Süddeutsche Zeitung

SC Paderborn:"Machen uns zum Affen"

Die Wutrede von Paderborns Trainer Steffen Baumgart - und wie der DFB die Szene sieht.

Steffen Baumgart, der Trainer SC Paderborn, redete sich nach dem Pokal-Aus in Dortmund in TV-Interviews (ARD/Sky) in Rage. Es ging um die Szene vor dem 3:2-Siegtor des BVB, bei dem Schütze Erling Haaland offenbar knapp im Abseits stand - der Treffer aber trotzdem galt, weil in den Pass des Dortmunders Delaney der Paderborner Svante Ingelsson gegrätscht war. Ob er dabei den Ball berührt und damit bewusst abgefälscht hatte, war auch per Videobeweis nicht zu klären. Hätte Ingelsson den Ball berührt - und zwar egal, ob er ihn stark abfälscht oder nur minimal - dann lag laut Regelwerk ein "Deliberate Play" vor, ein absichtlicher Eingriff also, womit Haalands Abseitsstellung tatsächlich straffrei wäre, weil dann, vereinfacht gesagt, die alte Logik greift: Der Ball kam vom Gegner - kein Abseits!

Schiedsrichter Stieler war laut DFB-Stellungnahme überzeugt, dass Ingelsson den Ball "bewusst berührt hatte". Und weil die Videoüberprüfung Stielers Sicht "nicht zweifelsfrei widerlegen" konnte, sei die Entscheidung letztlich korrekt gewesen. Steffen Baumgarts Hauptvorwurf war, dass der Schiedsrichter sich die Szene nicht noch mal selber am Monitor anschaute, obwohl das Spiel mehr als fünf Minuten unterbrochen war - den Regularien nach übrigens ein korrektes Handeln. Obwohl fast alle Beobachter eine persönliche Videobegutachtung Stielers gut gefunden hätten, hätte er damit die offiziellen Anweisungen für Referees missachtet.

Paderborns Trainer Baumgart sagte zu all dem in seinem Furor nach dem Spiel unter anderem:

"Langsam wird es lächerlich. Nicht rauszugehen, um sich das anzugucken, das ärgert mich. Dann machen wir uns zum Affen."

"Wir stehen hier sieben Minuten und frieren uns den Arsch ab - und dann kommt solch eine Entscheidung. Das ist eine Frechheit."

"Respekt bedeutet, sich den Scheiß anzugucken - und dann eine Entscheidung zu treffen. Das ist respektvoller Umgang mit dem Gegner - und nicht den Kleinen hier mal wieder in den Arsch zu treten."

"Wir haben die Bilder, das könnte er (Stieler) sich 20 Mal angucken. Der Schiedsrichter hatte die Wahrnehmung, dass unser Spieler den Ball spielt. Ich sehe da keine Veränderung des Balles. Daraus eine Berührung des Balles zu machen, ist frech. Er ist gar nicht dran."

"Das geht hier für uns heute gerade um zwei Millionen Euro (Pokal-Prämie). Ich bin keine Aktiengesellschaft (wie der BVB), wir kämpfen um jede müde Mark. Und dann kommt mir so einer so entgegen. Das finde ich arrogant."

"Darf ich das arrogant nennen? Oder wie darf ich das nennen? Und allen hat er den Abend versaut."

"Ich bin gespannt, ob ich jetzt 'nen Brief vom DFB kriege."

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SZ vom 04.02.2021 / sz, dpa, sid
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