SC Freiburg:Waldschmidts Traumtor

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Hart umkämpfte Duelle: Freiburgs Haberer toppt Düsseldorfs Kownacki. (Foto: Ina Fassbender/AFP)

Ein Fernschuss des Jung-Nationalspielers katapultiert sein Team auf Platz drei. Die Düsseldorfer kommen dagegen den Abstiegsrängen näher.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Der SC Freiburg ist jetzt Tabellendritter in der Bundesliga. Ob das nur eine Momentaufnahme ist oder doch schon ein Trend, ist der Außenverteidiger Christian Günter nach dem 2:1 (1:1)-Sieg bei Fortuna Düsseldorf gefragt worden. Es war der dritte Sieg im dritten Auswärtsspiel dieser Saison. Günter lächelte, er überlegte, wie man sich diplomatisch am besten aus dieser Frage herauswindet, dann sagte er: "Wir sehen es jetzt erst noch mal als Momentaufnahme." Schon bald, so klang das, könnte daraus aber ein Trend werden. "Wir freuen uns jetzt jedenfalls auf ein Spitzenspiel am nächsten Samstag gegen Borussia Dortmund", sagte Günter.

Einen Sieg mit zwei Toren Differenz hätten die Freiburger in Düsseldorf benötigt, dann wären sie sogar Tabellenzweiter gewesen. So hoch haben Freiburger Fußballer in einem fortgeschrittenen Stadium der Saison noch nie gestanden, nur Mitte August im Jahr 2000 waren sie als Tabellenführer nach dem ersten Spieltag sogar mal ganz oben. Hätte Freiburgs Angreifer Lucas Höler am Sonntag in der 63. Minute seinen Elfmeter verwandelt, dann hätte es sogar zum Zwei-Tore-Sieg reichen können, aber er verschoss. Böse war ihm deshalb jedoch niemand, die Breisgauer waren vielmehr froh, dass stattdessen der in der 72. Minute eingewechselte Luca Waldschmidt in der 81. Minute den Siegtreffer übernahm - mit einem traumhaften Fernschuss. "Wir finden momentan ein gutes Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive", sagte Günter, "wir stehen stabil, und die Mentalität stimmt zu einhundert Prozent." Das mache es vielleicht nicht einfach für einen Spieler wie Waldschmidt, der zunächst auf die Bank musste, aber wenn der Nationalspieler dann auch als Joker trifft, sind alle Freiburger glücklich.

13 Punkte nach den ersten sechs Spielen einer Bundesliga-Saison hatte dieser Klub noch nie, und wenn man das hochrechnet, werden die Freiburger in dieser Saison ungefähr 73 Punkte holen und sich für die Champions League qualifizieren. Diesbezüglich ausformulierte Visionen waren vom Trainer Christian Streich am Sonntag nicht zu erhalten: "Wir sind jetzt vom drittletzten Platz ein paar Punkte weg, und das ist das Entscheidende in Freiburg", sagte Streich beim Blick auf die Tabelle. Fortuna Düsseldorf war sogar schon fünf Mal Tabellenführer der Bundesliga, doch vom sechsten Mal sind die Rheinländer momentan ein gutes Stück entfernt. "Wir brauchen Geduld", ruft Funkel immer wieder all jenen Fans zu, die die vergangene Saison zum Maßstab nehmen und womöglich noch eine Verbesserung des zehnten Platzes erwarten. "Letztes Jahr ging alles rein, dieses Jahr nichts", brachte Abwehrmann Matthias Zimmermann das Düsseldorfer Problem nach der Niederlage gegen Freiburg auf den Punkt. Ohne die abgewanderten Angreifer Benito Raman (Schalke) und Dodi Lukebakio (Hertha BSC Berlin) fehlt der Fortuna in dieser Saison vor allem die Gefahr beim Kontern.

Bei diesem Spiel trafen sich in der Arena am Rhein die dienstältesten Trainer der Bundesliga. Seit März 2016 ist Friedhelm Funkel, 65, Trainer in Düsseldorf, seit Dezember 2011 ist Streich, 54, Trainer in Freiburg. Sie machen es beide nicht nur schon lange, sondern auch sehr gut. Die Journalisten-Abstimmung zum "deutschen Fußballtrainer des Jahres" hätte Funkel im Sommer womöglich gewonnen, wenn Jürgen Klopp mit seinem FC Liverpool nicht in der Champions League triumphiert hätte. Funkel wurde in der Trainerwahl also Zweiter hinter Klopp, Streich wurde Fünfter.

Im Moment würde die Wahl vermutlich umgekehrt ausgehen. Dabei hatte am Sonntag zunächst Funkel gejubelt. Rouwen Hennings erzielte in der 41. Minute per Kopf nach einer Ecke das 1:0 für Düsseldorf, ehe Jonathan Schmidt für zuvor recht abwartend spielende Freiburger mit dem Pausenpfiff noch das glückliche 1:1 erzielte. Die Fortuna war die mutigere Mannschaft, sie hatte 53 Prozent Ballbesitz, 17:9 Torschüsse und 19:5 Flanken - aber sie leidet unter der Chancenverwertung. "Leider haben wir gerade nicht ganz so viele Punkte Abstand zum drittletzten Platz", sagte Funkel als Antwort auf Streichs Aussage, er wollte seiner Mannschaft aber keinen Vorwurf machen und lobte sie vielmehr explizit für einen couragierten Auftritt. "Wenn wir so weiterspielen, werden wir wieder Spiele gewinnen." Auch Funkel nimmt die Tabelle als Momentaufnahme - und nicht als Trend.

© SZ vom 30.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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