SC Freiburg:Eine Packung Erdnüsse, bitte

FSV Mainz 05 - SC Freiburg

Abgeklatscht: Routinier Nils Petersen freut sich über sein Tor zum 2:0 gegen Mainz.

(Foto: Thomas Frey/dpa)

Im elften Versuch gelingt Freiburg erstmals ein Erfolg in Mainz. Das 2:1 beschert den Badenern die Punkte 27 bis 29 - aber erst das Rekordtor von Nils Petersen weckt bei den Gästen richtige Begeisterung.

Von Christoph Ruf, Mainz

Natürlich war es Nils Petersen gewesen, dessen Treffer den Freiburger 2:1-Sieg in Mainz erst ermöglicht hatte. Und da es sich bei dem Tor nicht nur um das 2:0, sondern vor allem um dessen 84. Pflichtspieltreffer im SC-Dress gehandelt hatte, prasselten die Begehrlichkeiten nach dem Schlusspfiff nur so auf den 31-Jährigen ein. Eine Packung Erdnüsse, mit Teig umhüllt, wünschte sich Keeper Alexander Schwolow für den anvisierten Halt auf einer Autobahnraststätte, während Verteidiger Dominique Heintz ganz verwegen für "ein alkoholfreies Bier" plädierte; der Schütze selbst hatte übrigens eher Lust auf ein überdimensioniertes Eis am Stiel.

Der Bundestrainer jedenfalls, das erklärte SC-Trainer Christian Streich kurz darauf, werde seinen neu erlangten Status als nur noch zweitbester Freiburger Torschütze (83) aller Zeiten mit Fassung ertragen: "Der Jogi ist ja auch einer von uns und gönnt ihm das selbstverständlich." Für Streich selbst, der als Spieler nur zwei Mal in einem Zweitligaspiel für den SC traf, gilt das selbstverständlich auch, weshalb er Petersen noch einmal einen verbalen Ritterschlag hinterherschickte: "Er ist ein toller Fußballer mit zwei starken Füßen und auch außerhalb des Platzes eine absolute Persönlichkeit."

Bei der Einordnung des nicht unverdienten Auswärtssieges, der die Punkte 27, 28 und 29 einbrachte, herrschte dann im Freiburger Lager weit weniger Emphase als bei der Kommentierung von Petersens persönlichem Rekord. Dass der Abstand nach unten dank des Sieges immer noch stabil sei, hoben einige Spieler hervor, ehe Streich dann - für seine Verhältnisse fast schon in einem Anfall von Größenwahn - das Offensichtliche aussprach: "Es deutet darauf hin, dass wir ein weiteres Jahr bestehen können."

Vor der Saison hatte man beide Teams auf Augenhöhe erwartet - nun liegt Freiburg elf Punkte voraus

Tatsächlich zeigte der Sportclub in Mainz, warum er in dieser Spielzeit nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben wird. Zwar schossen die Mainzer am Samstag sage und schreibe 22 Mal aufs Freiburger Tor und waren auch kämpferisch auf der Höhe, doch bei den B-Noten des Fußballspiels lag Freiburg vorne. Während 05-Trainer Achim Beierlorzer zurecht feststellen musste, dass "bei uns manchmal die Passwege nicht so flüssig sind, wenn eine Mannschaft wie Freiburg aggressiv spielt und die Laufwege zustellt", gab es auf Freiburger Seiten keine derartigen Klagen. Zwar hätte der Sportclub nach den Toren von Chang hoon Kwon (28.) und Petersen (41.) noch ein, zwei Tore mehr schießen können, doch das galt für die fleißigen 05er ebenfalls.

Der große Unterschied war, dass im Freiburger Team die Pässe akkurater gespielt wurden, die Kombinationen meist flüssig von vorne bis hinten vorgetragen wurden und die Mannschaft wie eine Einheit wirkte. Auf Freiburger Seite fiel nach unten kein Spieler ab, auf Mainzer Seite hingegen sorgten im Defensivverbund zwei, drei Akteure schon für Stirnrunzeln. Und auch wenn es am Schluss noch mal spannend wurde, weil Rückkehrer Jean-Philippe Mateta (82.) einen Anschlusstreffer erzielte, für den er sich irritierend ausgiebig selbst feierte, war es dann doch die reifere, individuell besser besetzte Mannschaft, die am Schluss gewann.

Dass der SC im Duell zwischen zwei Teams, die man vor der Saison auf Augenhöhe sah, in dieser Spielzeit sechs Punkte geholt hat, passt dann auch genauso gut ins Gesamtbild wie die Tatsache, dass die persönliche Bilanz des Übungsleiters nun auch um einen Makel ärmer ist: Bis zu diesem Nachmittag war es Christian Streich nämlich nie vergönnt gewesen, ein Bundesligaspiel in Mainz zu gewinnen. Überhaupt hatte Freiburg in zehn Versuchen noch nie in Mainz triumphiert. "Dass es heute geklappt hat, kann ich noch gar nicht so richtig glauben", sagte Streich.

Welches kulinarische Programm den Freiburger Trainer nach dem erfreulichen Arbeitstag erwartete, ehe er spät abends ein paar Meter neben dem Mainzer Stadion im "Aktuellen Sportstudio" vor die Kameras trat, ist nicht überliefert. Seine Spieler hingegen durften auf der Rückfahrt nach Freiburg mit der Erfüllung all ihrer Wünsche rechnen: Jubilar Petersen hatte schließlich schon im Kabinengang angekündigt, dass die Kollegen an der Raststätte ihr Portemonnaie im Bus würden lassen dürfen.

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