Rumpfkader beim FC Bayern:"Ich bin der Müller, ohne Wohlfahrt"

FC Bayern München- Eintracht Frankfurt

Müller, nur Müller: Thomas Müller beim Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt.

(Foto: dpa)
  • Nur 13 Feldspieler und zwei Torhüter hat Bayern-Trainer Pep Guardiola im Spiel gegen Eintracht Frankfurt zur Verfügung.
  • Ob Arjen Robben und Franck Ribéry gegen Porto in der Champions League auflaufen können, weiß nicht einmal Thomas Müller.
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Aus dem Stadion von Thomas Hummel

Es lief die 46. Spielminute, als Thomas Schaaf sich veranlasst fühlte, es dem Kollegen Pep Guardiola mal so richtig zu zeigen. Es war eine Machtdemonstration. Frankfurts Trainer schickte alle sechs Ersatzspieler plus Ersatztorwart plus Assistenztrainer zum Aufwärmen. Der Schwarm schlenderte an der Bank des FC Bayern München vorbei und kreuzte dabei den Lebensraum (Coachingzone) Guardiolas, der vor lauter gegnerischen Ersatzspielern kurzzeitig nichts mehr vom Spiel sehen konnte.

Guardiola ist bekanntlich der MacGyver des Fußballsports, doch gegen diesen perfiden Überfall konnte der Trainer des FC Bayern München nichts ausrichten. Ein Blick zurück auf seine eigene Ersatzbank reichte, um die Aussichtslosigkeit zu erkennen: Dort saßen neben Ersatztorwart Manuel Neuer nur drei Feldspieler. Ob er so einen lichten Kader schon mal erlebt habe? "Nein", sagte Guardiola nach dem Spiel. Er schüttelte den Kopf und wiederholte: "Nein."

Der FC Bayern München will im Mai und Juni drei Pokale gewinnen. An diesem April-Nachmittag aber erschien die erste Profimannschaft, als hätte man ihr ein Freundschaftsspiel gegen einen Fanklub in den Terminplan gezimmert. Zwischen einem schweren Pokal-Viertelfinale in Leverkusen und einen vielleicht ebenso schweren Champions-League-Viertelfinale in Porto am kommenden Mittwoch. Oder wie es Thomas Müller ausdrückte: "Es ist schwierig, dass du nach 120 Minuten in Leverkusen heute aufstehst und sagst: Hurra, es kommt Eintracht Frankfurt, die hauen wir weg."

Am Ende blieben 13 Feldspieler und zwei Torhüter übrig, weil neben den vielen Verletzten auch Jérôme Boateng am Vormittag "Probleme in den Beinen" (Guardiola) angemeldet hatte. Der Brasilianer Rafinha spielte deshalb erstmals Innenverteidiger, der wohl ausgemusterte Mitchell Weiser rechts hinten. Im Mittelfeld schufteten Philipp Lahm und Thiago, die sich bislang nach langen Verletzungspausen eine Stelle praktisch teilten.

Rafinha mit Ovationen überschüttet

Umso überschwänglicher fiel nach dem souveränen 3:0-Sieg das Lob Guardiolas aus. Vor allem Rafinha wurde überschüttet mit Ovationen. Bei seiner Auswechslung streckte der Trainer die Arme in die Luft und applaudierte so öffentlichkeitswirksam, dass das ganze Stadion einstimmte. Später auf ihn angesprochen, zuckte Guardiola mit der rechten Schulter, suchte nach einem Superlativ, zuckte mit der Schulter, suchte, zuckte, und fand: "Wenn du Rafinha sagst, du spielst heute links vorne, dann macht er auch das, so gut er kann." Er sei ein ganz spezieller Spieler, der immer helfen will. Egal, wo. Der 29-Jährige bringe immer Leistung und sei ein Grund dafür, dass der FC Bayern seit drei Jahren fast alles gewinne.

Wer bedenkt, dass der kleine Brasilianer unter Trainer Jupp Heynckes praktisch schon verschwunden war, kann sich ob dessen anschließender Karriere nur wundern.

Guardiola schickte dann auch seine Ersatzspieler zum Aufwärmen. Holger Badstuber, Sebastian Rode, Gianluca Gaudino zusammen mit Fitnesstrainer Lorenzo Buenaventura. Ein Spiel gegen die Frankfurter Bank hätten sie vermutlich nicht gewonnen. Warum es auf dem Platz dennoch so glatt lief für die Münchner? "Das Wichtigste ist, elf Spieler auf dem Feld zu haben, die das Spiel und den Verein lieben", philosophierte Guardiola.

Ob zum Beispiel Bastian Schweinsteiger und Frank Ribéry (die definitiv viel Liebe für Ball und Klub mitbringen) beim FC Porto wieder dabei sein können? "Da müssen Sie den Doktor fragen", antwortete Guardiola abwehrend. Oder mit den Worten von Thomas Müller: "Ich bin der Müller, ohne Wohlfahrt." Allein Kapitän Philipp Lahm ließ sich zu einer ernsthaften Prognose hinreißen: "Am Mittwoch werden wir sicher wieder mehr Spieler im Kader haben. Heute war das schon ein bisschen dünn."

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