SC Freiburg:Der torgefährliche Querdenker

SC Freiburg - Nils Petersen

In 139 Bundesliga-Spielen traf Nils Petersen 47 Mal - sechsmal allein in den vergangenen drei Spielen.

(Foto: dpa)
  • Nach einem schwachen Saisonstart überwintert der SC Freiburg auf Platz 13 der Bundesligatabelle. Stürmer Nils Petersen hat daran einen großen Anteil.
  • Die meisten Zugänge blieben bislang hinter den Erwartungen, die Suche nach einem passenden Offensivspieler gestaltet sich schwierig.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Nils Petersen war vor dem Pokal-Achtelfinale mal wieder der begehrteste Gesprächspartner im Freiburger Team. Das lag zum einen daran, dass er innerhalb von ein paar Tagen gleich sechs Tore erzielt hat. Es lag aber auch daran, dass Petersen mal beim Pokalgegner Werder Bremen gespielt hat. Über seine aktuellen Freiburger Kollegen sagte der Stürmer: "Wir haben uns zu einer guten Mannschaft gemausert - obwohl bis vor Kurzem jeder gedacht hat, wir und Köln sind die ersten Absteiger." Für Petersen, den notorisch bescheidenen Teamplayer des SC, war das eine fast schon großmäulige Aussage.

Über seine eigene Treffsicherheit aber rutschte ihm nichts über die Lippen, Eigenlob ist seine Sache nicht. Und das muss sie auch nicht sein, denn sein Trainer Christian Streich ist offiziell ein großer Fan seiner Nummer 18. Er hat das unter der Woche auch noch mal sehr deutlich begründet: "Nils hat in den letzten zwei Jahren noch mal eine richtige Entwicklung gemacht. Er ist für alle jungen Spieler und für alle, die ungeduldig sind, ein Riesenvorbild - von der menschlichen Seite her und wie er der Mannschaft hilft." Streich hält es im Übrigen auch ganz entschieden für einen Ausweis von Intelligenz, wenn man sich selbst jene abspricht. Schließlich hatte Petersen kürzlich mit dem Bekenntnis aufhorchen lassen, aufgrund der oft einseitigen Lebensgestaltung von Profifußballern "verblöde ich seit zehn Jahren".

Die jüngste englische Woche mit drei Ligaspielen war Balsam fürs Freiburger Selbstwertgefühl. Nach dem 14. Spieltag belegte der SC mit mickrigen zwölf Zählern den Relegationsrang. Nun, nach fünf ungeschlagenen Spielen in Serie mit Siegen gegen Köln und Gladbach, überwintert Freiburg auf Rang 13. Es ist vor allem die neue Offensivkraft der Badener, die für einen versöhnlichen Ausklang der Hinrunde sorgte. Nach der schweren Verletzung von Florian Niederlechner (Kniescheibenbruch), der wohl erst in der nächsten Saison wieder zum Einsatz kommt, übernahm Petersen ab dem elften Spieltag die Verantwortung als meist einzige Sturmspitze. Auch Tim Kleindienst, der zuletzt beim 3:3 in Augsburg alle drei Treffer vorbereitete, und Yoric Ravet spielten zu Saisonbeginn keine größere Rolle. Allerdings fehlt auf der Bank eine Alternative.

Freiburg sucht Ersatz für das Sturmzentrum

Bislang sind zudem die Spieler, die die Weggänge Vincenzo Grifo (Gladbach) und Maximilian Philipp (Dortmund) ersetzen sollten, eine Enttäuschung. Weder Bartosz Kapustka noch der taktisch zuweilen undisziplinierte Ryan Kent konnten die Erwartungen erfüllen - Ravet hat sich als Einziger der neuen Offensivspieler aufgedrängt. An einem Strukturfehler des Freiburger Kaders ändert das aber nichts: Aus dem Zentrum heraus entsteht zu wenig Torgefahr, außer Petersen strahlen zudem zu wenige Spieler Torgefahr aus.

Es gilt also, schnellstmöglich die Baustelle zu schließen, die sich mit der Verletzung von Niederlechner auftat. Auf seiner Position, dem Sturmzentrum, will Sportdirektor Jochen Saier im Winter nach Ersatz fahnden. Doch das ist nicht so einfach: "Wir wollen natürlich versuchen, offensiv griffiger zu werden", sagt Saier, "aber uns hilft jetzt nur einer, der dann auch sofort spielen würde. Und das setzt eigentlich voraus, dass er die Liga kennt und deutschsprachig ist." Mit anderen Worten: Leicht wird dieser Spielertyp nicht zu bekommen sein.

Immerhin: Dank der jüngsten Punktausbeute blickt die Freiburger Elf, die noch Anfang des Monats von Selbstzweifeln geplagt wirkte, nun wieder halbwegs optimistisch auf das kommende Jahr. Für das Pokalspiel in Bremen muss das aber nichts Gutes verheißen, auch wenn Verteidiger Christian Günter energisch dementiert, dass man intern die Liga weit wichtiger findet als den Pokal: "Das wird noch mal ein ganz großer Kampf. Weil Bayern und Dortmund gegeneinander spielen, war's noch nie so leicht, ganz weit zu kommen."

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