Sabine Lisicki im Wimbledon-Finale:Deutsches Tennis erwartet den Bine-Boom

Sabine Lisicki of Germany celebrates after defeating Agnieszka Radwanska of Poland in their women's semi-final tennis match at the Wimbledon Tennis Championships, in London

Küsschen an die Fans: Sabine Lisicki, Publikumsliebling in London.

(Foto: REUTERS)

Durch den Finaleinzug von Sabine Lisicki in Wimbledon träumen einige schon von der Wiederkehr der alten Zeiten, als Boris Becker und Steffi Graf eine Tennishysterie auslösten. Doch die 23-Jährige tut sich nach dem Sieg im Halbfinale schwer, ihre Emotionen einzufangen. Immerhin hat Boris Becker Ratschläge fürs Endspiel.

Sabine Lisicki ist ein sehr emotionaler Mensch und deshalb kann man ihr nach dem hoch emotionalen Halbfinal-Sieg in Wimbledon eine kleine Übertreibung nachsehen. Als die "Schlacht" (Lisicki) nach dem 9:7 im dritten Satz gegen die Polin Agnieszka Radwanska vorbei war, sagte sie: "Ich glaube, Deutschland ist gerade ziemlich glücklich."

Dass viele Deutsche ihren epischen Kampf gar nicht mitbekommen haben, weil die Partie nur den zahlenden Kunden des Pay-TV-Senders Sky vorbehalten war, weiß Sabine Lisicki vielleicht gar nicht. Andererseits kann man mit Bestimmtheit sagen, dass gerade die Tenniswelt in Deutschland ziemlich glücklich ist. Denn die wartet ja schon seit Jahren darauf, dass sich mal wieder so etwas wie ein Tennisboom einstellt.

Bundestrainerin Barbara Rittner träumt gar noch von den alten Zeiten, als die Deutschen wegen Becker und Graf zu einer Tennisnation wurden: "Die Aufmerksamkeit in Deutschland ist gestiegen. Ich habe schon von einem Sabine-Hype gehört. Tennis ist in aller Munde, und die Zeitungen werden voll sein", sagte Rittner bei Sky: "Das tut dem Damentennis gut, das tut dem Tennis insgesamt gut. Tennis ist eine tolle Sportart. Wir hatten schon einmal ein Hoch, der Boom wird jetzt wieder neu ausgelöst. Danke Sabine!"

Michael Stich, früherer Wimbledon-Sieger und heute Direktor des in zehn Tagen beginnenden Männerturnier am Hamburger Rothenbaum, sagte: "Für das deutsche Tennis wäre es fantastisch, wenn sie Wimbledon gewinnen würde, das würde unserem Sport einen unglaublichen Schub geben." Er fügte dann noch an: "Aber am allermeisten gönne ich es der Sabine."

Stich äußerte zuletzt bereits seine Hoffnungen, in Zukunft ein Frauenturnier nach Hamburg zu holen. In Nürnberg hatte in diesem Frühjahr erstmals ein WTA-Turnier stattgefunden und es waren mehr Zuschauer gekommen als erwartet. Was sicher auch daran lag, dass mit Andrea Petkovic eine deutsche Spielerin ins Finale eingezogen war.

Becker: "Sabine Lisicki rocks!!!!"

Steffi Graf und Boris Becker sendeten ihre Glückwünsche an Lisicki. Graf schrieb auf ihrer Facebook-Seite: "Super Sabine! Unglaublicher Kampf, toll wie Sabine Lisicki gegen Agnieszka Radwanska ihre Ruhe und Nerven behalten hat und selbst nach einem Rueckstand von 0:3 im dritten Satz wieder zu ihrem Spiel gefunden hat. Wir werden alle im Finale mitfiebern und drücken ihr fest die Daumen!!!"

Becker nutzte erst seinen populären Twitter-Kanal: "Sabine Lisicki rocks!!!! But u gotta hit it one more time baby...." Später sagte er dem Portal tennisnet.com: "Es ist ein großartiger Erfolg für Sabine. Sie hat sich diese Chance auf den Titel auch mehr als verdient. Sie war die Spielerin, die dieses Turnier geprägt hat - mit ihrem Tennis, aber auch mit ihrem charmanten, gewinnenden Auftreten. Sie hat sich in die Herzen der Fans gespielt."

Der dreimalige Sieger des Turniers hat auch einen einfach klingenden Rat für das Finale am Samstag: "Die Nerven behalten. Nichts verändern, den Rhythmus beibehalten. Eigentlich die Dinge tun, die man getan hat, um auch ins Finale zu kommen."

Doch Lisicki wird aufpassen müssen, dass ihr starker Wunsch nach dem Wimbledon-Titel denselbigen nicht verhindert. Sie hatte nach dem Erfolg gegen Radwanska bisweilen merklich Mühe, sich zurückzunehmen und zu erinnern, dass sie noch ein Spiel gewinnen muss. "Noch ein Match, und dann ...", erklärte Lisicki und musste innehalten und sich innerlich abkühlen: "Mal schauen." Es dürfte sie kaum beruhigen, dass die deutsche Tenniswelt da draußen den Satz wohl mit den Worten zu Ende gebracht hätte: "Geht endlich wieder der Boom los!"

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