Rückschlag für Mainz 05:Mit angezogener Handbremse

FSV Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach

In Mainz fassen sie sich an den Kopf: Trainer Martin Schmidt (r.) sah eine enttäuschende Leistung gegen Mönchengladbach.

(Foto: Thomas Frey/dpa)

Nach zwei Erfolgserlebnissen erleidet Abstiegskandidat Mainz beim 1:2 gegen Gladbach einen herben Rückschlag. Die Verantwortlichen bemühen sich darum, keine Negativstimmung aufkommen zu lassen.

Von Tobias Schächter, Mainz

Stefan Bell benannte die Gefahr, die von dieser 1:2-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach ausging, unmittelbar nach dem Schlusspfiff. Zwar war seine Mannschaft nach dem Anschlusstreffer von Yoshinori Muto (89.) doch noch einem Remis nahe gekommen, aber die Leistung des FSV Mainz 05 war 70 Minuten lang nicht bundesligatauglich. Und deshalb erklärte der Mainzer Kapitän: "Wir sollten uns von einem Spiel nicht alles kaputtmachen lassen."

Vor drei Wochen hatte der Mainzer Manager Rouven Schröder seinem Trainer Martin Schmidt eine Jobgarantie bis zum Saisonende ausgesprochen. Danach gab es einen Sieg gegen Hertha BSC (1:0) und einen überraschenden Auswärtspunkt beim FC Bayern (2:2). Die Mainzer wähnten sich im Aufwärtstrend. Doch die Leistung gegen Gladbach war bis auf die letzten 20 Minuten enttäuschend, und auch Trainer Schmidt war darum bemüht, die psychologischen Auswirkungen des schwachen Auftritts in Grenzen zu halten, als er sagte: "In der Mitte liegt die Wahrheit. Wir sind nach dem Punkt bei den Bayern nicht als Champions-League-Sieger rumgelaufen und müssen jetzt auch nicht alles runterziehen." Für die abschließenden drei Spiele - in Hamburg, gegen Frankfurt und in Köln - forderte er nach dem Rückschlag gegen Gladbach: "Köpfe hoch, der Kampf geht weiter."

Sich selbst Mut zu machen, ist nach dieser Leistung vonnöten in Mainz. Die Analysen, warum die Nullfünfer so wenig aggressiv und ohne Spielwitz agiert hatten, mussten bitter ausfallen. Stefan Bell erklärte deshalb: "Wir müssen das Gute aus der zweiten Halbzeit mitnehmen in die nächste Partie." Stimmt, denn vor der Pause gab es keinerlei Mutmacher. Bells Aufzählung der Mängelliste sprach für sich: "Wir sind in der ersten Halbzeit nicht so viel gelaufen, wie wir das wollten." Oder: "Irgendwann fehlte der Glaube, überhaupt Zweikämpfe zu gewinnen." Und: "Der Gegner hat schneller gespielt, als wir laufen konnten." Vor allem fehlte Mainz Tempo auf den Außenbahnen, wie Trainer Schmidt analysierte. Aber die beiden Außen Robin Quaison und Karim Onisiwo waren taktisch auch in der Defensivarbeit überfordert.

Schockstarre kurz nach der Pause

Es war kein Zufall, dass Gladbachs Führungstreffer durch Lars Stindl durch einen Ballverlust von Quaison eingeleitet wurde (31.). Und das 2:0 für die Borussia fiel kurz nach dem Wiederanpfiff zum ungünstigsten Zeitpunkt für den Gastgeber: Der starke Nico Schulz, der die Führung herrlich vorbereitet hatte, versetzte die Mainzer mit seinem Tor in eine Schockstarre, von der sie sich erst nach den Einwechslungen der beiden Offensivkräfte Jhon Cordoba für Quaison (62.) und Pablo De Blasis für Onisiwo (73.) lösten. Vielleicht auch, weil Gladbach nach dem Aus im DFB-Pokal am Dienstag im Elfmeterschießen die Kräfte schwanden, kamen die Mainzer noch einmal auf. Doch insgesamt fehlte dem Mainzer Spiel alles, was es an guten Tagen auszeichnet.

Trainer Schmidt erklärte dies mit der angeblich ungewohnten Spielweise mit vielen langen Bällen der Gladbacher in der ersten Halbzeit. Doch das stimmte so nicht: Die Gäste konnten im Mittelfeld kombinieren, weil Schmidts Spieler kaum Zweikämpfe führten, geschweige denn welche gewannen. FSV-Manager Rouven Schröder beschrieb das Mainzer Spiel richtig: "Man hatte von Anfang an das Gefühl, bei uns ist die Handbremse drin." Diese wieder zu lösen, wird Schmidts Aufgabe vor dem schweren Spiel in Hamburg sein. Der Schweizer hofft gegen den HSV auf die Rückkehr der angeschlagenen Außen Jairo Samperio und Levin Öztunali.

Die Gladbacher sehen durch den Sieg wieder die Möglichkeit, auf eine Teilnahme an der Europa-League. Trainer Dieter Hecking lobte seine Elf für den starken Auftritt nach dem Pokal-Aus und freute sich: "Der Sieg gibt uns eine Perspektive, Europa vielleicht noch packen zu können." Der Mainzer Trainer Martin Schmidt hingegen musste zugeben: "Wir haben auch eine klare Perspektive - und die heißt Abstiegskampf."

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