Karl-Heinz Rummenigge und der FC Bayern:"Wir sind nicht arrogant, wir verlangen keine Sonderrolle"

FC Bayern: Vorstand Karl-Heinz Rummenigge

Karl-Heinz Rummenigge sieht vieles anders als Teile der Öffentlichkeit.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Katar, Corona, sportlicher Durchhänger: Der Bayern-Boss versucht im Sportstudio die Kritik an den Münchnern abzufedern. In entscheidenden Fragen gibt er sich aber keineswegs einsichtig.

Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge hat Vorwürfe, der Fußball beanspruche in der Corona-Pandemie eine Sonderrolle, zurückgewiesen. "Wir sind überhaupt nicht arrogant, wir verlangen überhaupt keine Sonderrolle", sagte der Vorstandschef des deutschen Rekordmeisters am Samstag im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. "Der Fußball hat nach wie vor Demut."

Aber auch der Profi-Fußball, der seinen Spielbetrieb derzeit ohne Zuschauer fortsetzen darf, sei von der Pandemie betroffen. "Wir sind alle in unserem Land angespannt", sagte Rummenigge. "Es ist nicht so einfach, auch für den Fußball." Seine Aussagen zum Impfen seien in Teilen missverstanden worden. "Wir wollen uns in keinster Weise vordrängeln", sagte Rummenigge zu der Debatte über eine mögliche Bevorzugung von Profisportlern beim Impfen, die nach seinen Aussagen entstanden war.

Rummenigge relativiert Aussagen zum Impfungen

Rummenigge hatte bei Sport1 angeregt, dass Fußball-Profis als Impfvorbilder in der Bevölkerung dienen könnten. Diese gelte selbstverständlich nur dann, "wenn es genügend Impfstoff gibt", sagte Rummenigge nun. Die Reisen der Clubs im Europapokal verteidigte Rummenigge. "Man darf dem deutschen Fußball da keinen Vorwurf machen. Das sind keine Entscheidungen der Clubs, das ist eine Entscheidung der Uefa", sagte er mit Blick auf die Europäische Fußball-Union. "Die Alternative wäre, nicht mehr an der Champions League teilzunehmen." Zuletzt hatte RB Leipzig wegen Reisebeschränkungen sein Achtelfinale gegen den FC Liverpool in Budapest bestritten. Dies sei "diskussionswürdig, weil man den Eindruck bekommt, der Fußball hat eine Sonderrolle".

Wegen anhaltender Kritik an der Partnerschaft des FC Bayern mit Katar forderte Rummenigge derweil "notwendige Geduld" mit dem Land ein. Bei den Menschen- und Arbeitsrechten sei Katar "schon ein ganzes Stück nach vorn gekommen", fand er. Den Forderungen, der FC Bayern müsse sich gegenüber dem WM-Ausrichter von 2022 stärker positionieren und deutlichere Zeichen setzen, entgegnete der Bayernboss: "Wir beim FC Bayern sind der Meinung, dass man in einem Dialog viel mehr erreicht als in einer permanent kritischen Haltung."

Die Münchner werden von der Fluglinie Qatar Airways unterstützt und nutzten Katar mehrfach für ihr Winter-Trainingslager. Die Frauenfußballerinnen der Bayern waren zuletzt ebenfalls in Katar. Auch aus der Münchner Fanszene gab es in der Vergangenheit immer wieder Kritik an der Partnerschaft. Rummenigge verwies darauf, dass sich das noch junge Land entwickelt habe. Der Fußball leiste einen "großen Beitrag zur Verbesserung der Situation". Der FC Bayern oder der Fußball allein könnten aber keine umfassenden Veränderungen bewirken. "Wir können nicht die ganze Welt verbessern", sagte Rummenigge. Als der Vorstandsvorsitzende meinte, in Katar herrsche eine andere Kultur, entgegnete Sportstudio-Moderator Jochen Breyer: "Menschenrechtsverletzungen sind keine Kultur."

Nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat sich die Lage ausländischer Arbeiter in Katar zuletzt zwar verbessert, das Land setze seine Reformen aber nur unzureichend um. Zudem werden demnach einheimische Arbeitgeber bei Verstößen häufig nicht zur Rechenschaft gezogen. Dadurch sind laut Amnesty Tausende Arbeiter weiter der Gnade skrupelloser Arbeitgeber ausgesetzt, deren Missbräuche straflos blieben.

Und auch zu sportlichen Dingen kam der Studiogast im Fernsehen zu einigen Analysen. Nach seiner Ansicht hängt die jüngste Schwächephase der Bayern in der Bundesliga auch mit der hohen Belastung zusammen. "Die ganze Saison ist anstrengend, wir spielen jeden dritten Tag, die Spieler sind natürlich beansprucht", erklärte Rummenigge. Ein Problem der Münchner in dieser Saison sieht er darin, "dass wir manchmal zu inkonsequent sind, wir ersparen uns manchmal den letzten Meter." Dies führe dann häufig zu Rückständen. "Dann wird es natürlich anspruchsvoll."

Besonders in die Pflicht nahm Rummenigge namentlich auch Niklas Süle. De facto stellte er sogar den längerfristigen Verbleib des Nationalspielers bei den Münchnern infrage. "Wenn wir eine Lösung finden, sind wir grundsätzlich gern bereit, den Vertrag zu verlängern, aber das wird nur zu gewissen Konditionen möglich sein", sagte er. Süles Kontrakt bei den Bayern läuft am 30. Juni 2022 aus. "Es werden jetzt Gespräche geführt, dann werden wir sehen, zu welchem Ergebnis die führen", beschrieb Rummenigge etwas skeptisch die Situation um den Abwehrmann.

Grundsätzlich sei es das Ziel der Münchner, die guten deutschen Nationalspieler an sich zu binden. Der Club müsse aber auch auf die knapperen Finanzen in der Corona-Krise achten. "Wir werden uns das bis zum Sommer seriös und in Ruhe anschauen", äußerte Rummenigge. Er könne die Ergebnisse der Verhandlungen mit Süle nicht vorhersehen. Der 25 Jahre alte Innenverteidiger war im Sommer 2017 von der TSG 1899 Hoffenheim zu den Bayern gewechselt. In dieser Saison ist er unter Trainer Hansi Flick nicht mehr erste Wahl. Als Ersatz für den am Ende der Spielzeit scheidenden Abwehrchef David Alaba (28) haben die Münchner bereits Dayot Upamecano (22) von RB Leipzig verpflichtet.

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