Die Form von Wimbledon 2013 hat sie nie wieder erreichen können, wegen Verletzungen, aber auch weil sie sich den Erfolg mit vielen Auftritten auf den roten Teppichen abkaufen ließ. Die Rückkehr zum früheren Trainer von Andre Agassi nach Bradenton war deshalb auch eine Zuflucht. Bollettieri ist zwar mittlerweile 85 Jahre alt, aber immer noch fit genug, um mit Lisicki täglich auf dem Platz stehen zu können. "Wir haben jeden Tag um sieben Uhr morgens trainiert", erzählt Lisicki.
Auf der Tour wird er sie aber natürlich nicht mehr begleiten. Das tut dafür ihr Vater Richard und der neue Hittingpartner Marc Marco-Ripoll, ein früherer spanischer Tennisprofi. Sie standen auch auf dem Trainingsplatz in Wimbledon, um Lisicki für das erste Match gegen die talentierte Kroatin Ana Konjuh zu präparieren. "Ich weiß, mein Vater will das Beste für mich", erklärte Lisicki im Interview mit dem Tennismagazin. "Er hat gesehen, wie sehr ich gelitten habe, als ich mit Verletzungen gespielt habe, weil ich zu früh zurückgekommen war."
Ihr Aufschlag funktionierte nicht mehr
Auch die herrlichen Erinnerungen an Wimbledon spielten in den Überlegungen eine Rolle. Ihr Papa hatte sie bei der wundersamen Reise ins Endspiel und auf Rang zwölf der Weltrangliste als Trainer begleitet. Diesmal schaffte es die Deutsche nur mit einem sogenannten "protected ranking" ins Hauptfeld, das bei einer längeren Verletzungspause beantragt werden kann und die Weltranglistenposition quasi einfriert. In der tatsächlichen Weltrangliste ist sie nach der langen Pause bis auf Rang 127 zurückgefallen.
Lisicki haderte während der Verletzung vor allem mit ihrem Aufschlag. Er ist ihr Markenzeichen, ihr wichtigster Schlag, weil sie mit ihm die Ballwechsel von Beginn an beherrschen kann. Sie kann den Ball dabei wie keine andere Spielerin auf der Tour beschleunigen. Mit 210,8 Kilometern pro Stunde hält sie sogar den offiziellen Weltrekord.
Ein Turnier hat sie vor Wimbledon gespielt, auf Mallorca. Es war ihr erstes überhaupt in diesem Jahr. Sie gewann zwei Spiele und hatte erst im Viertelfinale gegen Julia Görges das Nachsehen.
Mit ihrem couragierten Auftritt am Mittelmeer überraschte sie sich nach der langen Pause selbst. Für Wimbledon hat sie sich deshalb wieder wenig vorgenommen. "Ich habe überhaupt keine Erwartungen", sagt sie, "weil ich mich immer noch auf dem Weg zurück befinde und mich erst einmal hocharbeiten muss." Aber sollte Sabine Lisicki ihr erstes Match gewinnen, ist vieles für sie möglich auf ihrem geliebten Untergrund.
Vielleicht sogar ein Spiel auf dem Centre Court.