Wegen des Eklats wurde am Samstag und Sonntag in der südrussischen Steppenstadt Elista nicht gespielt. Beide Seiten äußerten nach einer Intervention von Kirsan Iljumschinow (Russland), Präsident des Weltschachbundes FIDE, zwar ihre Bereitschaft, das WM-Duell fortzusetzen. Die Wertung der fünften Partie am vergangenen Freitag ist aber weiterhin umstritten.
Kramnik war nach Manipulationsvorwürfen nicht gegen Topalow angetreten. Der russische Großmeister, der nach vier Begegnungen mit 3:1 führte, soll nach Meinung der bulgarischen Seite zwischen den einzelnen Zügen übermäßig oft aus einem Ruheraum auf die Toilette gegangen sein. Dort kann ihn keine Videokamera überwachen. Das Appellationskomitee legte auf Protest des FIDE-Weltmeisters Topalow fest, dass beide Spieler die selbe Toilette benutzen müssen, um besser kontrolliert werden zu können.
Kramnik beharrte jedoch auf dem WM-Vertrag, in dem jedem Spieler ein eigener Ruheraum nebst Toilette zugesagt war. Deshalb erschien der Weltmeister im klassischen Schach nicht zur fünften Partie. Sie nach einstündiger Wartezeit zunächst kampflos für Topalow gewertet wurde. Das wollte das Kramnik-Lager aber nicht akzeptieren. In zahlreichen Verhandlungen, für die Iljumschinow sogar ein Gespräch mit dem russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin unterbrach, konnte am Wochenende zumindest in der Toilettenfrage eine Einigung erzielt werden.
Nach Angaben der FIDE vom Sonntag sind Topalow und seine Delegation auf den Stand vor ihrem Protest zurückgekehrt. Die Toiletten werden vor jeder Partie einer besonders gründlichen Inspektion unterzogen. Außerdem trat das bisherige Appellationskomitee freiwillig zurück. Andere Punkte sind aber noch ungeklärt. Beide Großmeister werden in dem Streit von ihren jeweiligen nationalen Verbänden mit Nachdruck unterstützt.
Die so genannte Klo-Affäre schlägt in der Schachwelt hohe Wellen. FIDE-Chef Iljumschinow, der im WM-Austragungsort Elista als Präsident der russischen Teilrepublik Kalmückien amtiert, wollte eigentlich mit dem Zweikampf der beiden Weltmeister die seit 13 Jahren zerstrittene Schachwelt vereinigen. Nun droht sein Prestigeobjekt zu scheitern. Deshalb versucht er, alle Beteiligten zum Weitermachen zu bewegen.
Kramniks Manager Carsten Hensel (Dortmund) unterstrich in einem Offenen Brief die Position des Moskauers. Demnach war der Toiletten-Protest von Topalow nicht fristgemäß eingereicht und durfte somit nicht verhandelt werden. Zudem bezog er sich auf die Spielbedingungen. Sie dürfen laut WM-Vertrag nicht per Protest nachträglich verändert werden.
Die Position von Kramnik wird nach Angaben der Agentur "Chess Base" von zahlreichen Großmeistern unterstützt. Fast alle Schachfreunde betrachten den Topalow-Protest als reines Störmanöver nach seinem unerwarteten Rückstand. Besonders die Rolle von Topalows persönlichem Manager Silvio Danailow wird sehr kritisch gesehen. Danailow drohte mit dem Abbruch der WM, falls die fünfte Partie nicht für Topalow gewertet wird.