Sanés Debüt beim FC Bayern:"Bravo, Leroy!"

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Erstmals in der Bundesliga für die Bayern am Ball: Leroy Sané. (Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Ein Tor, zwei Assists, viel Einsatz: Bayern-Zugang Sané gelingt ein starker Einstand in München. Trainer Flick ernennt das Spiel zum Maßstab für ihn und Angriffspartner Gnabry.

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Wenn ein Fußballer in einer neuen Mannschaft sein erstes Spiel macht, dann ist es oft so, dass man das Ungewohnte seinen Aktionen noch ansieht: Zu spätes Loslaufen, zu frühes Abspielen, solche Dinge passieren, der Ball rollt dann manchmal ins Aus, es wird applaudiert und es werden Daumen gehoben, nicht so schlimm, das wird schon noch.

Knapp eine Stunde lang hatte Leroy Sané sein neues Trikot mit der Nummer zehn in seinem ersten Spiel für den FC Bayern getragen, da spielte Joshua Kimmich einen hohen Pass in seinen Lauf. Sané war so gestartet, dass er den Ball im Sprint mit der Brust kontrollierte, er schirmte ihn vor dem Schalker Ozan Kabak ab und leitete ihn aus der Drehung zu Serge Gnabry weiter, fast ohne hinzuschauen. Der Ball rollte nicht ins Aus, Gnabry traf zum 5:0.

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Es ist schwer zu sagen, welches Münchner Tor beim beeindruckenden 8:0 zum Saisonauftakt gegen ebenfalls beeindruckend chancenlose Schalker das schönste war. Das 6:0 durch Thomas Müller hätte dank der unverschämten Vorbereitung von Robert Lewandowski per Rabona-Flanke hinter dem Standbein beste Chancen, auch das 1:0 durch Gnabry müsste man aufgrund der Vorlage von Kimmich mit einem Pass aus der eigenen Hälfte in Betracht ziehen. Das 4:0, das ebenfalls Gnabry auf Vorlage von Sané schoss, folgte einem vorbildlich durchchoreografierten Konter. Das 8:0 schoss der gerade mal 17-jährige Jamal Musiala. Doch das 5:0 zeigte wohl am anschaulichsten, wie gut sich der Neue schon mit seinen Kollegen versteht, von denen er viele natürlich schon aus der Nationalmannschaft kennt.

Um wenige Spieler hat der FC Bayern in seiner Geschichte so hartnäckig geworben wie um Sané. Der Transfer des Flügelangreifers, 24, von Manchester City hätte schon im Sommer 2019 klappen sollen, dann riss sein Kreuzband. In diesem Sommer kam er nun, für rund 45 Millionen Euro, mit einer rund ein Jahr langen Verletzungspause und nur wenigen Minuten Spielpraxis in den Beinen, aber dennoch begleitet von höchsten Erwartungen. Viel besser als am Freitag hätte er wohl nicht anfangen können, auf diese Erwartungen zu reagieren.

Sané habe "gut reingefunden", sei "direkt integriert" gewesen im System, sagte Hansi Flick, und der Trainer des FC Bayern meinte damit wohl nicht nur die Offensivaktionen des Angreifers, der besonders mit Gnabry harmonierte, mit dem er immer wieder die Seiten wechselte. Das 7:0 schoss er vor seiner Auswechslung in der 71. Minute selbst.

Als Flick zuletzt Sanés Leistungen bei der Rückkehr in der Nationalmannschaft bewerten sollte, lobte er dessen Aktionen mit Ball - was im Umkehrschluss bedeutete, dass es in München auch auf Sanés Verhalten ohne Ball ankommen wird, im Anlaufen der gegnerischen Verteidiger, in den schnellen Reaktionen auf Ballverluste. Über seine herausragenden fußballerischen Fähigkeiten gibt es wohl keine Zweifel. Aber noch ist auch die Geschichte präsent, wie ihn Bundestrainer Joachim Löw 2018 kurz vor der Weltmeisterschaft aus dem Kader strich. Auch wenn sich diese Entscheidung als Fehler herausstellte - Sanés Aufopferungswille für die Mannschaftstaktik wurde seitdem immer mal wieder in Frage gestellt.

"Wir haben das erste Spiel, machen wir mal ganz langsam"

Am Freitag konnte man dann in der wegen steigender Corona-Zahlen in München doch nicht wie geplant mit 7500 Zuschauern gefüllten Arena dabei zuhören, wie ihn die Kollegen forderten. "Leroy, zweite Bälle", rief zum Beispiel Manuel Neuer einmal über den Platz. Und Thomas Müller lobte: "Bravo, Leroy!" Denn Sané beteiligte sich auch an der Laufarbeit, und er schien auch im Offensivspiel auf seine Dienlichkeit für die Mannschaft bedacht zu sein: Er legte zweimal für Robert Lewandowski auf, der gute Chancen vergab. Und dann gelangen ihm seine zwei Assists für den dreimaligen Torschützen Gnabry.

"Wir haben das erste Spiel, machen wir mal ganz langsam", sagte Flick, als er in der Pressekonferenz auf den Vergleich mit Arjen Robben und Franck Ribéry angesprochen wurde, die in ihrem ersten gemeinsamen Spiel 2009 ähnlich harmonierten wie nun Sané und Gnabry. Sané sprach nach dem Spiel auch über Mitleid mit Schalke, seinem früheren Klub. "So eine Niederlage zum Saisonstart zu bekommen, wenn es schon drunter und drüber geht, ist natürlich schwer", sagte er im ZDF. Spätestens in der zweiten Halbzeit hörten die Schalker auf, ein konkurrenzfähiger Gegner zu sein, sie verteidigten körperlos und naiv, ließen riesige Räume offen. Doch die Interpretation, dass es einfach besonders einfach gewesen sein könnte, machte Flick zunichte. Denn er sagte: "Das ist jetzt ein Maßstab für Leroy und Serge."

Der Maßstab, das muss man zur Beunruhigung der nächsten Münchner Gegner wohl hinzufügen, nach bislang einer Woche gemeinsamen Mannschaftstrainings.

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