Schach:Der Schach-Präsident, der offenbar den IS unterstützt

Schach: Fide-Chef Iljumschinow darf nicht mehr in die USA einreisen.

Fide-Chef Iljumschinow darf nicht mehr in die USA einreisen.

(Foto: imago)
  • Der buddistische Kalmücke Kirsan Iljumschinow ist der langjährige Präsident der internationalen Schach-Föderation, der sowohl behauptet, viele Millionen in den Schachsport gesteckt zu haben, als auch früher von Aliens entführt worden zu sein.
  • Nun droht ihm Ärger aus den USA - weil er die Terrororganisation IS unterstützt haben soll.
  • Dabei findet dort die nächste Schach-WM statt.

Von Johannes Aumüller

Es ist noch nicht lange her, da fühlte sich Kirsan Iljumschinow zu neuen Aufgaben in der Sportwelt berufen. Im Herbst hieß es, der langjährige Präsident der internationalen Schach-Föderation (Fide) erwäge allen Ernstes eine Kandidatur fürs Chefamt im Fußball-Weltverband (Fifa). Daraus wurde nichts - jetzt ist sogar ungewiss, ob der so skurrile wie reiche Geschäftsmann aus Kalmückien/Russland sein bisheriges Amt behalten kann. Und ähnlich wie bei den aktuellen Vorgängen in der Fifa hat auch das viel mit der Arbeit amerikanischer Behörden zu tun.

Iljumschinow, 53, ist ein besonders schlecht beleumundeter Sportführer. Er selbst beteuert, seit seiner Amtsübernahme 1995 viele Millionen ins Schach gesteckt zu haben, seine Kritiker klagen über Intransparenz und finanzielle Unregelmäßigkeiten. Oft kam es zu Eklats, wenn sich Iljumschinow zu Partien mit Diktatoren wie Libyens Muammar al-Gaddafi ans Brett setzte.

Und in der Funktionärswelt einmalig ist wohl seine Geschichte, früher von Außerirdischen entführt worden zu sein. Die internationale Schach-Familie wählte Iljumschinow trotz aller Kapriolen immer wieder zum Chef - zuletzt 2014 nach einem schmutzigen Wahlkampf gegen Ex-Weltmeister Garry Kasparow.

Iljumschinow darf nicht mehr in die USA einreisen

Doch Ende des vergangenen Jahres kamen statt den Aliens die Amerikaner. Seitdem steht Iljumschinows Name auf der Sanktionsliste des amerikanischen Finanzministeriums. Er soll mit seinen Geschäften nicht nur Syriens Regime, sondern auch die Terrororganisation IS unterstützt haben.

Iljumschinow bestreitet das - und will die Amerikaner auf 20 Milliarden Dollar verklagen. Aber fürs Erste darf er weder mit US-Bürgern Geschäfte machen noch auf amerikanische Konten zugreifen noch in die USA einreisen. Und diese Sanktionen sind in diesen Tagen für einen führenden Schach-Funktionär besonders ungünstig.

Denn es ist schon seit geraumer Zeit fest abgemacht, dass der nächste WM-Kampf Ende 2016 in den Vereinigten Staaten stattfindet; Mitte Februar soll der exakte Austragungsort klar sein. Nicht zuletzt Weltmeister Magnus Carlsen gilt als Befürworter dieses Plans. Fabiano Caruana, der das Spitzenturnier in Wijk aan Zee am Wochenende hinter Carlsen als Zweiter abschloss und beim Kandidatenturnier in der zweiten März-Hälfte als Favorit gilt, wechselte zuletzt aus dem italienischen Verband zurück in den amerikanischen.

Der Präsident kündigt an, sein Amt ruhen zu lassen

In jedem Fall ist es kaum vorstellbar, einen Verbandspräsidenten zu haben, der nicht ins WM-Land einreisen kann. Vor dieser Lage debattiert die Schachszene nun über die Konsequenzen. Bei der letzten Vorstandssitzung kündigte Iljumschinow an, sein Amt ruhen zu lassen. Ende März kommt das Gremium erneut zusammen. Dass Iljumschinow bis dahin seinen Konflikt mit den amerikanischen Behörden beendet hat, ist nahezu unmöglich. Selbst langjährige Vertraute sinnieren über negative Folgen der Sanktionen ihres Chefs für etwaige Sponsoren.

Es hält sich das Gerücht, dass Iljumschinow im Hintergrund daran arbeitet, das Turnier den USA zu entziehen; aber das gilt als schwierig. In jedem Fall müsste selbst ein Rückzug von der Spitze nicht bedeuten, dass der reiche Kalmücke all seinen Einfluss verliert - und sich seine langjährigen Kritiker freuen dürfen. Als eine Möglichkeit gilt, dass der Grieche Giorgios Makropoulos dauerhaft übernimmt: Der ist derzeit Fide-Vize und seit Jahren einer der engsten Vertrauten Iljumschinows.

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