Saisonstart von Borussia Dortmund:Nur das Feintuning fehlt noch

Borussia Dortmund v Werder Bremen - Bundesliga

Freude nach dem neuerlichen Sieg: Jürgen Klopp (links) und Robert Lewandowski (Mitte).

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Drei Spiele, drei Siege: Mit dem 1:0-Sieg gegen Werder Bremen legt Borussia Dortmund einen perfekten Saisonstart hin. Das Team deutet bereits an, dass es in allen drei Wettbewerben weit gehen könnte - nur der verschwenderische Umgang mit besten Torchancen bereitet kleine Sorgen.

Von Felix Meininghaus, Dortmund

Es dürfte in diesen Tagen relativ schwierig sein, einen Offiziellen bei Borussia Dortmund zu finden, der nicht mit einem breiten Grinsen in seinem Gesicht durch die Reviermetropole läuft. Die Zahlen, die der börsenotierte Klub präsentiert, sind einfach zu gut, um sie nicht nach außen zu tragen. Der Verein, der vor zehn Jahren noch klinisch tot war, präsentiert im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rekordumsatz von 305 Millionen Euro, davon werden 53,5 Millionen als Gewinn ausgewiesen.

Das ist eine starke Bilanz für einen Probanten, der "im Vorzimmer der Pathologie" gelegen hat, wie es Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zu formulieren pflegt. Es scheint, als sei dies eine Erinnerung an graue Vorzeiten, und doch ist es nicht einmal zehn Jahre her, dass der Traditionsklub aus dem Revier dem Abgrund entgegentaumelte. In der Jetzt-Zeit präsentiert sich die Borussia sogar als zweiter Global Player aus Deutschland, der sich bereit zeigt, neben Bayern München den europäischen Top-Klubs aus Spanien und England die Stirn zu bieten.

Von der Bundesliga ganz zu schweigen. Der nationale Wettbewerb hat nicht einmal richtig begonnen, da dokumentiert der BVB bereits, dass er wieder für große Taten bereit ist. Das 1:0 am Freitagabend gegen Werder Bremen war der dritte Sieg im dritten Bundesliga-Saisonspiel, aufgrund der Dortmunder Großchancen fiel er deutlich zu knapp aus. Es reicht aktuell, das Potenzial anzudeuten mit einem Kader, der mit dem Weggang von Mario Götze zwar einen herben Verlust zu verkraften hat, aber dafür hochkarätig aufgerüstet wurde. Spieltag drei ist ein früher Zeitpunkt, doch der BVB lässt bereits erahnen, dass es mit diesem Kader in allen drei Wettbewerben wieder weit gehen könnte.

Für mehr geben die bisherigen Begegnungen noch nicht Aufschluss, dafür hatten die Gegner aus Augsburg, Braunschweig und Bremen einfach zu wenig Substanz. Gegen Werder erspielte sich der BVB vor 80.645 Besuchern Chancen um Chancen, ging allerdings dermaßen fahrlässig mit gut zwei Duzend besten Gelegenheiten um, dass hernach genügend Raum blieb, um über die Grenzen des neuen Kaders trefflich zu philosophieren.

"Der letzte Pass hat zu oft noch nicht gestimmt", resümierte der starke Nationalspieler Marco Reus, der selbst verschwenderisch mit den zahlreichen Möglichkeiten umgegangen war. Es gelte, das Positive festzuhalten. Und das sei in erster Linie, "dass wir uns so viele Chancen erspielen". Und weiter: "Es ist doch klar, dass noch ein bisschen was fehlt, aber das Wichtigste ist doch, die Punkte bleiben hier."

Tatsächlich gab der ebenso knappe wie verdiente Sieg, den Torjäger Robert Lewandowski durch seinen Treffer in der 55. Minute sicherstellte, Gelegenheit, über den Ist-Zustand zu philosophieren. Über das, was schon da ist und über das, was noch fehlt. "Wir sind zufrieden", sagte der Pole, "aber wir können besser spielen."

Gute Perspektiven

Das sind gute Perspektiven, weil der Spielplan wie gemalt scheint für den runderneuerten Herausforderer des scheinbar so übermächtigen Branchenführers Bayern München. Es scheint, als habe die Deutsche Fußball-Liga den Spielplan maßgeschneidert auf die Borussia. Zum Aufgalopp nur machbare Gegner, die wirklich schwierigen Begegnungen warten im Spätsommer, im Herbst und im Winter.

Eine gute Grundlage, um die neuen Hochkaräter im Offensivverbund zu integrieren. Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang haben bereits gezeigt, wozu sie fähig sind, ohne ihre Möglichkeiten vollkommen zu offenbaren. "Beide sind sehr gute Spieler", sagt Lewandowski, "aber es braucht wohl noch ein bisschen Zeit. Ihre beste Phase kommt noch, wenn wir Pokal und Champions League spielen."

Das klingt wie ein Versprechen, das in den kommenden Monaten noch eingelöst werden soll. Bis es so weit ist, kann Trainer Jürgen Klopp mit dem bislang Erreichten sehr gut leben: Die mangelnde Chancenauswertung sei "so mit das Angenehmste Thema, das du haben kannst, wenn du nach drei Spielen neun Punkte hast. Das 25. Tor kann jeder machen." Michael Zorc denkt ähnlich: "Wir hatten viele gute Chancen, das allein ist wichtig", resümierte Dortmunds Sportdirektor: "Nächstes Mal werden wir sie besser nutzen."

Das klingt, als sei die Borussia auf der Suche nach der Balance in ihrem Spiel schon ziemlich weit, auch wenn das Feintuning noch fehlt. Jürgen Klopp drückte den Ist-Zustand nach dem Sieg gegen ebenso tapfere wie hoffnungslos unterlegene Bremer so aus: "Wir wollten schnell spielen, aber das ist oft in Hektik ausgeartet."

Und zur mangelhaften Chancenauswertung sagte er: "Wir werden versuchen, diesen Teilbereich zu verbessern. Aber es gibt auch in woanders noch Luft nach oben." So klingt ein Trainer, der in dieser Saison noch viel vor hat.

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