Rugby:Todesfälle treffen Rugby-Sport

Lesezeit: 2 min

Eine tragische Unfallserie hat den in Frankreich populären Sport erschüttert. Nun werden mögliche Maßnahmen erörtert - viele Verantwortliche beteuern jedoch auch, dass es sich um eine "ungewöhnliche Spitze" handele.

Eine Welle schockierender Nachrichten hat den Rugby-Sport schwer erschüttert. Binnen acht Monaten starben in Frankreich vier junge Spieler nach auf dem Platz erlittenen Verletzungen. Die Frage nach dem Warum und danach, wie solche Tragödien künftig verhindert werden können, beschäftigt seitdem Funktionäre, Trainer und Spieler. Die Sportart fürchtet um ihren Ruf - auch in Deutschland.

"Leider rücken die Extremfälle ins Rampenlicht", sagt der frühere Nationalspieler Colin Grzanna, der jetzt Medizinisch-Technischer Direktor beim Deutschen Rugby-Verband (DRV) ist: "Natürlich sind es furchtbare Ereignisse, aber wenn man es mit anderen Sportarten vergleicht, ist Rugby nicht gefährlicher."

Tatsächlich gibt es viele Statistiken und Studien zu Todesfällen im Sport - Rugby kommt dort nur als Randnotiz vor, konstant im Zentrum steht der Bergsport. In Deutschland gab es seit 1972 sogar im Kegeln mehr Tote als beim Rugby. Auch gingen Häufigkeit und Schwere der Verletzungen in den vergangenen Jahren weltweit zurück. Der Präsident des französischen Verbandes meinte deshalb jüngst, der körperbetonte Sport sei "halb so gefährlich wie vor zehn Jahren".

Umso mehr haben die tragischen Vorfälle in Frankreich die Sportart aufgewühlt. Von einer "ungewöhnlichen Spitze" sprach Brett Gosper, Geschäftsführer des Rugby-Weltverbandes: "Wir sind erschüttert von dieser Serie an fatalen Unfällen.

So etwas haben wir in einer großen Sportart wie Rugby noch nie erlebt." Louis Fajfrowski, 21, starb im August 2018 nach einem Spiel seines Zweitligateams Aurillac, er hatte bei einem harten, aber fairen Tackling eine Kopfverletzung erlitten. Ähnlich lag der Fall bei Amateurspieler Adrien Descrulhes, 17, drei Monate später. Bei Nicolas Chauvin, 18, war im Dezember der Bruch eines Halswirbels die Todesursache. Nathan Soyeux, 23, der sich bei einem Hobbyspiel zwischen Auswahlen von Ingenieursschulen verletzt hatte, verstarb im Januar nach mehr als einem Monat im künstlichen Koma.

In Frankreich wurde diese Woche - nach einer zweitägigen Konferenz medizinischer Fachkräfte - eine tief greifende Regelreform beschlossen, die Tacklings im Nachwuchsbereich sicherer machen soll. Hierzu will der Weltverband den bisherigen Vier-Jahres-Zyklus für Regeländerungen verkürzen und einen Plan zur Verletzungsprävention einführen. Eine Handlungsrichtlinie für den Umgang mit Kopfverletzungen, ähnlich dem "Concussion Protocol" der NFL im Football, gibt es bereits seit mehreren Jahren.

In Deutschland ist man auf diesem Gebiet ebenfalls sehr aktiv. Ein in die Trainerausbildung integriertes Aktivierungsprogramm, entwickelt an der Universität der englischen Rugby-Hochburg Bath, habe zu einer deutlichen Reduzierung der Kopfverletzungen geführt, berichtet Grzanna. Vor allem die Sensibilität für Gefahrensituationen versuche man zu steigern.

© SZ vom 22.03.2019 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: