Saisonstart im Biathlon:Mit gebrochenem Rücken zu Olympia

Miriam Gössner kämpft sich nach einem Katastrophensommer zurück ins Weltcupteam und hofft auf eine Medaille in Sotschi. Ebenso wie Andrea Henkel, die ihre Karriere nach diesem Winter beenden will. Und Ole Einar Bjørndalen wird langsam vergesslich. Zehn Fakten zum Start der Biathlon-Saison.

Von Saskia Aleythe

Saisonstart im Biathlon

Olympische Spiele

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(Foto: Lars Baron/Getty Images)

Miriam Gössner kämpft sich nach einem Katastrophensommer zurück ins Weltcupteam und hofft auf eine Medaille in Sotschi. Ebenso wie Andrea Henkel, die ihre Karriere nach diesem Winter beenden will. Und Ole Einar Bjørndalen wird langsam vergesslich. Zehn Fakten zum Start der Biathlon-Saison. Olympische Spiele: Das Saisonziel aller Biathleten ist klar: Die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Sotschi im Februar 2014. Sechs Frauen und sechs Männer dürfen mit an die russische Küstenstadt am Schwarzen Meer, in den Wettbewerben werden höchstens vier Athleten aus Deutschland antreten. Für den Weg nach Sotschi sind die Ergebnisse im Weltcup entscheidend, wer es einmal unter die Top acht oder zweimal unter die Top 15 schafft, hat die nationalen Kriterien für eine Nominierung erfüllt. An das Regenbogenoutfit der deutschen Mannschaft muss sich so mancher sicherlich noch gewöhnen. Bis zur Kaderbekanntgabe im Januar bleibt dafür noch genügend Zeit. Los geht es am Wochenende mit dem Weltcup im schwedischen Östersund.

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Ansturm der Jugend

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(Foto: dpa)

Ansturm der Jugend: Jahrelang war der deutsche Biathlon-Fan verwöhnt von den Erfolgen deutscher Athleten. Nach dem Karriere-Ende von Magdalena Neuner begann sie: die Suche nach einer neuen Hoffnungsträgerin. Der Nachwuchs ist stark: Die 20-jährige Laura Dahlmeier (im Bild) gehört mit ihrer Sicherheit am Schießstand zu den größten Versprechen. Bei der Junioren-WM Ende Januar holte sie drei Gold- und eine Silbermedaille und wurde als Deutschlands Juniorensportlerin 2013 ausgezeichnet. Auch Franziska Preuß, 19 Jahre alt, gilt als großes Talent. Beide haben den Sprung ins Weltcup-Team schon geschafft.

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Abschiedssaison

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Abschiedssaison: Als Andrea Henkel - nach einem ersten Einsatz im März 1995 - in ihre erste Weltcup-Saison startete, war Gerhard Schröder noch Bundeskanzler und in Deutschland wurde mit D-Mark bezahlt. 1998 war das, nach 15 Jahren naht nun das Ende einer erfolgreichen Karriere. Vier Olympia-Medaillen, 16 WM-Medaillen: Auch wenn Henkel oft weniger beachtet wurde als die schillernden Kolleginnen wie Kati Wilhelm oder Magdalena Neuner, gehört sie zu den Größen ihren Sports. Nach Sotschi 2014 soll endgültig Schluss sein mit dem Leistungssport, sagt die 35-Jährige. Es werden bereits ihre vierten Olympischen Spiele sein, in die Saison startet sie als Anführerin des deutschen Teams. Beim gut besetzten Testrennen im norwegischen Sjusjøen Mitte November holte sie gleich den Doppelsieg in Massenstart und Sprint. Zusammen mit der 32-jährigen Evi Sachenbacher-Stehle bildet sie den erfahrenen Kontrast zu den jungen Nachwuchskräften. Das Ziel für Henkel ist klar: "Eine Medaille in Sotschi, das wäre der perfekte Abschluss."

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Erwartungsfrohe Russen

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(Foto: dpa)

Erwartungsfrohe Russen: Für die russischen Athleten hat der Weltcup-Winter so viel Bedeutung wie für keine andere Nation. Olympische Spiele im eigenen Land stehen an, das heißt auch: Es werden Medaillen erwartet, und zwar reichlich. Seit jeher gehört Russland zu den Biathlon-Großmächten, doch der Kampf um die Spitzenplätze ist härter geworden. Zwei Personalien werden besonders beäugt: Der Ruhpoldinger Wolfgang Pichler (Mitte) ist vom Cheftrainer der Frauen zum bloßen Mitglied des Trainerstabs degradiert worden, Alexander Selifonow folgte ihm als neuer Chefcoach nach. Von Selifonow erhofft sich das russische Volk nach einer medaillenlosen WM (bei den Frauen) eine heilsbringende Wirkung. Es ist eine brisante Konstellation, denn Pichler mit ausgeprägter Anti-Doping-Haltung trifft auf einen Kollegen, der bereits 2009 Trainer war, als russische Athleten positiv getestet wurden. Pichler trainierte den Sommer über die russischen Top fünf, Selifonow weitere Athletinnen. Welche Athletin am Ende die Medaillen holt, wird demnach ein Duell zwischen zwei Trainern mitentscheiden.

