Goldmedaille für FrankreichAntoine Dupont kommt, rennt und siegt

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Er bereut nichts: Antoine Dupont entschied im Februar, seinen vollen Fokus auf Olympia zu legen.
Er bereut nichts: Antoine Dupont entschied im Februar, seinen vollen Fokus auf Olympia zu legen. (Foto: Hannah Peters/Getty Images)

Das erste olympische Gold für den Gastgeber gibt es beim 7er-Rugby: Antoine Dupont, der beste Spieler der Welt, führt seine Nation zum Sieg gegen Titelverteidiger Fidschi.

Von David Kulessa

Natürlich spielte die Stadionregie im Stade de France nach dem Triumph der französischen Rugbymannschaft recht bald Édith Piaf: „Non, je ne regrette rien“ – Nein, ich bereue nichts –, und das ganze Stadion, all die 69 000 Zuschauer, sangen mit. Leider war nicht zu ermitteln, ob auch Antoine Dupont mit einstimmte.

Es hätte jedenfalls sehr gut gepasst. Schließlich traf er im Februar diesen Jahres eine Entscheidung, die ihm in seiner Heimat zunächst eine Menge Kritik einbrachte. Der wohl beste Rugbyspieler der Welt verkündete, sich ganz auf das 7er-Rugby zu konzentrieren und dafür eine Pause beim klassischen Rugby Union einzulegen. Diese Variante des Sports, das 15-gegen-15 in zweimal 40 Minuten, über 200 Jahre alt, ist für viele noch immer die höchste Form des Rugbys.

Bloß: Olympisch ist die Disziplin eben nicht. Für die Chance darauf, das größte Sportereignis der Welt im eigenen Land zu erleben, verzichtete Dupont, allen Kritikern zum Trotz, sogar auf das prestigeträchtige Six Nations Turnier. Am Samstagabend nun führte der 27-Jährige Frankreich zur ersten Goldmedaille dieser Olympischen Spiele; er und seine Mannschaftskameraden besiegten Titelverteidiger Fidschi im Finale 28:7.

„Wahnsinn“, sagte Dupont bei der anschließenden Feier im Club France in der Grande Halle de la Villette, wo er auf den Händen begeisterter Fans durch die Menge gesurft war: „Dafür hat sich alles gelohnt.“ Sein Land liegt ihm wieder zu Füßen. Die französische Sportzeitung L’Équipe schrieb am Sonntag auf ihrer Titelseite: „Im Zentrum eines beispielhaften Kollektivs stand Antoine Dupont.“

Antoine Dupont kommt erst zur zweiten Halbzeit – und ist dann an jedem Try direkt beteiligt

Beim 7er-Rugby spielen sieben statt 15 Spieler auf dem genau so großen Feld, die Halbzeiten dauern nur sieben Minuten. Das macht den Sport ungemein anstrengend für die Akteure und sehr unterhaltsam für die Zuschauer. Es gibt kaum Verschnaufpausen und im Grunde geschieht alles ständig mit höchstem Tempo. Deshalb entschied Frankreichs Trainer Jérôme Daret zum wiederholten Male bei diesem Turnier, seinen besten Spieler in den ersten sieben Minuten auf der Bank zu lassen. Dupont kam erst zur zweiten Halbzeit. Es stand zu diesem Zeitpunkt 7:7, beide Teams hatten je einen Try – zu Deutsch: Versuch – gelegt.

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Dann kam Antoine Dupont und er rannte und er siegte. Direkt nach dem Ankick der Fidschianer zum Start der zweiten Hälfte schnappte er sich den Ball, trug ihn über das gesamte Feld – und passte im genau richtigen Moment auf Aaron Grandidier, der Frankreich erstmals in Führung brachte. Die Gegner aus Fidschi, Olympiasieger von 2016 und 2021, verteidigten im Anschluss aufopferungsvoll, brachten den Franzosen auf der letzten Linie alles entgegen, was sie hatten. Doch es reichte nicht, zum ersten Mal überhaupt verlor diese stolze Rugbynation ein Spiel bei einem olympischen Turnier. Knapp zwei Minuten vor Schluss verließ Kapitän Jerry Tuwai, 35, trotz Verletzung nur widerwillig das Feld. Es war vermutlich das letzte Spiel für den zweimaligen Olympiasieger, der als der größte Spieler in der Geschichte des 7er-Rugbys gilt.

Kurz darauf entschied, natürlich, Antoine Dupont dieses Finale mit einem Try, in der Nachspielzeit kämpfte er sich sogar nochmal in die Malzone. Das 28:7 spiegelte letztlich die Kräfteverhältnisse wider. Und wie er danach so dastand, lächelnd mit der Goldmedaille um den Hals, dachte sich Antoine Dupont bestimmt: Non, je ne regrette rien.

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