Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski:Zwillinge vor der Trennung

Sami Hyypiä, Sascha Lewandowski, Bayer Leverkusen, Fußball Bundesliga

Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski: Es sieht so aus, als würde es das Leverkusener Gespann nicht mehr lange geben. 

(Foto: dpa)

In Leverkusen plant Trainer Lewandowski offenbar den Rückzug aus der Partnerschaft mit Teamchef Sami Hyypiä. Jupp Heynckes' langjähriger Assistent Peter Hermann könnte aus München zurückkehren - auch um Heynckes selbst gab es Gerüchte.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Beobachter schauten auf die Uhr, als Sami Hyypiä am Samstagabend in den Tiefen der BayArena ins Zwiegespräch mit Peter Hermann eintrat. Fünf Minuten dauerte der Dialog zwischen dem Teamchef von Bayer Leverkusen und dem Assistenztrainer des FC Bayern München, lange genug also, um die Hypothese aufzustellen, dass die beiden demnächst wieder regelmäßig miteinander zu tun haben könnten.

Zwei Jahre hatte der finnische Verteidiger in Leverkusen unter der Aufsicht des damaligen Co-Trainers Hermann trainiert, und wenn dieser im Sommer seine Tätigkeit in München beendet, dann benötigt Bayer 04 nach Lage der Dinge wieder einen lizenzierten Fachmann an Hyypiäs Seite, weil sich dessen bisheriger Partner Sascha Lewandowski offenkundig aus dem Profigeschehen zurückziehen möchte. Grund: Das große Fußballgeschäft ist ihm laut Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser "ein klein wenig suspekt".

Dass Peter Hermann zu seinem Stammverein zurückkehren könnte, ist tatsächlich eine sehr realistische Hypothese. Die Hälfte seines Lebens war der 60-Jährige als Spieler und Trainer in Leverkusen beschäftigt, seine Heimkehr wäre keine Sensation. Er hat dies am Samstag selbst nicht verneint, und Sportchef Rudi Völler hat entsprechende Überlegungen ebenfalls bestätigt ("ist vorstellbar").

Aber Hermann wird nicht jener Experte sein, der dem Trainerlehrling Hyypiä künftig im Bundesliga-Betrieb beisteht - ebenso wenig wie sein ebenfalls in Rückkehr-Spekulationen genannter Münchner Chef Jupp Heynckes. "Peter Hermann ist eine Bayer-Ikone, die hier mit offenen Armen empfangen wird. Ich glaube, wir haben eine gute Position für ihn - aber nicht bei der Profimannschaft", sagte Holzhäuser der SZ. Wahrscheinlich wird es eine Aufgabe in der Scouting-Abteilung geben.

Während sich Hermann und Hyypiä im Tiefgeschoss ins private Gespräch vertieften, hatte zwei Stockwerke höher Lewandowski das Wort. Das unorthodoxe Leverkusener Zwillingsmodell sieht vor, dass der eine Trainer - Hyypiä - vor dem Spiel spricht, und der andere - Lewandowski - danach. Nachdem er pflichtschuldig einige aufmunternde Worte zum ernüchternden 1:2 gegen die Bayern gesprochen hatte, sollte Lewandowski erklären, ob denn zutreffe, was Rudi Völler soeben erzählt hatte: Dass er, Lewandowski, mit seiner Zusage zögere, auch in der nächsten Saison die Arbeit mit Hyypiä fortzusetzen.

Der 41-Jährige bestätigte zwar Erwägungen, seinen Platz in der Profiabteilung zu räumen. Die Gründe, die Lewandowski nannte, haben aber nur auf Umwegen zu tun mit den in den vergangenen Tagen kursierenden Mutmaßungen über hierarchiebedingte Probleme in der Paarbeziehung.

Zweifel stehen im Raum

Die Debatten der vergangenen Tage hätten "eine Dynamik, ein Bild entstehen lassen, das nicht passt. Es muss aber nicht nur nach innen, sondern auch nach außen passen. Da ist es sinnvoll, sich Gedanken zu machen, ob man weitermachen kann", sagte Lewandowski. "Bis vor zwei Wochen waren alle voll des Lobes, wie toll das funktioniert", setzte er fort, aber "in den letzten Tagen ist viel passiert". Nun stünden Zweifel im Raum. Seine Zweifel.

Als Sportchef Völler 20 Minuten zuvor den Reportern berichtet hatte, man wolle am liebsten mit beiden Trainern in die nächste Saison gehen, "mit Sammy auf jeden Fall", witterten Zuhörer eine Art Verschwörung. Erst recht, als Völler wie nebenbei berichtete, die mögliche Trennung des Duetts habe "nichts mit Stress oder Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden zu tun".

Sondern mit Lewandowskis eigenen Vorstellungen: "Jugendtrainer ist so ein bisschen sein Fach." Das klang, der klassischen Sichtweise folgend, nach einer Degradierung durch die kalte Hintertür. Auch Lewandowskis Beteuerung, es habe ihn, bevor er sich im Sommer auf das Zwillingsmodell einließ, "nie in den Profibereich gezogen", änderte an diesen Deutungen wenig.

Holzhäuser versicherte am Sonntag jedoch, Lewandowskis Bedenken seien bereits im Vertragswerk festgehalten: "Die Möglichkeit einer Rückkehr in die Jugendabteilung ist ihm garantiert, sogar der Betrag ist festgelegt." Nach Schilderung des Managers haben die jüngsten Diskussionen und Schlagzeilen über ein angebliches Zerwürfnis mit Hyypiä die vorhandenen Zweifel vertieft. "Er sieht sich eher nicht im Profifußball zu Hause. Das liegt nicht am Umgang mit den Spielern, sondern mit den Mechanismen im Allgemeinen."

Noch sei aber nicht das letzte Wort gesprochen: "Es ist allein eine Frage seiner persönlichen Priorität: Wenn er kommt und sagt, er macht weiter, mache ich hier ein Fass auf, weil ich von ihm überzeugt bin." Als Aussteiger würde Lewandowski nicht nur gewisse Karriereambitionen aufgeben, "er würde auch auf nicht gerade wenig Geld verzichten", verriet Holzhäuser.

Bleibt noch die Frage, ob sich der Klub diese Erörterungen nicht lieber fürs Saisonende aufgespart hätte, statt mitten in der finalen Phase die Trainerdebatte zu eröffnen. Die trübe Leistung der Mannschaft gegen Bayern gab Anlass zum Verdacht. Doch Völler wiegelte ab: "So 'ne Geschichte belastet die Spieler nicht. Sie war ja auch viel kleiner, als sie nach außen rüberkam." Das sehen wohl nicht alle Beteiligten so.

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