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Schach:Anand feiert zweiten WM-Titel

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Der "Tiger von Madras" zeigte seine Krallen: Viswanathan Anand war bei der Schach-Weltmeisterschaft in Mexiko-Stadt zu stark für seine Gegner und gewann ungeschlagen - zum zweiten Mal in seiner Laufbahn den Titel.

Nach der Wiedervereinigung der gespaltenen Schachwelt ist der Weltranglistenerste erstmals alleiniger Champion im Spiel mit Schwarz und Weiß. Bei seinem ersten Triumph im Jahr 2000 musste sich der Inder als Sieger des Weltverbandes FIDE die Ehre noch mit dem "klassischen" Weltmeister Wladimir Kramnik teilen.

Frenetisch vom Publikum gefeiert

"Sie können sich vorstellen, wie ich mich fühle. Dieser Erfolg ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich hatte im gesamten Turnierverlauf bis auf die vorletzte Partie keine Schwierigkeiten", sagte Anand, der von den rund 1000 Zuschauern mit Schlachtrufen frenetisch gefeiert wurde.

Der Bundesliga-Spieler vom deutschen Meister OSC Baden-Baden hatte sich den Beifall redlich verdient. Beim mit 1,3 Millionen Dollar dotierten WM-Turnier war Anand eine Klasse für sich und bestätigte seine Favoritenstellung, die der 37-Jährige vom russischen Ex-Weltmeister Garri Kasparow zugeschrieben bekommen hatte. Mit 9 von 14 möglichen Punkten verwies der Brahmane mit einem Zähler Vorsprung Titelverteidiger Kramnik sowie Boris Gelfand aus Israel auf die Plätze und kassierte eine Siegprämie von 390.000 Dollar.

"Wir sehen den besten Vishy aller Zeiten, cool und mental stark", sagte Anands Ziehvater und engster Freund Hans-Walter Schmitt schon während des Turniers. Für den Wahl-Madrilenen Anand ist der WM-Titel der bisherige Höhepunkt seiner Karriere.

Spezialität Schnellschach

Als Anand sechs Jahre alt war, brachte ihm seine Mutter das Schachspiel bei. Schon als 14-Jähriger nahm er 1984 für Indien an der Schacholympiade teil, drei Jahre später wurde er Jugendweltmeister und 1995 nach hart umkämpften Matches gegen Kasparow Vize-Weltmeister.

Bereits viermal erhielt Anand den "Schach-Oscar", die Auszeichnung für den besten Spieler des Jahres. Als besondere Spezialität des Inders gilt das Schnellschach. Zu Jugendzeiten erhielt er in seiner Heimat daher den Spitznamen "Lightning Kid".

In Mexiko entthronte Anand den Russen Kramnik, der im vergangenen Jahr das Titel-Vereinigungsmatch gegen den Bulgaren Wesselin Topalow gewonnen hatte. Nun kommt es 2008 zu einem Revanche-Duell zwischen den beiden derzeit besten Schachspielern der Welt. Die FIDE hatte Ex-Champ Kramnik schon vor der WM im Falle einer Niederlage ein Herausforderungsrecht eingeräumt.

"Das ist natürlich unfair. Ich habe es aber aufgegeben, mich über die FIDE aufzuregen. Ich spiele gerne gegen Kramnik", sagte Anand. Die deutschen Schach-Anhänger können den Zweikampf auf dem Brett möglicherweise hautnah beobachten. Kramniks Dortmunder Manager Carsten Hensel plant, das WM-Duell in Deutschland steigen zu lassen.

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