Rücktritt aus Nationalmannschaft:Erdoğan macht sich Özil auf seine Weise zunutze

Turkey Erdogan Israel

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan.

(Foto: AP)

Der Fall des deutschen Fußballers bietet dem türkischen Präsidenten eine willkommene Gelegenheit, sich wieder mal als Schutzpatron der Deutschen aus türkeistämmigen Familien aufzuspielen.

Kommentar von Ferdos Forudastan

Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Ich, wird Recep Tayyip Erdoğan gedacht und sich in die bunte Schar derjenigen eingereiht haben, die Mesut Özil für ihre jeweiligen Zwecke instrumentalisieren. Der Fall des deutschen Fußballspielers mit türkischen Wurzeln bietet dem türkischen Staatspräsidenten eine willkommene Gelegenheit, sich wieder mal als Schutzpatron der hier lebenden Türken und der Deutschen aus türkeistämmigen Familien aufzuspielen.

Ihre berechtigte Empörung über rassistische Töne, von denen der Streit um Özil durchsetzt ist, missbraucht Erdoğan: zum Beispiel, indem er den Sportler für dessen Austritt aus der Nationalmannschaft als "patriotisch" lobt. Erdoğan macht sich Özil auf seine Weise zunutze, wie andere es auf ihre Weise getan haben: Fußballfunktionäre, manche Medien, ein Teil der Fans, einige Politiker. Sie konnten ihn vor dem Foto mit Erdoğan nicht genug loben - und sich dann kaum ausreichend von ihm distanzieren.

Erst Symbol für ein tolerantes Deutschland, dann Sündenbock für die verlorene WM; erst Paradebeispiel für gelungene, dann für misslungene Integration: Özil sollte in seinem Leben schon vieles sein - zu vieles für einen jungen Mann, der fantastisch Fußball spielt und mit dem Foto und in der Diskussion darum Fehler gemacht hat.

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