Salzburg in der Champions League:Elfmeterschießen in der Gruppenphase

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Elfmeterpfiff Nummer drei: Karim Adeyemi (rechts) wird von Sevillas Torwart Bono zu Boden geschickt. (Foto: Marcelo del Pozo/Reuters)

Gleich dreimal wird der deutsche Nationalspieler Karim Adeyemi in Sevillas Strafraum gefoult - doch RB Salzburg ist nicht nur vom Punkt ineffizient.

Von Tammo Blomberg, München

Karim Adeyemi klemmte sich den Ball unter den Arm und klopfte sich selbstbewusst auf die Brust, die Botschaft schien klar: Den schieß' ich auch. Und wer wollte Adeyemi seine Selbstsicherheit verdenken; schließlich war sein Länderspieldebüt im DFB-Team inklusive Tor erst wenige Tage her - und nun hatte er gegen den ersten Champions-League-Gegner FC Sevilla bereits den zweiten Elfmeter innerhalb von zehn Minuten herausgeholt. Um den 19-Jährigen, der da nicht vor Selbstvertrauen platzt, müsste man sich wohl Sorgen machen, andererseits: Jenen ersten von ihm herausgeholten Elfmeter hatte Adeyemi höchstselbst neben das Tor gesetzt. Und man hat nun mal herzlich wenig davon, einen Elfmeter herausgeholt zu haben, wenn man ihn am Ende nicht verwandelt.

Bei RB Salzburg dürfte das die Lektion dieses Champions-League-Abends gewesen sein. Am Ende standen gar drei von Karim Adeyemi herausgeholte Elfmeter, was den Neu-Nationalspieler zum Inhaber eines Champions-League-Rekords macht, aber eben auch nur ein 1:1 (1:1) beim FC Sevilla. Nach dem Spiel erklärte Adeyemi auf der RB-Homepage, er habe den zweiten Elfmeter bereitwillig seinem Teamkollegen Luka Sucic überlassen, "keine Diskussionen". Das hatte am Elfmeterpunkt freilich anders ausgesehen, noch schwerer zu glauben war aber die Aussage, man könne "mit einem Punkt zufrieden sein".

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Grund zur Zufriedenheit hatten schließlich vor allem die Andalusier. Zum einen, weil ihre Torquote nach Elfmeterpfiff bei 100 Prozent lag. Zum anderen, weil sich die Partie nach der gelb-roten Karte für Sevillas Stürmer Youssef En-Nesiri kurz nach der Halbzeit überwiegend im und rund um den eigenen Strafraum abgespielt hatte - nur war Salzburg aus dem Spiel heraus ebenso ineffizient wie vom Punkt.

Jesus Navas vergisst die Cleverness aus 18 Jahren Profifußball

Was sich in der ersten Hälfte abgespielt hatte, war so etwas wie das erste Elfmeterschießen in der Geschichte der Gruppenphase. Begonnen hatte alles mit einem ungestümen Einsteigen von Sevillas Verteidiger Diego Carlos. Nach einem hohen Salzburger Ballgewinn nahm Adeyemi den Ball kurz vor dem gegnerischen Strafraum technisch anspruchsvoll mit und legte ihn an Carlos vorbei. Der hatte vielleicht den Auftrag, auf gar keinen Fall jemanden in den Strafraum zu lassen, jedenfalls rannte er Adeyemi um - zu Carlos' Pech stand der Salzburger da schon auf der Linie (11.).

Adeyemi vergab, ließ sich davon aber nicht beirren und stiftete weiterhin Unruhe: Einen langen Ball hinter die spanische Kette erreichte er kurz vor der Torauslinie als Erster, sein Verfolger Jesus Navas, 35, vergaß kurzerhand all die Cleverness, die man sich in 18 Jahren als Profifußballer aneignet, und gab dem Salzburger Stürmer einen Schubser. Den folgenden Strafstoß verwandelte Sucic, ebenfalls 19, sicher zum 1:0 (21.).

Weil das Ganze so gut funktioniert hatte, wiederholte Salzburg die Prozedur: Langer Ball auf den schnellen Adeyemi, ein plumpes Einsteigen, diesmal in Person von Sevillas Torwart Bono, und noch ein Elfmeter von Sucic. Allein, diesmal klatschte der Ball an den Pfosten (37.); und so war Sevilla noch im Spiel, anstatt mit drei Toren hinten zu liegen, als sich drei Minuten später auch in der Salzburger Hintermannschaft jemand ungeschickt anstellte: Maximilian Wöber trat En-Nesiri in die Beine, völlig zu Recht gab es den vierten Elfmeter dieser Halbzeit - auch das ein Novum in der Champions League. Zum Unglück der Salzburger weiß ein erfahrener Mann wie Ivan Rakitic sehr genau um den mangelnden Wert nicht verwandelter Elfmeter.

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