SC Freiburg:Gelb im Rücken

FC Schalke 04 v Sport-Club Freiburg - Bundesliga

Tollwut: SC-Trainer Streich (l.) gegen Schiedsrichter Stieler.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Nachdem Schiedsrichter Tobias Stieler Stürmer Nils Petersen vom Platz schickt, wittert Trainer Christian Streich eine Verschwörung - und führt sich auf wie mit Tollwut infiziert.

Von Ulrich Hartmann

Der Fußballtrainer Christian Streich hofft sehr, dass das wichtige Abstiegskampf-Spiel seines SC Freiburg am Samstag gegen den VfL Wolfsburg nicht wieder von Schiedsrichter Tobias Stieler geleitet wird. Auf Stieler ist Streich nicht gut zu sprechen, er ist zunehmend der Ansicht, von diesem benachteiligt zu werden. Während der 0:2-Osterniederlage bei Schalke 04 hat sich Streich derart aufgeführt, dass Casting-Agenten bei einer Neuverfilmung des Märchens Rumpelstilzchen um den Freiburger Coach kaum herumkämen. Und Stielers Platzverweis für den Freiburger Kapitän Nils Petersen hat zur Folge, dass dieser gegen Wolfsburg gesperrt sein wird: "Das ist dann auch noch gelungen", sagte Streich zynisch, als werte Stieler dies für sich als persönlichen Erfolg.

Streichs subjektiver Fatalismus wegen des Fifa-Referees aus Hamburg nährt sich aus einer Reihe von Negativ-Erlebnissen. Bei einem 3:3 in Hoffenheim im August 2013 verwies Stieler erst den Freiburger Francis Coquelin des Feldes - und eine Minute später Streich des Innenraums. Im April 2015 beklagte Streich dann nach einem 0:1 im Pokal-Viertelfinale, dass Stieler den Wolfsburgern einen zweifelhaften Elfmeter zugesprochen hatte, seinen Freiburgern in einer vergleichbaren Szene aber nicht. Und zuletzt im Oktober 2017, beim 0:3 in Stuttgart, zeigte Stieler dem Freiburger Caglar Söyüncü schon in der 12. Minute fälschlicherweise Rot wegen eines angeblichen Notbremsen-Vergehens - und bewertete anschließend die Szene sogar selbst als nicht rot-würdig.

Am Samstag in Gelsenkirchen gelangte die Serie auf den vorläufigen Siedepunkt, als Stieler dem Torjäger Petersen nach zweimaligen Meckerns binnen zwei Minuten Gelb-Rot (65.) zeigte, woraufhin sich Streich am Spielfeldrand aufführte wie frisch mit Tollwut infiziert.

Anlass war, dass Streich den für Schalke gegebenen Elfmeter zum 1:0 unangemessen fand ("Da pfeift er sofort"). Petersen erhielt nach dem Verwandeln von Caligiuri die erste gelbe Karte - die ihm Stieler aber in den Rücken hielt. Streich behauptete, Petersen habe die Verwarnung gar nicht wahrgenommen: "Er hat es nicht gesehen, er hat ja hinten keine Augen." Petersen selbst bestätigte: "Ich wusste nicht, das ich Gelb hatte."

Der Argumentation Streichs, eine nicht registrierte gelbe Karte sei gar keine und besitze daher keine Gültigkeit, wird der DFB nicht folgen. Petersen wird gegen Wolfsburg pausieren müssen und Streich sich wieder beruhigen.

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