Situation im deutschen Fußball:Kritik an Rummenigges Krisentreffen

Bayer 04 Leverkusen v FC Bayern Muenchen - DFB Cup Final

Karl-Heinz Rummenigge will besprechen, wie es mit dem Fußball weitergeht.

(Foto: Getty Images)

Vertreter zahlreicher Bundesligisten wollen am Mittwoch in Frankfurt die Lage der Fußballbranche besprechen - doch einige Erstligisten sind gar nicht eingeladen.

Die G15, dieses Etikett umgibt nun eine Gruppe von 15 deutschen Profiklubs. G15, das klingt nach viel Macht, so wie die G7, die G8 oder die G20 in der Weltpolitik. Oder, um in der Welt des Fußballs zu bleiben, wie die G14, die sich vor etwa zwei Jahrzehnten gründete. Damals schlossen sich 14 internationale Spitzenklubs von Real Madrid bis zum FC Bayern München zu einer Interessensgemeinschaft mit diesem Kürzel zusammen; es war der Grundstock für die heute einflussreiche Europäische Klub-Vereinigung (ECA).

Was es mit der deutschen G15 auf sich hat, muss sich noch weisen. Fakt ist jedenfalls, dass es am Mittwoch im Airport Club in Frankfurt zu einem ungewöhnlichen Treffen kommen soll. Auf Initiative von Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern, wollen sich dort Vertreter von 14 Erst- und eines Zweitligisten (Hamburger SV) treffen, um sich über drängende Fragen des deutschen Profifußballs auszutauschen. Aus der ersten Liga nicht eingeladen sind Mainz 05, Arminia Bielefeld, der VfB Stuttgart und der FC Augsburg. Die Gestaltung und Zusammensetzung des Gesprächs wird von Irritationen begleitet - und dies sogar bei solchen Klubs, die in den Teilnehmerkreis gebeten wurden.

"In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen und im Sinne der Solidarität hätten wir uns gewünscht, dass alle Bundesligisten eingeladen werden", sagte Werder Bremens Geschäftsführer Frank Baumann dem Kicker. Erst recht irritiert sind natürlich die Vertreter jener Klubs, die gar nicht erst benachrichtigt worden sind - wie zum Beispiel jene von Mainz 05. Es sei "legitim, dass man sich austauscht", aber ein "merkwürdiges Verhalten, wenn Teile der Liga ausgeschlossen" würden, sagte der kaufmännische Vorstand Jan Lehmann der Frankfurter Rundschau.

Vereine wie Bremen sind für mehr Umverteilung

Dass das Quartett um Mainz ausgebootet wurde, liegt offenkundig an dessen Positionierung in der Debatte um den neuen Verteilerschlüssel für die Fernsehgelder. Seit Monaten läuft der Kampf um die Frage, wie von der neuen Saison an die dann cirka 1,3 Milliarden Euro aus der nationalen und der internationalen Vermarktung unter den 36 Profiklubs aufzuteilen sind. Mainz & Co. plädieren für eine gleichmäßigere Ausschüttung. Allerdings haben sich auch andere Klubs wie zum Beispiel Bremen für eine Umverteilung ausgesprochen.

Neben der Portionierung der Fernsehgelder steht eine weitere Zukunftsfrage auf der Agenda: Wie soll sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) als Dachverband der 36 Profiklubs nach dem für 2022 angekündigten Abschied von Geschäftsführer Christian Seifert aufstellen? Zudem eine Debatte aus der Vergangenheit: Wie ist die Lage beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), in dem rund um die Aufklärungsarbeit zur Vergabe der WM 2006 ein Machtkampf zwischen Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius entbrannt ist. Es ist kein Geheimnis, dass Keller in der Liga viele Unterstützer hat. Bayer Leverkusen gehört zu den Klubs, die das Treffen offensiv verteidigen. Es gebe eine Reihe "sehr bedeutender Themen für die Verantwortlichen innerhalb der Bundesliga", sagte Klubchef Fernando Carro und fügte an: "Dialog ist wichtig, eine größtmögliche Einigkeit auch. Dazu wollen wir als Bayer 04 beitragen und haben dieses richtungsweisende Treffen mit vorangetrieben." Der FC Bayern und Initiator Karl-Heinz Rummenigge äußerten sich bis Montagabend nicht zum Thema.

Kritik kommt auch von außerhalb der Liga. Erst kürzlich installierte die DFL eine Taskforce mit dem Titel "Zukunft Profifußball", in der Vertreter aus Sport, Politik und Gesellschaft sitzen, um sich tiefgehende Gedanken zu machen. Nun wirkt die G15 wie ein Gegenprojekt. Taskforce-Mitglied und Fan-Vertreterin Helen Breit sagt daher: "Hier sehen wir die Initiatoren in der Pflicht, Aufklärung zu betreiben - Überschneidungen mit der Taskforce müssen transparent gemacht werden."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: