Es gehört zu den Eigenheiten des Denksports Schach, dass Partien in aller Regel nicht zu Ende gespielt werden, sondern der Verlierer vorher aufgibt. So war es auch, als Ding Liren im kasachischen Astana den größten Titel seiner Karriere gewann. Am 30. April 2023 rutschte sein Gegenspieler im WM-Finale, der sichtlich frustrierte Jan Nepomnjaschtschi, unruhig auf seinem Stuhl herum. Dann streckte er Ding die Hand entgegen. Nach 14 Runden klassischem Schach und vier Runden Schnellschach stand der Chinese als Weltmeister fest. Dings Reaktion: Er ergriff die Hand seines Gegners. Anschließend legte er den Kopf in seine linke Hand und verharrte für einige Sekunden. Das Schachbrett verließ er kurz darauf kopfschüttelnd.
Ding Liren vor der Schach-WMWarum der Weltmeister nur Außenseiter ist
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Schachweltmeister Ding Liren hat seit Monaten keine Partie mehr gewonnen, ist in der Weltrangliste weit abgerutscht – und kämpft mit Depressionen. Jetzt muss der Chinese seinen Titel gegen den Inder Gukesh Dommaraju, 18, verteidigen. Hat er eine Chance?
Von David Kulessa

Schach-WM:„Als Weltmeister musst du trotzdem deine Zähne putzen“
Ding gegen Gukesh: Wer wird neuer Schach-Weltmeister? Ein Gespräch mit dem früheren Titelträger Viswanathan Anand über die Chancen seines Schülers, die Gier der jungen Generation nach klassischem Schach – und die innere Leere nach großen Erfolgen.
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