Rassismus und Sexismus im Basketball:Die NBA muss Verantwortung übernehmen

Phoenix Suns Chris Paul

NBA-Profi Chris Paul (li.) von den Phoenix Suns macht sich seit Jahren stark für politische und gesellschaftliche Themen.

(Foto: Rick Scuteri/dpa)

Es ist richtig, dass Robert Sarver den Basketballklub Phoenix Suns nach sexistischen und rassistischen Entgleisungen verkauft. Erzwungen haben das aber nicht Funktionäre, sondern vor allem Spieler - mal wieder.

Kommentar von David Kulessa

Chris Paul, 37, ist seit zwei Jahrzehnten eine der herausragenden Figuren in der NBA. Zum einen gibt es nur ganz wenige so gute Point Guards wie ihn. Zum anderen hat er entscheidend dazu beigetragen, dass die US-Basketballliga heute als eine der progressivsten des Landes gilt. Als Präsident der Spielergewerkschaft NBAPA stärkte er die Rechte seiner Kollegen, erwirkte eine bessere Bezahlung und organisierte den ligaweiten "Black Lives Matter"-Protest. Zudem ist er ein großer Unterstützer der Frauenliga WNBA.

Da könnte man es Ironie des Schicksals nennen, dass ausgerechnet Paul jeweils bei den Klubs spielte, deren Besitzer in den vergangenen Jahren Rassismus- und Sexismus-Skandale auslösten: 2014 forderte Donald Sterling (Los Angeles Clippers) seine Geliebte auf, sich bitte nicht mit Schwarzen abzugeben; vergangene Woche kam ein Anwaltsbericht zu dem Ergebnis, dass Robert Sarver (Phoenix Suns) sich jahrelang rassistisch und insbesondere sexistisch gegenüber seiner Belegschaft geäußert hat. Jetzt hat Sarver angekündigt, seine Franchise zu verkaufen. Immerhin, bei Sterling musste das noch die Ehefrau übernehmen.

Er tat es allerdings nicht, weil die NBA ihn dazu gezwungen hätte - die Liga hielt eine Geldstrafe und ein Jahr Sperre für ausreichend -, sondern weil der öffentliche Druck zu groß wurde. Unter anderem Chris Paul hatte auf Twitter angemerkt, dass er die Strafe für zu lasch halte. Andere einflussreiche Spieler sowie die NBAPA forderten gleichermaßen einen Ausschluss Sarvers. Nachdem dann noch ein Minderheitseigner und der Trikotsponsor der Suns öffentlich die Zusammenarbeit infragestellten, wurde der Druck endgültig zu groß.

Die NBA sollte ihren Umgang mit Sexisten dringend überdenken

In einem Statement teilte Sarver, 60, mit, dass er sich auf die Suche nach Käufern für die Suns und das WNBA-Team Phoenix Mercury begebe. Er halte die einjährige Sperre zwar für ausreichend, um sich zu bessern, "aber in unserem derzeitigen unversöhnlichen Klima ist schmerzlich deutlich geworden, dass dies nicht mehr möglich ist".

Rassismus und Sexismus im Basketball: Robert Sarver schuf in Phoenix ein homophobes Klima - jetzt will er den Klub verkaufen.

Robert Sarver schuf in Phoenix ein homophobes Klima - jetzt will er den Klub verkaufen.

(Foto: Agencia EFE/Imago)

Dass selbst Ligachef Adam Silver wissen ließ, er begrüße die Entscheidung Sarvers, wirkt zunächst erstaunlich. War nicht er es, der die lasche Strafe angeordnet hatte? Jein. Er sprach sie zwar aus, getroffen haben sie aber die anderen 29 Klubbesitzer, deren Angestellter Silver letztlich ist. Und die wissen, wie kompliziert und langwierig es ist, jemanden zum Verkauf seiner Franchise zu zwingen. Lieber warteten sie die vorhersehbaren Reaktionen ab und ließen den Dingen ihren Lauf.

Es ist gut, dass in der NBA die Stimmen der mehrheitlich schwarzen Spieler und ihre Gewerkschaft so viel Gewicht haben. Bei den BLM-Protesten unterstützte die Liga ihre Spieler, doch gerade den Umgang mit Sexisten sollte sie dringend überdenken. Schon bei den Enthüllungen um Frauenfeindlichkeit in der Geschäftsstelle der Dallas Mavericks 2018 wirkte sie arg zögerlich. Einer Liga, die auch das Erbe von Bürgerrechtlern wie Bill Russell und Kareem Abdul-Jabbar bewahrt, ist das nicht würdig.

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