. Die gute Nachricht sei, dass Schalke das "schwerste Spiel der Saison jetzt gespielt" habe, betonte Wagner: "Wir werden nicht jede Woche gegen so eine Truppe antreten müssen." Dass in Kapitän Omar Mascarell, Matija Nastasic und Salif Sane drei wichtige Defensivspieler fehlten und in Suat Serdar (Muskelverletzung am rechten Oberschenkel) ein weiterer früh raus musste, bemühte Wagner nicht als Ausrede. Stattdessen versuchte er fast verzweifelt, Optimismus zu verbreiten. "Ich habe Hoffnung, weil ich Vertrauen in die Mannschaft und ihre Qualität habe, die sie heute nicht gezeigt hat", betonte Wagner. Er sei "felsenfest überzeugt", dass es gegen Bremen besser werde.

"Der gestrige Auftritt in München war indiskutabel, da gibt es keine zwei Meinungen. So darf sich eine Mannschaft von Schalke 04 nicht präsentieren", sagte Sportvorstand Jochen Schneider am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. "Das Trainer-Team um David Wagner wird die Fehler analysieren und klar ansprechen, um dann den Fokus auf das Heimspiel gegen Werder Bremen zu richten.

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