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Die Favoriten

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(Foto: Tobias Hase/dpa)

Die deutschen Männer: Für Freunde der Beständigkeit ist Biathlon ein wunderbarer Sport. Wer in der vergangenen Saison auf die Ergebnislisten lugte, hat sehr oft die Norwegerin Tora Berger und den Franzosen Martin Fourcade ganz oben gesehen. Ob sich das in diesem Jahr ändert? Anzeichen dafür gibt es keine, was im Prinzip die beste Vorraussetzung für Überraschungen ist. Weit weg ist der Rest der Weltelite ohnehin nicht. Im vergangenen Jahr absolvierte Erik Lesser (rechts) eine Saison mit konstant guten Leistungen und etablierte sich hinter Andreas Birnbacher als Nummer zwei im deutschen Team. Für einen Sprung aufs Podest sind die deutschen Männer stets zu haben. Genauso wie die Franzosen. Und die Slowenen. Und die Norweger. Und die Russen.

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Der ewige Norweger

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(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Der ewige Norweger: Er ist immer noch dabei. Ole Einar Bjørndalen, mittlerweile 39 Jahre alt, geht in seinen 23. Weltcupwinter. In den vergangenen Jahren hat der Norweger zwar viel von seiner Dominanz eingebüßt, er braucht schon wirklich gute Tage, um der Konkurrenz zu enteilen. So wie beim Testweltcup Mitte November ins Sjusjøen, als er den Sieg im 15-Kilometer-Massenstart mit zwölf Sekunden Vorsprung holte. Sollte es tatsächlich zu einer Olympia-Medaille reichen, wäre Bjørndalen bereits 40 Jahre alt (er hat im Januar Geburtstag). Nur muss er aufpassen, dass er bis dahin nicht allzu vergesslich wird: Im Oktober verpasste er einen Dopingtest, weil er vergaß, den Kontrolleuren seinen Aufenthaltsort mitzuteilen. "Das sollte nicht passieren und wurde durch meine Schlampigkeit verursacht", erklärte Bjørndalen zerknirscht.

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Rehaprofi

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(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Rehaprofi: Für Miriam Gössner (rechts im Bild) bestand der Sommer hauptsächlich aus Arztbesuchen. Im Mai stürzte sie bei einer Mountainbike-Tour so schwer, dass sie sogar ans Aufhören dachte. Mehrere Lendenwirbel waren gebrochen, doch auch in der Not bewahrte sie sich ihren Humor. "Ein gebrochener Rücken kann auch entzücken", soll sie ihrer Freundin und einstigem Biathlon-Wunder Magdalena Neuner (links) per SMS übermittelt haben. Nach dem Aufbautraining kann sie nun doch in den Weltcup starten. Und zwar in guter Form: Die Leistungen in den Testwettkämpfen überraschten Bundestrainer Uwe Müssiggang, "das war in dieser Form nicht zu erwarten".

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Auftrieb der Mixed Staffel

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(Foto: Martin Schutt/dpa)

Auftrieb der Mixed-Staffel: Wäre die Mixed-Staffel ein Schulkind, würde sie in diesem Jahr die dritte Klasse bestreiten. Seit acht Jahren gibt es den Wettbewerb, bei dem zwei Männer und zwei Frauen einer Nation gemeinsam antreten, mittlerweile im Weltcup. Einst belächeltes Show-Event, wird die Mixed-Staffel in dieser Saison endgültig ernst genommen werden: In Sotschi gehört sie erstmals zum olympischen Programm. Perfekte Medaillen-Motivation, die sich auch im Weltcup niederschlagen wird.

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Zweite Chance für Annecy

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(Foto: REUTERS)

Zweite Chance für Annecy: Als Station bei der Tour de France konnte sich das französische Annecy bereits behaupten, nun soll es auch mit dem Biathlon klappen. 2011 scheiterte der erste Versuch: Im Dezember sollte der Ort Premiere als Weltcup-Standort feiern, doch dann fehlte es am Schnee, der Wettbewerb wurde nach Hochfilzen verlegt. Inständig hoffen die Organisatoren nun auf bessere Bedingungen, um nicht wieder aus dem Kalender gestrichen zu werden. Martin Fourcade (im Bild), Gesamtsieger der vergangenen zwei Jahre, würde sich mit Sicherheit auf ein Heimspiel freuen.

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Ein Stadion namens Laura

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(Foto: imago sportfotodienst)

Ein Stadion namens Laura: Das Objekt der Begierde heißt Laura. Laura ist nicht der Vorname der Tochter von Wladimir Putin, auch nicht der Tochter des Gazprom-Chefs. Ein wilder Gebirgsfluss namens Laura schlängelt sich durch den Kaukasus und leiht der neuen Biathlon-Anlage in Krasnaja Poljana ihren Namen. Die Strecke wurde für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi gebaut, komplett finanziert vom Erdgasunternehmen Gazprom, nicht als Sponsor, sondern gleich als Eigentümer. Die Strecke ist vier Kilometer lang und zählt zu den schwierigsten weltweit: Die Anstiege sind steil, die Abfahrten rasant und technisch anspruchsvoll, Ruhephasen gibt es quasi nicht. Damit zum Saisonhöhepunkt genug Schnee liegt, wurden mittlerweile 200.000 Kubikmeter in Schneespeichern gelagert. Rings um die Strecke herum stehen zudem Flutlichtmasten, denn es wird ein Novum bei Olympischen Winterspielen geben: Die Biathlon-Rennen finden großteils in den frühen Abendstunden statt. Stimmungsvolle Zieleinläufe unter Flutlicht sind garantiert.

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