Vincenzo Grifo:Der Spieler mit dem eintägigen Berufsverbot

Vincenzo Grifo

Zurück beim SC: Vincenzo Grifo.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)
  • Der SC Freiburg trifft auf Hoffenheim, darf aber Mittelfeldspieler Vincenzo Grifo nicht einsetzen.
  • Das haben beide Vereine bei Grifos Transfer von Hoffenheim nach Freiburg festgelegt.
  • Freiburgs Trainer Christian Streich versteht die Aufregung nicht und erklärt: "Hoffenheim hätte auch 'Nein' sagen können."

Von Christoph Ruf, Freiburg

Der Fußballer Vincenzo Grifo, 26, wird an diesem Sonntag vermutlich schon wieder dort sitzen, wo er für seinen Geschmack zuletzt etwas zu oft saß: auf der Tribüne der Sinsheimer Arena. Doch während der offensive Mittelfeldmann an den vergangenen Spieltagen der neuen Bundesligasaison schlicht nicht dem Kader der dort heimischen TSG Hoffenheim angehörte, ist er diesmal zum Zuschauen verurteilt. Denn die Kraichgauer haben seinem endgültigen Wechsel zum SC Freiburg nur unter der Bedingung zugestimmt, dass Grifo nicht mitspielen darf im direkten nord-südbadischen Duell, das passenderweise nun gleich das erste Spiel nach dem Vollzug des Wechsels ist.

Ein paar Kommentatoren hat dieser Vertragspassus aufgeregt, das Fachblatt Kicker schrieb gar von einem "feigen Manöver" der TSG. Bei den beiden Vereinen versteht man hingegen die Erregung nicht - auch nicht beim SC, wo Trainer Christian Streich betonte, ihm sei der Spieler Grifo mit einem eintägigen Berufsverbot lieber als einer, der gar nicht nach Freiburg wechseln darf: "Hoffenheim hätte auch 'Nein' sagen können", betonte Streich.

Ein interessanter Aspekt war das, denn dass TSG-Manager Alexander Rosen den Transfer durchwinkte, dürfte auch damit zusammenhängen, dass er von Grifo ein wenig enttäuscht war. So ließ er durchblicken, dass er den "mit Nachdruck forcierten Wechsel" gerne verhindert hätte und sich von Grifo etwas mehr Geduld und Behauptungswillen gewünscht hätte.

Nicht alle Spieler beim SC sind happy über den neuen Kollegen

180 Kilometer weiter südlich findet man Grifos dritten Wechsel zum SC Freiburg - nach der Erstankunft 2015 und der zur Rückrunde der Vorsaison erfolgten Leihe aus Hoffenheim - nur folgerichtig. Zum einen, weil der 26-Jährige Spielpraxis nachweisen muss, um in der italienischen Nationalmannschaft in die erste Elf zu kommen - bei den jüngsten EM-Qualifikationssiegen gegen Armenien und Finnland saß er jeweils 90 Minuten auf der Bank. Und zum anderen, weil die beruflichen und privaten Verbindungen nie abgerissen sind, seit Grifo vor vier Jahren erstmals zum SC gewechselt war.

Seinen Junggesellenabschied feierte Grifo zusammen mit Freiburger Spielern in der nahen Schweiz, die standesamtliche Hochzeit feierte er beim SC- und designierten DFB-Präsidenten Fritz Keller in dessen Edelrestaurant am Kaiserstuhl. Und das, obwohl Grifo zu diesem Zeitpunkt Spieler in Mönchengladbach war. Auch in den vergangenen Wochen gingen zahlreiche Whatsapp-Nachrichten von SC-Kollegen und -Angestellten auf Grifos Handy ein, die ihn zum Wechsel ermunterten.

Allerdings ist die Rückkehr des verlorenen Sohnes keine, die aus Freiburger Sicht ausschließlich rührend ist. Es gibt schließlich auch einige Leidtragende des erneuten Sinneswandels eines begabten Spielers, der noch im Mai trotz aller Abschiedsschmerzen wild entschlossen war, in Hoffenheim Stammkraft zu werden. Schwieriger wird es nun zum Beispiel für die SC-Profis Brandon Borrello, Roland Sallai, Chang-Hoon Kwon oder den vom FC Bayern geholten Woo-Yeong Jeong. Borrello und Sallai merkte man in den ersten Saisonspielen an, wie sehr sie der Kampf um die Grifo-Position links hinter den Spitzen beflügelte; auch Jeong und Kwon machten es Trainer Streich schwer, sie auf die Bank zu setzen. Aus diesem erfrischenden Konkurrenzkampf dürfte nun erst mal die Luft raus sein, denn ein gesunder Grifo gehört in Freiburg zu vier, fünf Spielern mit unumschränkter Stammplatzgarantie.

Kein Wunder also, dass sich so mancher darüber ärgern dürfte, dass Grifo nicht ein paar Tage früher seinen Wechsel forciert hatte, sondern erst wenige Stunden vor Ablauf der Transferfrist in Freiburg unterschrieb - damit war es für andere zu spät, sich noch einen neuen Verein zu suchen. 29 Spieler umfasst der zu große Freiburger Kader nun. Für Streich dürfte es eine der Kernherausforderungen sein, all jene bei Laune zu halten, deren Einsatzchancen minimal sind.

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